Innerhalb von einer Woche hat sich die Zahl verdreifacht. Manche der großen Norderstedter Arbeitgeber haben schon Tamiflu und Masken geordert. Andere halten Händewaschen für ausreichend.

Norderstedt. Die Zahl der an der sogenannten Schweinegrippe erkrankten Menschen im Kreis Segeberg hat sich innerhalb der letzten Woche verdreifacht. Waren zum 25. Juli noch 14 Fälle beim Kreisgesundheitsamt in Bad Segeberg gemeldet, so sind nun schon 42 Fälle aktenkundig.

Für Dr. Boris Friege vom Gesundheitsamt ist der Anstieg auf die Heimkehrer aus den Urlaubsregionen zurückzuführen. "Die Krankheit verläuft in allen Fällen leicht. In unserem Kreis und auch im ganzen Land Schleswig-Holstein sind keine schweren oder lebensbedrohlichen Krankheitsverläufe bekannt", sagt Friege.

Die Erkrankten befänden sich alle in Quarantäne in ihren Wohnungen und würden von Hausärzten versorgt. "Wir raten allen, die Symptome der Grippe bei sich feststellen, zunächst den telefonischen Kontakt mit dem Hausarzt zu suchen", sagt Friege. Je weniger Wege ein Infizierter geht, desto weniger Menschen können sich anstecken. Nach wie vor ruft das Gesundheitsamt dazu auf, sich häufig die Hände zu waschen und "hygienisch" zu husten, also nicht in die Hand, sondern in den Ärmel und in ausreichender Entfernung zu anderen Menschen. Dr. Friege: "Das Händewaschen hilft übrigens auch gegen sämtliche anderen Krankheitserreger."

Die großen Norderstedter Arbeitgeber gehen mit der Schweinegrippen-Pandemie sehr unterschiedlich um. "Bei uns wird das Thema sehr ernst genommen und professionell angegangen. Das ist hier Teil des Business", sagt Axel Wieczorek, Sprecher der Johnson & Johnson-Tochter Ethicon, dem mit etwa 2300 Mitarbeitern größten Arbeitgeber der Stadt. Gemeinsam mit dem Betriebsarzt wurde ein Team gebildet, das die Aktionen innerhalb der Firma koordiniert. Für die Mitarbeiter wurden Atemmasken bestellt. Außerdem verfügt der Betriebsarzt über das Anti-Grippe-Arzneimittel Tamiflu. "Mitarbeiter, die Grippe-Symptome haben, werden sofort zur völligen Auskurierung nach Hause geschickt", sagt Wieczorek. Wer aus dem Urlaub zurückkehrt und sich krank fühlt oder Symptome in seiner Familie feststellt, ist aufgerufen dies sofort zu melden. Wieczorek: "Wir sind gut aufgestellt gegen den Virus, nach dem Motto: Wenn nichts passiert, war alles zuviel. Wenn etwas passiert, war es zu wenig."

Markus Piazza, Sprecher des Gabelstapler-Herstellers Jungheinrich (1500 Mitarbeiter in Norderstedt) sagt, die Mitarbeiter wurde alle ausreichend informiert und der Betriebsarzt halte regelmäßig Sprechstunde. "Ansonsten halten wir die Leute zum Händewaschen an und wir werden im Herbst eine Impfung anbieten", sagt Piazza. Desinfektionsmittel für die Hände hält Piazza für überflüssig, ebenso wie Siegried Becker, Hauptamtsleiterin der Norderstedter Stadtverwaltung (1200 Mitarbeiter). "Das ist Quatsch. Händewaschen reicht. Das sagt auch das Robert-Koch-Institut und die Berufsgenossenschaft. Und daran halten wird uns." Beim Elektronikhersteller Casio (370 Mitarbeiter) auf dem Nordport wurden die Mitarbeiter über Hygienemaßnahmen informiert, aber gibt es keine besonderen Vorkehrungen. Sprecher Sven Meyer: "Ich sehe nicht, dass man sich wirklich sinnvoll schützen kann."