Nach vielen Diskussionen um die Kosten und einer Bauzeit von drei Jahren war es im August 1984 endlich soweit: Der Rathausneubau in Norderstedt-Mitte wurde eingeweiht.

NZ-Redakteurin Claudia Lux feierte am 23. August 1984 mit.

So ausgelassen und fröhlich wie am Wochenende ging es in Norderstedt selten zu. Fast die halbe Stadt eroberte am Sonnabend "ihr Herzstück", wie Innenminister Karl Eduard Claussen es in seiner Festansprache formulierte. 25 000 Besucher kamen, um die Einweihung des neuen Rathauses zu feiern. Das jedenfalls schätzte die Polizei. Ein riesiger Erfolg für die Stadtväter, die beim Party-Programm auf Sensationen verzichteten und statt dessen hausgemachte Attraktionen arrangiert hatten.

Trommeln und Fanfaren, Massen von Menschen, gutgelaunte, wenn auch gestresste Politiker, die seit dem Festakt morgens um 10 Uhr im Dauerlächel-Einsatz waren. Querelen ums Rathaus und die umstrittene Kunst am Bau waren zumindest für einen Tag vergessen.

Bürgermeister Dr. Volker Schmid schwärmte: "So müßte es immer sein." Der Rathausmarkt platzte aus den Nähten: So viele Menschen warteten auf den von Vereinen organisierten Sternmarsch aus Harksheide, Friedrichsgabe, Glashütte und Garstedt, den Ursprungsgemeinden der Stadt. Knapp 15 Jahre nach der Stadtgründung Norderstedts wurde das erste Rathaus eingeweiht. Ein Projekt, das 52 Millionen Mark kostete und drei Jahre Bauzeit brauchte. Der Preis für die stimmungsvolle Party: 38 000 Mark - Freibier, Erbsensuppe für die Bürger und Geschenke an die offiziellen Gäste der Stadt inbegriffen. Während nachmittags auf dem Rathausmarkt bunter Trubel herrschte, ging es wenige Stunden zuvor im Sitzungssaal vorwiegend festlich Schwarz zu: Dunkle Anzüge bestimmten das Bild der offiziellen Feierstunde für geladene Gäste, bei der gleichzeitig der große Plenarsaal Premiere hatte. Uraufführung auch für die eigens komponierten "Norderstedter Tänze", mit der die Jugendmusikschule heiter-harmonische Zwischentöne gab. Innenminister Claussen lobte: "Das Norderstedter Rathaus gehört zu den wirklich gut gelungenen Verwaltungsbauten in Schleswig-Holstein. Dieses Gebäude bedeutet aber auch einen großen Schritt vorwärts in der weiteren kommunalen Entwicklung dieser Stadt." Daß im neuen Rathaus stets "demokratischer Bürgersinn, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und kommunale Vernunft herrscht", wünschte sich Norderstedts Bürgermeister Dr. Volker Schmidt. "Es ist ein Bauwerk, das nicht für einige wenige errichtet wurde, sondern der Allgemeinheit dient - ein Haus der Gemeinschaft", meinte Bürgervorsteher Jürgen Benthack.

Seine Worte wurden schon am Nachmittag Wirklichkeit. Tausende Norderstedter pilgerten durch Amtszimmer, Flure, Sitzungssäle: eine Völkerwanderung. Die Norderstedter haben ihr Rathaus in Besitz genommen. "Ob es weiter die offene Atmosphäre ausstrahlt, muß die Zukunft zeigen", so Architekt Rolf Griesenberg.