Der CDU-Politiker Manfred Ritzek glaubt, dass es genügend leerstehenden Wohnraum für Aussiedler, Asylsuchende und Obdachlose gibt.

Norderstedt. Frederikspark - ein moderner Stadtteil entsteht in Friedrichsgabe. Hübsche Wohnhäuser, Supermärkte und innovative Handwerks- oder Dienstleistungsbetriebe. In die Jahre gekommene Unterkünfte für Menschen in Not, aus billigem Holz gezimmert, mit verwittertem Anstrich - das passt nicht in den Frederikspark. Sagt der Norderstedter Landtagsabgeordnete Manfred Ritzek (CDU).

Die Notunterkünfte der Stadt an der Lawaetzstraße, nur durch eine noch unbebaute Wiese von der gerade eröffneten Spielplatzmeile im Frederikspark getrennt, müssen sofort abgerissen werden, fordert Ritzek. Und wo sollen die Menschen hin, die dort zurzeit leben, laut Auskunft von Norderstedts Sozialdezernent Torsten Thormählen 45 Personen, je zu einem Drittel Aussiedler, Asylsuchende und Obdachlose? Manfred Ritzek sagt, es stünden genügend Wohnungen in Norderstedt leer. Ritzek: "Noch besser wäre es, wenn die jetzigen Mieter selbst die Initiative ergreifen und sich umgehend um eine neue Wohnung in Norderstedt bemühen würden. Auf die Stadt verteilt, in verschiedenen Stadtteilen, auch im Frederikspark. Das beschleunige und stärke auch die notwendige Integration dieser Menschen."

Über den Abriss, so Ritzek, würde sich auch der Tennisclub Friedrichsgabe "sehr freuen", der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiere und an dessen Tennisgelände die Holzhäuser grenzen.

Nach dem Abriss könnte die Fläche als Spielfeld oder Park "für Jung und Alt" verwendet werden, plant Manfred Ritzek.

So konkret die Vorstellungen des CDU-Landtagsabgeordneten sind, so sehr gehen sie an der Realität an der Lawaetzstraße und in Norderstedt vorbei. Die beiden sich gegenüber liegenden, zweistöckigen Unterkünfte mit insgesamt 24 Wohneinheiten wurden auf dem Höhepunkt der Welle von deutschstämmigen Aussiedlern aus Osteuropa 1994 gebaut. Innen sind sie mit billigen Materialien, in der Masse kunststoffbeschichteten Spanplatten, ausgebaut. Die Häuser sind also nicht nur teilweise verwohnt und von außen nicht besonders hübsch, die Bewohner leiden unter dem schlechten, gesundheitlich bedenklichen Raumklima und dem Schimmelbefall in Bad, WC und Küche. Das stellten die Mitglieder des Umweltausschusses im Mai bei einer Besichtigung fest. Die Stadt verbesserte das Raumklima, beseitigte den Schimmel, ist aber weit davon entfernt, die gesamte Wohnanlage abreißen zu wollen. Schon gar nicht aus den von Ritzek angeführten Gründen. Sozialdezernent Thormählen: "Es gibt keine Alternativen zu diesen Unterkünften." Zwar gebe es derzeit weniger Aussiedler und Asylsuchende, aber die Zahl der Obdachlosen sei konstant auf hohem Niveau. Und sie könne bei der derzeitigen wirtschaftlichen Situation in naher Zukunft deutlich steigen. Thormählen: "Es ist zu befürchten, dass viele Menschen ihre Wohnung nicht mehr halten können."

Martin Link vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein nennt die Forderungen Ritzeks "völlig unangemessen". Die Häuser seien unverzichtbar in Norderstedt. "Natürlich gibt es einen Leerstand von Wohnungen - aber die sind viel zu hochpreisig und können von diesen Menschen nicht bezahlt werden." Alleinstehende Aussiedler oder kleine Familien würden sich schnell eine eigene Bleibe suchen. Schwierig werde es bei größeren Familien, mit vier bis sechs Kindern, oder Menschen, "denen man den Migrationshintergrund zu deutlich ansehe", sagt Link. Für die eine Wohnung zu finden, sei derzeit fast aussichtslos - ein altes und drängendes "Dauerproblem", mit dem sich der Flüchtlingsrat und der Norderstedter Arbeitskreis Obdachlosigkeit seit jeher beschäftigt. Trotz ständigem Kontakt zu Wohnungsbaugesellschaften - es gibt zu wenig sozial geförderten Wohnraum für die Klientel in den Notunterkünften. "Wir laden Herrn Ritzek ein, beim Arbeitskreis Obdachlosigkeit vorbeizuschauen. Da kann er sich von der Situation ein realistisches Bild machen", sagt Link.