Segeberger Propst rät von “Weihnachten im Schuhkarton“ ab. Der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein teilt die Skepsis. Diakoniepastorin Maren von der Heyde empfiehlt eine andere Hilfsaktion.

Norderstedt. "Weihnachten im Schuhkarton" gehört zu den Möglichkeiten, finanziell schlecht gestellten Kindern in armen Ländern eine Freude zu bereiten. Unzählige Grundschulen und viele Kirchengemeinden haben sich dieser Aktion angeschlossen - von Jahr zu Jahr werden es mehr. Aus kirchlichen Kreisen wird jetzt allerdings Kritik an der Aktion geäußert. Der Propst des Kirchenkreises Plön-Segeberg, Matthias Petersen, rät den Kirchengemeinden sogar ab, sich an der Aktion zu beteiligen. Diakoniepastorin Maren von der Heyde vom für Norderstedt zuständigen Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein schließt sich der Kritik an.

Urheber der Aktion ist das christliche Missions- und Hilfswerk "Geschenke der Hoffnung" in Berlin, das für evangelische Landes- und Freikirchen tätig ist. Bei der Verteilung der mit kleinen Weihnachtsgeschenken bepackten Schuhkartons werde, wie Geschäftsführer Bernd Gülker in einer Stellungnahme erklärt, der Grund für Weihnachten erläutert: "Die Geburt Jesu, des Sohnes Gottes." Wenn religiöse oder kulturelle Gegebenheiten eine Weihnachtsfeier verböten, gebe es die Geschenke auf - und zwar ohne jede Bedingung. Propst Matthias Petersen weist darauf hin, dass "Geschenke der Hoffnung" Partner des Missionswerks "Samaritans Purse" des US-Predigers Franklyn Graham sei. Er stuft diese als "evangelikal-fundamentalistisch" ein. Sie vertrete ein Missionsverständnis, das mit dem theologischen Ansatz seiner Gemeinden nur schwer zu vereinbaren sei.

Maren von der Heyde, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes vom Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein, geht davon aus, dass die lokalen Organisatoren der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" sicher nicht vom missionarischen Impuls berührt seien. Kritisch beurteilt sie das Heranziehen alter Muster in der Beziehung von arm und reich. Die Aktion biete aber weltweit auch die Chance, vor allem Kinder darauf aufmerksam zu machen, dass Menschen unterschiedlich sind. Der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein empfiehlt, in den nächsten Jahren von der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" Abstand zu nehmen. Er bevorzugt die Aktion "weltweit wichteln", mit der sich Kinder aus aller Welt gegenseitig beschenken. Schirmherrin ist Bischöfin Dr. Margot Käßmann aus Hannover.

Diana Mulnar, Projektleiterin der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton", weist darauf hin, dass die Verteilung der Schuhkartons überwiegend über ortsansässige christliche Kirchen verschiedener Konfessionen erfolge. Darunter seien auch katholische, orthodoxe und lutherische. In Deutschland gebe es in diesem Jahr rund 4100 Abgabestellen, dazu gehörten im Hamburger Raum auch die Filialen der Hamburger Sparkasse. In ganz Schleswig-Holstein seien im vergangenen Jahr 20 777 Pakete gepackt und abgegeben worden. In diesem Jahr hoffe man, das Ergebnis noch zu übertreffen. Die US-Organisation "Samaritans Purse" von Franklyn Graham hat mit dieser speziellen Aktion nach Angaben von Diana Molnar nichts zu tun.