Eine Leistungsmannschaft wird es in naher Zukunft nicht geben.

NZ-Mitarbeiter Joachim Jakstat schrieb am 4. Oktober 2002: Einen Fußballverein, der den Namen der Stadt Norderstedt weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt macht, wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Dieses Ergebnis brachte ein Round-Table-Gespräch, zu dem Bürgermeister Hans-Joachim Grote die Vertreter der ortsansässigen Vereine gebeten hatte.

Der Verwaltungschef hatte die Geschehnisse um die Abmeldung der Oberligamannschaft des 1. SC Norderstedt und die daraus resultierende Gründung des 1. Fußball-Clubs Norderstedt zum Anlass genommen, um "zu einem Gedankenaustausch auf neutralem Boden zusammenzurufen". Verwaltungschef Grote: "Ich bin kein Fußballfachmann, aber eine überregional erfolgreiche Mannschaft wäre für die Stadt Norderstedt ein hervorragender Werbeträger." Der Bürgermeister machte deutlich, dass er ein solches Team gerne in Norderstedt sehen würde - allerdings nicht um jeden Preis.

Obwohl alle Beteiligten den Status quo mit zwei Landesligisten und weiteren unterklassigen Teams als Tiefpunkt im der Norderstedter Fußballgeschichte empfinden, sieht man zurzeit keine Möglichkeiten, ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Die Idee einer von allen Clubs unterstützten Leistungsmannschaft wurde aus finanziellen und organisatorischen Gründen schnell wieder verworfen.

Ein Konstrukt wie die Handballgemeinschaft Norderstedt ist ebenfalls nicht praktikabel. "Die Statuten des Deutschen Fußball-Bundes verbieten einen Zusammenschluss der verschiedenen Abteilungen", so Horst Rothschädl. Der Vorsitzende des 1. FC Norderstedt warb für seine Idee der Ausgliederung einer kompletten Fußballabteilung mit anschließender Fusion. Rothschädl erwägt zudem die Möglichkeit eines Gnadengesuchs beim Norddeutschen Fußball-Verband, um den Platz der abgemeldeten Mannschaft des 1. SC Norderstedt mit einem neu zu bildenden Team aus Norderstedt zu besetzen. Diesen Gedanken verwies Serdar Ersahin, Spartenleiter bei TuRa Harksheide und hauptberuflich Mitarbeiter im Hamburger Fußballverband, ins Reich der Träume: "Das Kapitel Oberliga hat sich mit der Abmeldung erledigt. Ich sehe da keine Chancen."

Kritik an Rothschädls Plänen äußerte auch Thomas Scheer, Herren-Obmann beim Glashütter SV: "Ich vermisse ein klares Konzept und Strukturen, die den Leistungsfußball nachhaltig ermöglichen. Da ist noch gar kein Fleisch am Knochen."

Hans Blunk, Vorsitzender von TuRa Harksheide, erteilte einem Norderstedter Fußball-Verein eine klare Absage. "Ich bin strikt dagegen. Wir sind ein großer Breitensportverein und wollen jede Abteilung behalten." Sein Kollege Rolf Hack vom Glashütter SV stieß ins gleiche Horn. "Wo sollen denn die ganzen unteren Herrenteams hin?", fragte er. "Jeder Verein muss seine Identität behalten."

Hack äußerte zudem seine Verwunderung darüber, dass Geldgeber, die nun den 1. FC Norderstedt unterstützen wollen, noch vor wenigen Wochen nicht dazu bereit gewesen seien, eine kleine Deckungslücke im Etat des Oberligisten 1. SC Norderstedt zu schließen.

Kritische Töne gab es auch von Horst Meier, dem Fußball-Spatenleiter des SV Friedrichsgabe: "Eine Zusammenarbeit ist sicher zu begrüßen, aber jeder Verein muss seine Identität behalten. Am Beispiel der HG Norderstedt sieht man doch, dass Handball in den Stammvereinen der HGN keine Rolle mehr spielt."

Olaf Bösselmann, Fußball-Abteilungsleiter des SCN, hält eine Aufwärtsentwicklung im Norderstedter Fußball nur durch eine Intensivierung der Jugendarbeit für möglich. "Dann würden talentierte Spieler auch mal in Norderstedt bleiben und nicht zum großen HSV wechseln." "Eine überregional erfolgreiche Mannschaft wäre für die Stadt Norderstedt ein hervorragender Werbeträger."