Der Sülfelder Landwirt Hans-Werner Studt verschwindet im Oktober 1996. Gefunden wird nur sein Traktor und eine Blutlache. Bis heute tappt die Polizei im Dunkeln.

Am 22. Oktober 1996 schreibt Herbert Lau über das "Rätselraten um den vermissten Landwirt":

Das spurlose Verschwinden des 50-jährigen Landwirtes Hans-Werner Studt aus Nützen ist einer der rätselhaftesten Fälle für die Kriminalpolizei des Kreises Segeberg. Seit nunmehr vier Tagen fehlt von dem Vermissten jede Spur. Selbst das weiträumige Absuchen durch die Bereitschaftspolizei aus Eutin auf den von dem Landwirt bewirtschafteten Ackerflächen in der Gemeinde Sülfeld brachte gestern bis zum Einbruch der Dunkelheit kein Ergebnis. Blutspuren neben seinem Traktor in der Feldmark lassen auf ein Kapitalverbrechen schließen. Inzwischen ist die Suche nach Studt bundesweit ausgedehnt worden.

Für den Leiter der Kripo Segeberg, Thorsten Steffens, ist das überraschende Verschwinden des unauffällig lebenden Mannes schwer in die bisherige Arbeit einzuordnen. Hans-Werner Studt ist am Freitag vergangener Woche zuletzt um 13 Uhr gesehen worden, wie er mit seinem Trecker in einen Nebenweg auf der Strecke Sülfeld-Bargfeld-Stegen eingebogen war. Gegen 16 Uhr wurde das verlassene Traktorengespann entdeckt - unmittelbar neben dem Acker der Familie Studt. Die Polizei wurde sofort verständigt, weil auffällige Blutspuren im Gras neben dem Trecker auf einen Unglücksfall oder ein Verbrechen hindeuteten. Inzwischen hat die Blutanalyse beim Landeskriminalamt ergeben, dass es sich um menschliches Blut handelt - das von Hans-Werner Studt?

Wenn Kripochef Thorsten Steffens sagt, "wir ermitteln in alle Richtungen", so bilden sich zurzeit zwei Schwerpunkte bei der Ursachenermittlung heraus: 1. Der Vermisste ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen und nach der Tatausübung mit einem Fahrzeug weggebracht worden. Gegen diese These spricht sein eher unauffälliges und zurückgezogenes Leben.

2. Oder er ist vom Traktor gestürzt und irrt verletzt umher. Gegen diese These sprechen die Suche mit dem Hubschrauber und die umfangreichen Nachforschungen in den Knicks der Umgebung.

Die Sonderkommission hat bisher keinerlei Hinweise auf den möglichen Aufenthaltsort von Hans-Werner Studt erhalten. Rätsel gibt den Ermittlern ein frisch gezimmertes Holzkreuz auf, das seit gestern morgen an der Stelle steht, wo die Blutspuren entdeckt worden waren. Vor dem Kreuz lag ein Strauß mit blauen Herbstblumen. Seine Ehefrau hat das Kreuz nicht errichtet. Wer auch immer das Mahnmal dort am Feldweg eingepflanzt hat, muss davon ausgehen, dass Hans-Werner Studt nicht mehr am Leben ist. Der Vermisste bewirtschaftet eigentlich einen Hof von Sülfeld aus. Er soll aber nach seiner Eheschließung zu seiner Frau nach Nützen gezogen sein und ist zum Bewirtschaften seiner Ackerflächen immer nach Sülfeld gefahren. Am Tag seines Verschwindens hat er Roggen gesät. Auf dem landwirtschaftlichen Anhänger lagen weißblaue Saatsäcke mit der Aufschrift "Locarno Hybrid-Roggen" - geleerte Säcke ebenso wie noch ungeöffnete. Die Kripo ist unbedingt auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen und stellt folgende Fragen: Wer hat am Freitag, 18. Oktober, zwischen 13 und 16 Uhr Beobachtungen an der Straße zwischen Sülfeld und Bargfeld-Stegen gemacht, die im Zusammenahng mit dem Verschwinden von Hans-Werner Studt stehen? Insbesondere interessieren Beobachtungen über Fahrzeuge in diesem Bereich. Wer kann Angaben über das errichtete Holzkreuz machen?

Bis heute ist das Verschwinden des Bauers nicht aufgeklärt. 2005 schrieb NZ-Redakteur Andreas Burgmayer über den Streit in der Familie Stud.:

Am 12. Oktober 2001 erklärt das Amtsgericht Neumünster Hans-Werner Studt für tot. Den Antrag dazu hatte die Witwe Karin Studt gestellt. Über das Erbe Bauer Studts entwickelt sich ein erbitterter Streit. Die Gegner: Studts Sohn Kai und dessen Stiefmutter Karin Studt. "Meine Stiefmutter schlachtet alles aus. Sie legt keinen Wert auf die Erhaltung. Hauptsache, der Rubel rollt", sagt Kai Bendig-Studt verbittert. Die Familie sei zerstritten, Kontakt gebe es keinen mehr. Noch heute hadert der Sohn mit dem Verschwinden seines Vaters. Er nährt böse Gerüchte, die schon kurz nach der Tat in Sülfeld kursierten. Von Auftragskillern war die Rede, die auf Studt angesetzt worden sein sollen. Bendig-Studt: "Schließlich ist die Leiche verschwunden. Da will doch jemand was verschleiern." Ein anderes Gerücht besagt, Hans-Werner Studt habe sich aus dem Staub gemacht - nach Brasilien oder sonstwohin. "Warum sollte er das tun, ohne Geld in der Tasche?", mutmaßt sein Sohn.