Sebastian Klaffka hat gut 3500-mal auf den Auslöser gedrückt, das Stadtarchiv historische Motive beigesteuert.

Norderstedt. Am 1. Januar 2010 feiert Norderstedt seinen 40. Geburtstag. Die Stadt will das Jubiläum eher bescheiden begehen. "Große Empfänge oder besondere Veranstaltungen sind nicht geplant", sagt Rathaussprecher Hauke Borchhardt. Allerdings wolle man bei größeren Ereignissen wie beim Neunjahrempfang oder beim Stadtfest darauf eingehen, dass die Ursprungsgemeinden Glashütte, Garstedt, Friedrichsgabe und Harksheide 1970 zu Norderstedt verschmolzen wurden.

Schon jetzt erinnert ein Kalender an die Stadtgeschichte. "40 Jahre Norderstedt" heißt der Bilderbogen, den Sebastian Klaffka (17) zusammengestellt hat. Für 9,95 Euro sind die Monatsblätter für das kommende Jahr im Handel zu haben.

Der junge Hobby-Fotograf ist losgezogen und hat markante Punkte in der Stadt mit der Kamera festgehalten: Die Regentrude vor dem Rathaus ist dabei, das Feuerwehrmuseum am Friedrichsgaber Weg, die Einkausfzentren Herold-Center und am Schmuggelstieg, die gesperrte Ulzburger Straße, auf der Bürger und Besucher ein Straßenfest feiern, einer der Nordport-Tower, das Arriba-Bad, die Stadtwerke, eine Gaststätte, ein Zugang zur U-Bahn-Station Norderstedt-Mitte und ein Silvester-Feuerwerk an der Rathausallee.

Garniert werden die aktuellen Fotos mit historischen Motiven, die zeigen, wie der Verkehr früher lief, wie das Rathaus und der neue Stadtteil Norderstedt-Mitte auf Erdbeerfeldern und Wiesen entstanden sind, wie die Menschen 1965 im Freibad Harksheide gebadet haben, wie das Herold-Center mit viel Musik eingeweiht wurde. Stadtarchivar Manfred von Essen hat die historischen Bilder beigesteuert, der Hauschildt-Verlag hat den Kalender gedruckt, die Stadtwerke, der Verein Norderstedt Marketing und die Stadt haben Unterstützung geleistet.

"Fotografie ist mein großes Hobby", sagt Sebastian Klaffka. Das hat er auch für seine Abschlussarbeit an der Realschule Garstedt genutzt. Zusammen mit einem Mitschüler ist er durch Hamburg gestreift und hat touristische Anziehungspunkte und weniger bekannte Objekte auf den Chip gebannt. 40 Seiten haben Klaffka und Mitschüler Volker Stamm für die Projektarbeit gefüllt. Die hat Lehrerin Caren Westermann so beeindruckt, dass sie Sebastian gefragt hat, ob er Lust hätte, einen ähnlichen Streifzug durch seine langjährige Heimatstadt zu machen - die Pädagogin ist zugleich Leiterin der Stadtbildstelle Norderstedt und hat den ehemaligen Realschüler ebenfalls unterstützt.

Sebastian griff die Idee auf und zog kreuz und quer durch die Stadt, in der er aufgewachsen ist. Vor zwei Jahren zog er mit seinen Eltern aus beruflichen Gründen nach Henstedt-Ulzburg, möchte aber gern wieder zurück. Oft war er am späten Nachmittag und abends auf Foto-Tour, um bestimmte Stimmungen einzufangen. "Wie oft ich losgezogen bin, kann ich gar nicht so genau sagen, aber ein paar Abende sind da schon zusammengekommen", sagt der Foto-Fan, der sein Hobby aber nicht zum Beruf machen will. In einer öffentlichen Verwaltung will er lernen und arbeiten.

Gut 3500-mal hat Sebastian auf den Auslöser gedrückt. Dabei ging es ihm nicht so sehr darum, die Realität abzubilden oder Menschen in der Stadt zu zeigen. Er wollte vielmehr die besondere Ästhetik und Architektur der Gebäude in den Fokus rücken. Zusammen mit Caren Westermann und Verlagschef Oliver Hauschildt sichtete er die Aufnahmen, das Team wählte die aussagestärksten aus. Der Fotograf bearbeitete die Motive am Computer nach.

Nun stehen aktuelle und historische Fotos kommentarlos beisammen, nicht immer erschließt sich dem Betrachter auf Anhieb der Zusammenhang. Wahrscheinlich wissen nur "Ureinwohner" was die alten Fotos zum Thema Wirtschaft zeigen, was 1974 gleich zweimal gefeiert wurde, oder was aus den alten Gaststätten geworden ist. "Wir haben überlegt, ob wir kurze Texte dazu stellen sollen, haben das aber verworfen", sagt Sebastian, der mit seinem Erstlingswerk zufrieden ist.

Auch Stadt und Marketingverein loben die Arbeit: "Ich finde die Foto-Mischung sehr gelungen. Dass Erläuterungen fehlen, hat bisher niemand bemängelt. Im Gegenteil: Die alten Norderstedter haben ein Aha-Erlebnis", sagt Stefan Witt, Vorsitzender von Norderstedt-Marketing. "Für ein Schüler-Projekt ist das eine tolle Leistung, die unsere Unterstützung verdient", sagt auch Hauke Borchhardt, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung. Die Fotos brächten die Menschen über die Frage "Wo ist denn das?" ins Gespräch. Schulen hätten den Kalender schon für den Heimat- und Sachunterricht angefordert.