NZ-Redakteur Günther Hormann sah sich am 20. Juli 1984 am Segeberger See Auge in Auge mit einem Braunbär.

Das ist einmalig, eine Weltsensation. Das haben Sie noch nie gesehen", prahlte Raubtier-Stuntman Joe Bodemann. Der Dresseur feierte es als spektakuläres Ereignis, daß er mit seinen sechs Jahre alten Schwarzbären Jerry und Natascha auf Tuchfühlung ging, ohne den Kraftprotzen Maulkörbe anzulegen. Hätte er auf den Beißschutz bloß nicht verzichtet: Als Joe Bodemann sich mit Jerry im Segeberger See rekelte, verpasste der Bär seinem Trainer einen heftigen Tatzenhieb und Kratzer auf der Schulter. Und gleich darauf biß Jerry seinem Freund Joe in den Oberarm, befreite sich und rannte wild auf die Gruppe von Pressefotografen zu. So schnell wie gestern ergriffen Zeitungsleute wohl noch nie die Flucht.

Über den feinen Sandstrand stapfte Jerry schnurstracks auf den Kiosk der Badeanstalt zu. Ob Jerry sich dort Negerküsse holen wollte? Diese süße Leckerei ist nämlich - außer Schwarzwälder Kirschtorte - Jerrys Leibgericht. Zur Strafe mußte Jerry auf Negerküsse verzichten, bekam nur trockenes Brot.

Eigentlich versteht Joe Bodemann sich mit seinen beiden Bären prima. Er bekam sie aus Nordamerika schon, als sie gerade sechs Monate alt und noch richtig possierlich waren. Als er die Bären für den Auftritt bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg trainierte, schlief er Seite an Seite mit den Raubtieren.

Gestern lud er die Bären-Geschwister in einen Käfigwagen, fuhr vom Kalkberg an den großen Segeberger See und unternahm in einem Plastikboot eine Ruderpartie.

Eine Show für die Fotografen, denn Werbung für die Indianerspiele muss sein. Im Karl-May-Stück "Unter Geiern" sind Jerry und Natascha die großen Stars.