Vorjahresergebnis um 37 Prozent übertroffen. Die Händler sind mit der Entwicklung zufrieden.

Norderstedt. Die Abwrackprämie hat im Kreis Segeberg trotz der Wirtschaftskrise einen wahren Zulassungsboom ausgelöst. Im ersten Halbjahr wurden 5804 Neufahrzeuge zugelassen, teilt die Zulassungsstelle in Bad Segeberg mit. In den ersten sechs Monaten des Vorjahres waren es 4238. "Das entspricht einer Steigerung von knapp 37 Prozent", sagt Bernd Gaden, Leiter der Behörde.

Er führt den Boom auf den staatlichen Zuschuss von 2500 Euro zurück. Diese Summe zahlt der Bund allen, die ein mindestens neun Jahre altes Auto verschrotten und sich dafür einen Neu- oder Jahreswagen kaufen. "Zwar führen wir keine Zulassungs-Statistik über die einzelnen Marken. Ich gehe aber davon aus, dass vor allem Kleinwagen gekauft wurden", sagt Gaden.

Das Zulassungshoch hat sich auch bei den Händlern bemerkbar gemacht. Sie haben mehr Autos verkauft als im vorigen Jahr, als die Branche die Konjunkturflaute heftig zu spüren bekam.

"Wir verzeichnen einen sehr deutlichen Anstieg bei den Verkaufszahlen", sagt Bernd Glathe von Auto Wichert - das Autohaus vertreibt hauptsächlich VW und Audi. Gefragt war vor allem der Golf. "Da haben wir schon im ersten halben Jahr 2000 Stück verkauft, erheblich mehr als sonst bis November", sagt Glathe. Er führt den enormen Andrang auf die Abwrackprämie und die zusätzlichen kräftigen Nachlässe zurück, die der Hersteller den Kunden gewähre. Attraktiv seien auch die Finanzierungskonzepte. Dadurch kämen viele Neukunden, die sonst keinen Neuwagen kaufen würden. Und ein Ende der Nachfrage sei nicht in Sicht.

Dacia Logan und Sandero waren die Verkaufsrenner bei Lüdemann & Sens: "Vor allem der Sandero war stark nachgefragt, da haben wir dreimal so viele Fahrzeuge verkauft wie sonst", sagt Georg Stubbe vom Norderstedter Autohaus, dessen Hauptmarke Renault ist. Mit dem Clio und dem Twingo bietet auch der französische Hersteller zwei begehrte Kleine. "Wir sind gut gestartet, doch dann gab es Lieferengpässe", sagt Stubbe.

Mit dem Fiesta und Ka sowie dem Mazda 2 ist auch Ford Pfohe gut im Kleinwagen-Segment aufgestellt. "Diese Modelle haben wir auch gut abgesetzt", sagt Torsten Weitz von Pfohe in Norderstedt. Die ersten Lücken im Bestand habe das Unternehmen schließen können, indem es Fahrzeuge von Händlern im Ausland aufgekauft habe. Inzwischen allerdings gibt es auch bei Pfohe relativ lange Lieferzeiten. Weitz geht davon aus, dass die Hälfte der Kleinwagen wegen der Abwrackprämie verkauft wurden.

Zwar begrüßen die Händler den staatlichen Zuschuss als Umsatzmotor in einer schwierigen wirtschaftlichen Zeit, aber: Die Außenstände sind hoch, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) kommt bei der Auszahlung der Prämie nicht nach. Bei Pfohe und Dello handelt es sich, auf das gesamte Unternehmen bezogen, um Millionenbeträge. "Da können kleinere Händler schon in Schwierigkeiten kommen", sagt Weitz, der zudem das umständliche Verfahren kritisiert: So würde die Bafa die Unterlagen an die Kunden schicken und nicht an die Händler, obwohl die Käufer die Abwicklung der Formalitäten an die Händler abgetreten hätten. Dadurch verzögere sich das Einreichen der Unterlagen.

Mit Sorge sieht Georg Stubbe auf das nächste Jahr, wenn es die Abwrackprämie nicht mehr gibt: "Da werden die Umsätze mit ziemlicher Sicherheit deutlich einbrechen." Der Kleinwagen-Markt sei absolut gesättigt, sagt Weitz. Allerdings würden diejenigen, die jetzt ein Fahrzeug gekauft haben, dann auch in die Werkstatt kommen, sodass Einbußen durch zusätzliche Einnahmen bei Service und Reparaturen abgemildert würden. "Und wir haben jetzt viele Neukunden gewonnen, die sonst vielleicht nicht zu uns gekommen wären", sagt Bernd Glathe.