Die Quartiersmanagerin des Einkaufszentrums am Ochsenzoll wird in der Stadt Nelspruit Events rund um das sportliche Großereignis im nächsten Jahr organisieren.

Norderstedt/Pretoria. Sie hat sich einen Traum erfüllt: "Ich wollte schon immer ins Ausland und hatte die Hoffnung schon aufgegeben und freue mich nun um so mehr, dass es doch noch geklappt hat", sagt Lydia Schulz (29). Sie geht für ein Jahr als Entwicklungs-Stipendiatin nach Südafrika, in das Land, das sie seit jeher besonders reizt. Die Landschaft, die Tiere, die Multi-Kulti-Gesellschaft mit westeuropäischem Einschlag - all das tauscht sie jetzt mit ihrem Büro und den Geschäften am Schmuggelstieg. Im Norderstedter Einkaufszentrum hat Lydia Schulz fast zwei Jahre als Quartiersmanagerin gearbeitet. "Es tut mir leid, dass ich ausgerechnet in der Umbau-Phase gehe, aber ich glaube, dass war die letzte Chance für mich, meinen Traum vom Leben im Ausland zu verwirklichen", sagt die studierte Raum- und Umweltplanerin.

Dafür musste sie viel Konkurrenz aus dem Feld schlagen. "Der Andrang auf die Stelle war enorm, und die meisten hatten die gesuchte Qualifikation als Event-Manager", sagt die schlanke blonde Frau, die bei der Bewerbung durchaus von ihrer Zeit am Schmuggelstieg profitiert hat. Sie war es gewohnt, vor Menschen aufzutreten und frei zu sprechen.

Nachdem sie den Zuschlag bekommen hatte, hat sie sich über Südafrika informiert, Reportagen und Bücher gelesen und überhaupt "alles verschlungen, was mir in die Hände kam". Dabei hat die Stipendiatin des Deutschen Entwicklungsdienstes auch festgestellt, dass die Kriminalität am Kap hoch ist. Dennoch: Angst hat sie nicht, sie freut sich einfach nur auf die neue Herausforderung und ein weiteres "Bonbon": Die Fußball-WM wird die Norderstedterin noch miterleben. Das Treffen der besten Kicker bestimmt auch ihre Arbeit: "Ich werde vor allem vor, aber auch während der Weltmeisterschaft Events organisieren, die mit dem Großereignis zu tun haben", beschreibt Lydia Schulz ihre neue Aufgabe, die sie in und rund um Nelspruit wahrnehmen wird.

Die Stadt mit 65 000 Einwohnern liegt rund 330 Kilometer östlich von Pretoria mitten im fruchtbaren Obst- und Gemüse-Anbaugebiet von Transvaal und in der Nähe des Krüger-Nationalparks. "In den Townships leben nochmals mehr als 150 000 Menschen", sagt die Stipendiatin, deren Leidenschaft dem Fußball bisher nur begrenzt galt. Was in der Bundesliga passiert, nahm Lydia Schulz gelassen oder gar nicht zur Kenntnis. "Anders war das schon bei der WM 2006 in Deutschland", sagt sie. Da ließ sie sich mitreißen, war mittendrin, als Tausende die Spiele auf Großleinwänden verfolgten und ihren Gefühlen freien Lauf ließen.

Public viewing will die Gastarbeiterin auch an ihrem neuen Arbeitsplatz einrichten. "Da hat nicht jeder einen Fernseher, und das gemeinsame Erleben bringt die Menschen näher zusammen", sagt Lydia Schulz. Spielerisch-sportliche Aktivitäten für Frauen und Mädchen ist ein weiteres Projekt, das sie verwirklichen will. Beide Gruppen seien im gesellschaftlichen Leben unterrepräsentiert, die Emanzipation gerade in den unteren Schichten noch nicht allzu weit vorangekommen. Der soziale Aspekt reizt sie an ihrer Aufgabe: "Da möchte ich mich ausprobieren", sagt die Norderstedterin, die in einem Haus mit Garten leben wird. Nicht allein, sie teilt sich den Wohnraum mit zwei Mitbewohnern aus Deutschland. "Beide sind aufgeschlossen und nett, und ich finde es ganz gut, dass wir da nicht ganz allein im fremden Land sind", sagt Schulz.

Ein Auto will sie kaufen und damit das Land erkunden. Und was wird in einem Jahr? "Das kann ich jetzt noch nicht sagen", sagt Lydia Schulz, schnappt sich die beiden Rucksäcke, den Koffer und den Laptop und verschwindet Richtung Abflug-Gate.