Ein 20-Jähriger musste sterben, weil ein Haitianer nicht in die Norderstedter Halle durfte.

NZ-Redakteur Michael Schick schrieb am 28. April 1997:

Tödlich endete am Wochenende ein Streit in Norderstedt: Ein 21-jähriger Haitianer erschoss einen 20-jährigen Kroaten vor der Moorbekhalle. Die Tat geschah unmittelbar, bevor die geplante Thai- und Kick-Box-Gala beginnen sollte. Ein Motiv für den tödlichen Schuss gibt es bisher nicht.

Um 20 Uhr sollten am Sonnabend in der Sporthalle an der Moorbekstraße Sportler aus Dänemark, den Niederlanden und Norderstedt in den Ring steigen. Als Höhepunkt des Abends war der Auftritt des amtierenden Thaibox-Europameisters Marco Stünkel aus Hamburg geplant. Die Kampfsportler haben ihre feste Fangemeinde. Unter den Fans sind auch Männer aus der Hamburger Türsteherszene. Viele von ihnen beherrschen selbst die Kampftechniken. Die Szene hatte Ende letzten Jahres in der Hansestadt für Negativschlagzeilen gesorgt. Immer wieder war es vor bestimmten Discos zu Schießereien und Messerstechereien gekommen.

Dieser Szene wird auch der mutmaßliche Todesschütze von Norderstedt zugerechnet. Gregory M. wollte sich die Kämpfe in der Moorbekhalle ansehen. Der Sicherheitsdienst ließ ihn nicht durch, der Haitianer ist als gewalttätig bekannt. Auch in Norderstedt wollte der junge Mann schon trainieren, doch die Betreiber des Sportstudios lehnten ab: Sie wollten verhindern, dass mit dem Türsteher auch das aggressive Umfeld nach Norderstedt kommt.

Der Zutritt zur Sporthalle wurde Gregory M. verwehrt, weil er nach Aussage der Organisatoren einen Schlagstock dabei hatte. Daraufhin lief der Abgewiesene zu seinem Auto und holte eine Pistole. Er rannte Richtung Halle und feuerte. Ein Schuss traf den 20-jährigen Kroaten in den Oberkörper - der Schütze hatte einen Freund zu Boden gestreckt. Unklar ist, ob das Unglück versehentlich passierte oder ob Absicht dahinter steckte. Eifersucht ist als Motiv im Gespräch.

Der Täter lief dann weiter in die Halle - da kurz danach die Kämpfe beginnen sollten, drängten sich die Zuschauer im Eingangsbereich. Daher gelang es den Ordnern nicht, Gregory M. zurückzuhalten. In der Halle bedrohte der Todesschütze die Zuschauer und gab weitere Schüsse ab. Dabei traf er einen Ordner, der 32-jährige Mann wurde durch einen Streifschuss an der Hand leicht verletzt.

Der Ringarzt, der normalerweise in der Notaufnahme der Universitätsklinik Eppendorf arbeitet, leistete dem lebensgefährlich verletzten Kroaten sofort Erste Hilfe. Polizei und Notarztwagen trafen nur wenig später am Unfallort ein. Die Helfer versuchten, das Leben des Opfers mit Herzmassage und künstlicher Beatmung zu retten - ohne Erfolg.

Im allgemeinen Durcheinander gelang es dem Schützen zu fliehen. Gestern Abend stellte sich der dunkelhäutige, nur 1,73 Meter große Mann mit den sehr kurzen, schwarzen Haaren in Hamburg der Polizei. Er soll heute dem Haftrichter vorgeführt werden.