Regelmäßige Führungen über das 72 Hektar große Gelände am Baggersee sollen das Interesse der Norderstedter für die Landesgartenschau wecken.

Norderstedt. Etwas hilflos sehen sich die Teilnehmer der Exkursion um: Sie stehen auf dem Gelände neben dem verfallenen Gebäude des ehemaligen Potenbergwerks - viel darüber gelesen, aber nie gesehen. Die meisten jedenfalls. Hier sollen, erklärt Eva Reiners von der Geschäftsführung der Landesgartenschau, 300 Pkw parken. Sie bekräftigt ihre Worte: "Das kann sehr charmant werden." Aber das hören nur noch diejenigen, die in ihrer unmittelbaren Nähe stehen. Denn in diesem Moment werden ihre Worte durch Flugzeuglärm übertönt.

Gut 80 Norderstedter nehmen an diesem Tag die Gelegenheit wahr, an einer Führung auf dem Gelände der Landesgartenschau 2011 teilzunehmen. Eva Reiners und Pressesprecherin Mirjam Brungs führen die Teilnehmer über das 72 Hektar große Gelände am Baggersee und Stadtpark, wo in zwei Jahren (21. April bis 9. Oktober 2011) bis zu 600 000 Besucher erwartet werden. Was ist geplant, wie weit sind die Vorbereitungen gediehen? Die beiden Damen aus der Organisationsabteilung der Landesgartenschau, deren Büro an der Emmanuel-Geibel-Straße direkt neben dem Gartenschaugelände liegt, geben bereitwillig Auskunft.

Zunächst der Seepark mit einer erstaunlichen Wasserfläche: 25 Hektar groß - wer hätte das gedacht. Gibt es genügend Sitzmöglichkeiten auf dem 2,3 Kilometer langen Rundweg, möchte eine Frau wissen. Mirjam Brungs kann sie beruhigen. Viele Bänke werden aufgestellt. Und auch genügend Toiletten. Niemand wird mit seinen Problemen alleine gelassen. Wege und Stege sind nur rudimentär zu erkennen. Aber jeder sieht, dass hier etwas bewegt wird. Zweite Station der Waldpark mit seinen Heideflächen. "Hier wird die Natur so inszeniert wie sie ist", erklärt Eva Reiners. " Mit viel Liebe zum Detail." Hier ist wirklich etwas zu erkennen, weil dieser Teil der Landesgartenschau ja schon ewig vorhanden ist und nur wenig verändert werden muss.

Auf dem Gelände des Feldparks ist das ganz anders: Hier werden die klassischen Themengärten angelegt, damit die Besucher sich Anregungen für den eigenen Garten holen können. Jetzt betrachten die Besucher eine Wildwiese. Das Obstbaum-Arboretum ist bereits in seinen Konturen zu erkennen: Die Bäume sind gepflanzt. "Die Besucher können später vom Obst kosten", sagen die Führerinnen. 30 verschiedene Obstbaumsorten gibt es - jetzt sehen die Bäume noch mickrig aus.

Etwas belustigt nehmen die Teilnehmer zur Kenntnis, dass der Müllberg Bestandteil der Gartenschau sein wird. Sie erklimmen ihn und sind erstaunt über die schöne Aussicht. Eine Landesgartenschau auf einem ehemaligen Müllberg - an diesen Gedanken müssen sich die meisten wohl noch gewöhnen. "Es ist alles in Ordnung", sagt Mirjam Brungs. "Hier wird ständig kontrolliert." Noch ist der Aufstieg etwas beschwerlich, später soll der Weg in Serpentinen hinaufgehen. Unterhalb des Berges wird die Hauptbühne stehen.

Mirjam Brungs und Eva Reiners beschreiben die Arbeiten detailgetreu und reden sich selbst in Begeisterung über das anstehende Projekt. Was sagen die Teilnehmer der Gartenschau-Exkursion zu den Plänen? "Ich vermisse zwar noch die Blumen, aber das kann etwas werden", sagt Uwe Kraul (71). "Es ist allerdings recht schwer, sich jetzt schon vorzustellen, wie es eines Tages wirklich aussehen wird." Annegret Schwalba (61) und Ehemann Uwe (66) glauben, dass Norderstedt durch die Landesgartenschau aufgepeppt wird. Mit fachmännischem Blick nehmen Dr. Christian Russak (43) und Arno Stenger (35) an der Führung teil. Sie kommen aus Kiel, sind in der Umweltbildung tätig und möchten mit der Landesgartenschau ins Geschäft kommen. Sie hoffen, dass der Wald so naturnah bleibt, wie er sich jetzt präsentiert.

Etwas erschrocken sind sie über den Plan, auf der naturbelassenen Wiese die Themengärten anzulegen. Natur gegen künstliche Anlagen - davon sind sie nicht so begeistert.

Die Aufteilung des Geländes finden sie aber gut, das Konzept mit dem Baggersee sogar sehr gut. Gärtnermeister Martin Jenkel (58) ist ebenfalls mit fachmännischem Blick dabei. "Ein gutes Konzept", sagt der Gartenbauunternehmer. Die Gliederung überzeugt ihn ebenso wie die Gedanken zur Nachhaltigkeit.