Die groß angekündigte Idee von Jens Kahlsdorf vom Alster-Business-Club entpuppte sich in der “TriBühne“ als totaler Reinfall.

Norderstedt. Jens Kahlsdorf schüttelte den Kopf, bedankte sich bei Politikern und Publikum in der Norderstedter "TriBühne" und verließ schnellen Schrittes den Saal. Zuvor hatte er noch über Mikrofon seine Stimmungslage mitgeteilt: "Diesen Abend hatte ich mir anders vorgestellt."

Der Auftritt von Spitzenpolitikern wie Ministerpräsident-Kandidat Ralf Stegner (SPD) oder FDP-Guru Wolfgang Kubicki hatte den Großen Saal nur halb gefüllt. Und die groß angekündigte Idee des Alster-Business-Clubs mit seinem Präsidenten Jens Kahlsdorf an der Spitze entpuppte sich als totaler Reinfall.

Keiner der anwesenden Spitzenpolitiker, die der Einladung zum 43. Clubabend gefolgt waren, war bereit, seine Wahlaussagen am gleichen Abend auch noch notariell beglaubigen zu lassen. Darüber hatten sich die sechs Parteienvertreter offensichtlich schon vorher nach hitziger Debatte verständigt.

Wenige Stunden zuvor war der Norderstedter Unternehmer und Clubinitiator Kahlsdorf noch Optimist, und auf der Internetseite des Clubs hieß es: "Am 27. September wird der Kieler Landtag neu gewählt. Am 26. August geben die Parteien ihre Wahlversprechen beim Alster-Business-Club ab. Anschließend folgt die notarielle Beglaubigung."

Für diesen ungewöhnlichen Akt war Rechtsanwalt und Notar Klaus-Peter Scholz verpflichtet worden. Und vor der Bühne hatten sich ein halbes Dutzend Protokollanten postiert. Sie sollten jedes gesprochene Wort für die Nachwelt festhalten.

Die Premieren-Idee des Club-Präsidenten platzte schon nach 30 Sekunden. Wolfgang Kubicki, sprachgewandter FDP-Fraktionsvorsitzender im Kieler Landtag, machte sich zum Wortführer: "Für PR-Veranstaltungen bin ich nicht zu haben. Entweder man glaubt meinen Äußerungen oder nicht."

Ähnlich äußerte sich SPD-Spitzenkandidat Ralf Stegner, der nach der Landtagswahl neuer Ministerpräsident werden möchte: "Politik ist keine Show. Ich unterschreibe hier und heute meine Wahlaussagen nicht." Seine vom Wahlkampf bestimmten Wortgefechte mit dem FDP-Rivalen ("Herr Kubicki spielt sich hier als Weltökonom auf") waren später die Würze des Abends.

Wie nicht anders zu erwarten, stellten die Landespolitiker an diesem Abend ihre Positionen so dar, wie ihre Parteien es von ihnen erwartete. In einem Punkt waren sie sich alle einig: in der Behandlung des Skandals um die hochverschuldete HSH-Nordbank, den jetzt ein Untersuchungsausschuß aufklären soll.

"Wenn ich Ministerpräsident werde, dann wird Herr Nonnenmacher sofort entlassen", versicherte Ralf Stegner, vor zwei Jahren noch Mitglied des Aufsichtsrates der HSH-Nordbank. Dirk Jens Nonnenmacher war vom Aufsichtsrat mit Bonus-Zusagen von insgesamt 2,9 Millionen Euro zum Bleiben bei der Bank überredet worden.

Die Diskussionsteilnehmer - neben Stegner und Kubicki noch Wirtschaftsexperte Hans-Jörn Arp (CDU), Monika Heinold (Bündnis 90/Grüne), Anke Spoorendonk (SSW) und Heinz-Werner Jezewski (Die Linke) - lieferten sich Wortgefechte, was den umstrittenen Atomausstieg, die Kreditgewährung für den Mittelstand und die Diskussionen um einen Nordstaat betrifft.

Klaus-Peter Scholz, der Notar aus Norderstedt, packte um 22.25 Uhr seine Sachen und verabschiedete sich. Er hatte das Honorar allein durch seine Anwesenheit verdient.