Der 30-Jährige Automechaniker trainiert hart, um am 17. Oktober beim Jedermann-Box-Event gegen einen Bankkaufmann zu kämpfen.

Norderstedt. Wie der "Destroyer" auf den Ring zutänzelt, mit konzentriertem Blick, die Fäuste in den 16-Unzen-Boxhandschuhen angriffsbereit, da bricht aus den Boxen im Saal der "TriBühne" ein gitarrengewordener Kampfschrei, das "Killing In The Name Of" der amerikanischen Crossover-Band "Rage against the machine". Der "Destroyer" lässt die Fäuste spielen, die Gitarren kreischen, der Beat wirkt wie ein Tritt ins Gesicht. Jetzt sollte sein Gegner im Ring langsam erkennen, dass der Automechaniker Georg Kaiser (30) aus Norderstedt heute Abend ein Heimspiel hat. Verlieren ist für ihn keine Option.

So ähnlich könnte es sein, wenn Georg Kaiser am Sonnabend, 17. Oktober, vor ausverkauftem Haus mit etwa 1000 Zuschauern beim "White collar Boxing" (siehe Text unten) in den Ring steigt. Dreimal zwei Minuten muss er gegen einen zwei Meter großen, 110 Kilo schweren Bankkaufmann antreten. "Zwei Minuten können verdammt lang sein. Der ganze Körper ist gefordert. Der Kopf, die Arme, die Beine. Eine größere Belastung gibt es kaum", sagt Georg Kaiser. Der Norderstedter ist der Lokalmatador der im Hamburger Raum größten Laien-Box-Veranstaltung in diesem Jahr.

Seit Jahren geht Kaiser "Gewichte pumpen" im Studio. Das Boxen kam erst spät dazu. Im "Elixia" in Langenhorn schloss er sich einer Gruppe an. "Obwohl ich gut trainiert war, hatte ich nach den ersten harten Einheiten Muskelkater", sagt Kaiser. Jetzt, nach zwei Jahren harten, regelmäßigen Trainings, hat er noch zehn Kilo abgenommen und ist auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit. "Die Herausforderung des Kampfes am 17. Oktober habe ich angenommen, weil mich der Weg dahin interessiert, gar nicht so sehr die Frage, ob ich gewinne", sagt Kaiser.

In den letzten sechs Monaten ist der "Destroyer" zu einer bedingungslosen Trainingsmaschine mutiert. Kaiser: "Mein Trainer musste mich bremsen, damit ich nicht übertrainiere." Seit einem halben Jahr geht er jeden Morgen zum Lauftraining mit Gewichten, dazu dreimal die Woche harte Box-Trainingseinheiten an den Geräten, dazu Sparrings-Kämpfe. Alles für diesen einen Kampf am 17. Oktober, seinen ersten Kampf vor Publikum überhaupt. "Ich brenne auf den Moment und frage mich, wie es ist, wenn ich die erste Faust voll gegen den Kopfschutz bekomme", sagt Kaiser.

Das Boxen, sagt er, sei sein Ventil. "Ich schnalle die Bandagen um und alles, was stört, ist weg. Aggressionen baue ich am Sandsack ab", sagt der 30-Jährige. Seine Freundin Vanessa boxt auch, sie teilt die Leidenschaft ihres Freundes. Und die Freunde von Georg Kaiser haben großen Respekt vor seinem Willen, in den Ring zu steigen. Auch oder gerade weil Kaiser in den letzten Monaten sämtliche Treffen absagen musste - des Trainings wegen. "Boxen gibt mir ein hohes Maß an Ruhe und Selbstbewusstsein. Das strahlt man dann auch aus", sagt Kaiser. Diejenigen, die auf Krawall gebürstet seien, würden das sehr genau spüren und sich verziehen. Kaiser: "Die werden stutzig, wenn man ruhig bleibt, sich nicht provozieren lässt. Da legen die sich nicht mit einem an." Und wie kam er zu seinem Kampfnamen "The Destroyer"? "Als Kind habe ich es immer geschafft, meine Spielzeuge kaputt zu spielen. Heute geht es mir mit dem Auto so", sagt Kaiser. Wenn der Kampf am 17. Oktober gelaufen ist, will Kaiser auf jeden Fall weiter trainieren - nicht mehr so intensiv wie zuletzt, aber regelmäßig.

Georg Kaiser: "Eine Karriere strebe ich nicht an, ich will auch nicht in einem Verein kämpfen oder so was. Jeder Sportler will in seiner Sportart irgendwann wissen, was er zu leisten im Stande ist."