Während Politik und Verwaltung noch streiten, freuen sich Künstler, Musiker und Schauspieler Norderstedts auf den Erweiterungsbau am “Kulturwerk“.

Norderstedt. Die SPD und Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote streiten sich heftig über den Kurswechsel bei der Planung der Gastronomie und des "Kulturwerks am See" auf dem Gelände der Landesgartenschau (siehe Kasten). Statt der unfinanzierbaren Erlebnisgastronomie soll die, laut Grote, finanzierbare Musikschule am "Kulturwerk am See" gebaut werden. Bei Norderstedts Kulturschaffenden sorgt der Kurswechsel für Zustimmung: Die Kulturträger freuen sich auf die Musikschule und auf das Café, in dem auch Ausstellungen, Lesungen und weitere kleine Veranstaltungen stattfinden sollen. Die Musikschule soll voraussichtlich jedoch nicht wie geplant als "Glaskubus", sondern ebenfalls aus Kalksandstein gebaut werden. Kosten: 2,35 Millionen Euro.

Wie berichtet, soll das Geld aus dem Treuhandvermögen des Kulturwerks kommen. Geplant ist, das Foyer des Kulturwerks um einen dreistöckigen Bau zu verlängern. In den oberen Etagen findet der Musikunterricht statt. Im Erdgeschoss könnte ein Pächter auf eigene Rechnung ein Café einrichten. "Das ist nicht nur für Veranstaltungsbesucher des 'Kulturwerks am See' eine Alternative, dort können Eltern auch die Wartezeit überbrücken, während ihre Kinder Musikunterricht erhalten", sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Falls sich doch noch ein Investor für eine Gastronomie-Lösung finde, dem die Stadt sofort ein Grundstück am Stadtpark-See in Erbpacht überlassen würde, könnte das Musikschul-Erdgeschoss vollständig als Veranstaltungsraum genutzt werden.

"Musikschule mit Café ans 'Kulturwerk am See', das ist eine sehr vernünftige Lösung", sagt Manfred Thiel, Vorsitzender des Kulturvereins "Malimu", der auch Konzerte, Lesungen und Vorträge bietet. Vor allem über die Nutzung des Cafés als Galerie freut sich Thiel. Angy Wermke, Vorsitzende des Norderstedter Amateur-Theaters (NAT), erhofft sich durch die direkte Anbindung der Musikschule eine Wechselwirkung fürs Theater: "Wir könnten mit Musikschülern Theater-Musik-Stücke entwickeln, beispielsweise für Weihnachtsmärchen". Das Café sei für das NAT, das durch die Bewirtung des Publikums weitere Einnahmen verbucht, keine Konkurrenz: "Unser Publikum geht nicht fremd."

Auch Heidi Kuhlmann, Vorsitzende des Neuen Theaters Norderstedt (NTN), begrüßt die Lösung: "Die Musikschule gehört ans 'Kulturwerk' und nicht in die Dunantstraße, und wir könnten von eventuell freien Räumen als Probenraum profitieren." Das hofft auch Michael Scharbert, Vorsitzender des Theaters Pur: "Wenn alle sechs Norderstedter Amateur-Theater ins 'Kulturwerk' drängen, wird es im Herbst und zu Weihnachten eng. Vor allem, wenn die Bühnen der Norderstedter Schulaulen als Aufführungsorte wegfallen würden", sagt Scharbert. Das Café sieht er als belebenden Faktor: "Dann haben wir endlich während der Proben einen Ort zum Klönen." Der Musikverein Norderstedt mit dem Symphonischen Blasorchester, dem Jungen Blasorchester Norderstedt und der Bigband "Fishhead Horns" begrüßt den Musikschul-Bau am "Kulturwerk am See" und möchte den Austausch mit der Musikschule vertiefen, zumal der Musikverein gerade das Schüler-Orchester "Bläserkids" gegründet hat. "Wir hoffen auf Probenräume für kleinere Ensembles", sagt Stefan Thomsen, zweiter Vorsitzender des Musikvereins. Das Symphonische Blasorchester mit rund 70 Musikern spielt weiterhin in der "TriBühne", aber die "Fishhead-Horns" könnten im "Kulturwerk" einen guten Spielort finden.

"Das Café stört uns nicht. Die ,Fishhead-Horns' machen ihre Bewirtung, aber unser Publikum würde nicht ins Café gehen, wenn wir etwas anbieten", sagt Thomsen.

Im Hauptausschuss am Montag, 6. Juli, ab 18.15 Uhr im Sitzungssaal 2 im Rathaus, soll die Planung beraten und beschlossen werden. Danach muss sie zum endgültigen Beschluss in die Norderstedter Stadtvertretung.