FDP und CDU können das Projekt mit ihrer Mehrheit in der Stadtvertretung umsetzen. Und das Soziale Zentrum könnte am Niewisch unterkommen.

Norderstedt. "Kreisel statt Ampel!" Die Schilder der protestierenden Anwohner an der Einmündung Stettiner Straße auf den Friedrichsgaber Weg sind als Forderung formuliert. Seit Dienstag könnten das Ausrufezeichen weg und die Schilder als Bauankündigung dienen. Denn es gibt neue Fakten: In einer Fraktionssitzung hat die CDU einstimmig den Grundsatzbeschluss gefasst, dass die Kreisellösung an der Stettiner Straße von den Christdemokraten favorisiert wird. Nach der FDP ist nun also auch die CDU für den umstrittenen Kreisverkehr. Damit steht eine Mehrheit in der Stadtvertretung. Das Projekt könnte auf den Weg gebracht werden.

CDU und FDP werden am 16. Juli im Ausschuss für Stadtentwicklung die Stadt beauftragen, den Bau der Ampelanlage auszusetzen und bis nach der Sommerpause im September die Kreisel-Lösung durchzurechnen.

Damit wird die bisherige Planung auf den Kopf gestellt. Seit dem 19. Februar besteht der Beschluss, eine Signalanlage an der Einmündung zu bauen. Und das nach eingehender Prüfung durch Verkehrsexperten. Die Stadt und besonders Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote betonten immer wieder: Nur die Ampel macht an dieser Stelle Sinn. Ein Kreisel wird zu teuer und verbraucht zu viel Grund. Außerdem hätte die Ampelanlage drei Häuser gegenüber der Einmündung vor dem Abriss bewahrt, die für das Soziale Zentrum und Krisenbetten vorgesehen waren. Für den Kreisel müssen sie platt gemacht werden.

Die Anwohnerinitiative um die Garstedterin Gisela Kummerow und Karsten Wierecky hatte angekündigt, mit allen Mitteln für den Kreisel kämpfen zu wollen. CDU-Fraktionschef Günter Nicolai betont, dass die Entscheidung seiner Fraktion nichts mit diesem Druck zu tun habe. "Wir glauben einfach, dass der Kreisel für die künftige Verkehrsentwicklung auf dem Friedrichsgaber Weg die richtige Lösung ist. Für uns ist das eine Entscheidung für die Zukunft." Nicolai nennt den Ausbau des Garstedter Dreiecks und der Berliner Allee als Gründe für mehr Verkehrsbelastung. Außerdem verfolge die CDU den Plan, eine "kleine Lösung" für Garstedt zu realisieren. Sprich: Der Neubau einer Umgehungsstraße westlich des Friedrichsgaber Weges, die dann in den Kreisel an der Stettiner Straße münden soll. Nicolai: "Außerdem sollten wir etwas Platz lassen, um einen zweiten Fahrradweg entlang des Friedrichsgaber Weges zu bauen."

Etwas paradox klingt es, dass auch Nicolai die Ampellösung nach wie vor für "verkehrstechnisch sinnvoll" hält. Und er schließt nicht aus, dass sie noch kommt - zusätzlich zum Kreisel. Nicolai: "Wenn der Verkehr in Zukunft in dem Kreisel nicht läuft und sich Rückstaus bilden, dann müssen Ampeln davor, die den Verkehr zu den Rushhour-Zeiten regeln."

Der Kreisverkehr kommt die Stadt zunächst teuer zu stehen. 290 000 Euro waren für die Ampelanlage veranschlagt und in den Haushalt eingestellt worden. Günter Nicolai schätzt, dass für einen Kreisel etwa 230 000 Euro obendrauf kommen. Dafür verursache der Kreisel nicht so viele Folgekosten wie die Ampel.

Maren Plaschnick von der GALiN-Fraktion sieht das ganz anders. Die Kreisellösung koste die Stadt einen Betrag "an der Millionengrenze".Plaschnick sagt, die GALiN würde einem weiteren Grunderwerb zum Bau eines Kreisels, der in die Garstedter Feldmark verschwenkt werden müsste, nicht zustimmen. "Es ist traurig, wenn Anwohner in ihren unversehrten Vorgärten stehen, nach dem St.-Florians-Prinzip auf die andere Straßenseite zeigen und fordern: 'Macht alles platt, wir wollen einen Kreisel!'," sagt Plaschnick.

Auch bei den Machern des Sozialen Zentrums ist die Enttäuschung über den wahrscheinlichen Abriss der für das Zentrum vorgesehenen Häuser noch groß, sagt Sprecher Kai Liesch. Doch offenbar wird nun eine Alternativlösung konkret. In der vergangenen Woche trafen sich Vertreter des Zentrums und der Stadt an der Ecke In de Tarpen und Niewisch. Dort stehen zwei verwitterte, leer stehende Wohnhäuser auf einem großen Gartengrundstück, inmitten von Büro- und Industriegebäuden. Dort möchte die Stadt das Soziale Zentrum gerne unterbringen. Ein Architekt hat die Gebäude geprüft. "Die sind in ziemlich schlechtem Zustand. Die Heizung und das Dach sind kaputt, es muss sehr viel gemacht werden", sagt Kai Liesch.

Die Kosten der Sanierung könne das Soziale Zentrum auf keinen Fall alleine schultern. Die Unterstützung der Verwaltung ist gefragt. Am Friedrichsgaber Weg hätte die Stadt eine Sichtschutzwand vor den Häusern bauen müssen. Liesch: "Diese Kosten werden ja jetzt eingespart. Vielleicht kann die Stadt das Geld jetzt in die Sanierung am Niewisch stecken."