Die Mutter der tödlich verunglückten Kira Mihm trifft heute den Mann, der ihrer sterbenden Tochter bestand und dankt allen Helfern.

Norderstedt. Es war Claudia Mihms großer Wunsch, mit dem Mann zu sprechen, der die letzten Worte ihrer Tochter Kira Mihm gehört hat. Vor allem wollte sie sich bei ihm bedanken, dass er ihrer Tochter in ihren letzten Stunden geholfen habe. Kira Maria Mihm-Sene wurde am 14. November Opfer eines Verkehrsunfalls. Sie wurde nur 22 Jahre alt (wir berichteten).

Ein betrunkener BMW-Fahrer geriet auf der Fahrt von Lübeck nach Hamburg auf der A 1 auf die Gegenfahrbahn und fuhr frontal in Kira Mihms Ford Ka. Kira starb in der Lübecker Uniklinik. Der Todesfahrer Martin L. aus Sereetz kam mit leichten Verletzungen davon. Er hatte 1,57 Promille.

Claudia Mihm startete auf ihrer Suche nach dem letzten ihr unbekannten Unfallhelfer einen Aufruf über "Radio Hamburg". Und hatte schnell Erfolg. "Der Mann, der die letzten Worte meiner Tochter hörte, ist Robert Radloff - es hat mich sehr beruhigt, ihn gefunden zu haben", sagt Claudia Mihm.

Für die Mutter der jungen Verstorbenen ist der Hamburger unverbrüchlich mit dem Leben ihrer Tochter verbunden. "Er war der letzte, der mit ihr gesprochen hat, er hat zum letzten Mal ihre Stimme, er hat ihre letzten Worte gehört", sagt die Mutter voller Wehmut.

"Sie sagte immer 'Mein Mann wartet auf mich, er macht sich Sorgen'", sagte Robert Radloff zur Norderstedter Zeitung. Der 22 Jahre alte Zimmerer aus Hamburg und sein Freund Dominik Houda (24) bargen Kira in letzter Minute aus ihrem Ford Ka, bevor das Auto ausbrannte. "Wir haben mit ihr geredet, damit sie wach bleibt, und sie hat uns noch erzählt, wie sie heißt und woher sie kommt. Wir haben ihr versprochen, sie im Krankenhaus zu besuchen. Sie hat uns noch fünf Nummern der Telefonnummer ihres Ehemannes nennen können, dann brach ihre Stimme ab", sagt Radloff. Als der Notarzt eintraf, habe er sie in ein künstliches Koma versetzt, damit sie ihre starken Schmerzen nicht mehr spürt. "Sie war äußerlich nahezu unverletzt", sagte Radloff. Als sein Freund am Sonnabendvormittag im Internet von Kiras Tod las, seien beide sehr erschüttert gewesen. Auf jeden Fall will Radloff zur Trauerfeier heute um 11 Uhr im Beerdigungsinstitut Wulff an der Segeberger Chaussee 56 kommen.

Der erste Helfer am Unfallort war Marco Lihring mit seinem Freund Bernd Borst. "Als wir den brennenden BMW sahen, haben wir sofort gehalten", sagte der Feuerwehrmann. Als er zu dem Fahrzeug ging, habe er von der anderen Seite ein Wimmern gehört: "Erst da entdeckte ich den Ford, aus dem auch schon Flammen schossen." Der Verkehr stand mittlerweile auf der Autobahn, aber die meisten Autofahrer blieben in ihren Fahrzeugen sitzen, darunter zwei Lkw-Fahrer, die nach den Bestimmungen Feuerlöscher an Bord haben müssen.

"Ich hörte Klageworte und fragte, ob noch eine Person im Auto sei. Das verneinte sie", sagte Lihring. Sein Freund holte ein Messer aus seinem Auto, und sie schnitten Kira aus dem Gurt. In dem Moment seien Radloff und Houda eingetroffen und er habe sie gebeten, die Verletzte wach zu halten.

Kira Mihm hatte nur Gedanken für ihren Ehemann Cheikh Sene (34), der in der gemeinsamen Wohnung in Timmendorf auf sie wartete. Nachts um 0.11 Uhr hatte sie ihm noch eine SMS geschickt, sie würde gleich nach Hause kommen. Doch als er um 3.10 Uhr aufwacht, ist seine Ehefrau nicht da. Cheikh Sene, von ihr liebevoll Chico genannt, ruft bei der Autobahnpolizei an, die ihm von einem schweren Unfall berichtet. Wenig später klingelt die Polizei an seiner Tür und berichtet ihm, dass seine Kira schwerverletzt in der Uniklinik Lübeck liegt. Cheikh Sene benachrichtigt seine Schwiegereltern in Norderstedt und fährt zu seiner Ehefrau. Doch er kann sie nicht mehr lebend in die Arme schließen. "Wir haben unsere Sonne verloren", sagt Claudia Mihm.