Unterstützt von Anwalt Wolfgang Kubicki fordern die Anwohner an der Stettiner Straße nun einen Kreisel - weil der den Abriss der für das linke Jugendzentrum gedachten Häuser bedingt.

Norderstedt. Das Soziale Zentrum bleibt vorerst heimatlos. Das rote Backsteinhaus am Friedrichsgaber Weg gegenüber der Einmündung Stettiner Straße, in das die links-alternative Gruppierung ziehen sollte, steht nun nicht mehr zur Verfügung. Das teilte Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote auf Nachfrage der NZ mit. Die Anlieger torpedieren die Pläne massiv.

Sie fordern einen Kreisverkehr, um den Unfallschwerpunkt zu entlasten. Diese Lösung hat den für die Anwohner den willkommenen Nebeneffekt, dass die für das Soziale Zentrum vorgesehenen Häuser abgerissen werden müssen. Die Stadt will das nach wie vor nicht und lieber mit einer Ampelanlage für mehr Sicherheit sorgen. Die Planer der Stadt hatten den Kreisel verworfen. Auch, weil dafür der Friedrichsgaber Weg verschwenkt werden müsste. Und das mache den Kreisel deutlich teurer als die Ampeln. "An dieser Auffassung halten wir nach wir vor fest", sagte Grote, "aber die Anlieger haben rechtliche Schritte eingeleitet, um den Kreisverkehr durchzusetzen".

Unterstützung bekommen sie dabei - in zweierlei Hinsicht - von der FDP. Zum einen hat die Norderstedter FDP-Fraktion die Forderung nach einem Kreisverkehr an der Stettiner Straße politisch aufgegriffen hat. Zum anderen ist der Anwalt der Anlieger der Fraktionsvorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Wolfgang Kubicki, der sich der Sache zusammen mit seinem Kanzlei-Partner Trutz Graf von Kerssenbrock angenommen hat. Mit ihrer einstweiligen Verfügung gegen die Ampel-Planung der Stadt sind die beiden zwar vor dem Verwaltungsgericht gescheitert. Aber in der Verwaltung der Stadt ist man sich sicher, dass die beiden Rechtsexperten sämtliche rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen werden, um die weitere Planung zu blockieren. Außerdem seien bei eingehender Prüfung der Lage obendrein planungsrechtliche Schwierigkeiten aufgetaucht, die eine soziale Nutzung der Häuser an der Stettiner Straße schwierig machen. Sowohl der Bebauungs- als auch der Flächennutzungsplan müssten geändert werden. "Da könnte ein insgesamt sehr langwieriges und zähes Verfahren auf die Stadt zukommen", sagt der Oberbürgermeister. Und das wolle die Verwaltung "den jungen Leuten vom Sozialen Zentrum" nicht zumuten. Außerdem werden die Krisenbetten für Jugendliche in schwierigen familiären Verhältnissen, die in den Häusern aufgestellt werden sollten, zeitnah gebraucht.

"Das Soziale Zentrum ist nun schon so lange auf der Suche nach einem Haus, da sollten wir das nicht unnötig noch weiter hinauszögern", sagt CDU-Fraktionschef Günther Nicolai. Abgesehen davon bezeichnet er den Kreisverkehr an der Stettiner Straße als eine gute Lösung. Es habe sich herausgestellt, dass er kaum teurer sei als die Ampelanlage. Und der biete auch die Option für eine "kleine Westumgehung Garstedt" - die ursprünglich vorgesehene Westtangente, die das alte Dorf Garstedt entlasten sollte, wird derzeit planerisch nicht mehr verfolgt. Auch die FDP favorisiert den Bau eines Kreisverkehrs. Es handele sich bei Hausgrundstücken um ein städtebauliches Filetstück, das anders genutzt werden könne, sagte FDP-Chefin Marlis Krogmann.

Die GALiN kritisiert die neuen Pläne. Fraktionschefin Anette Reinders: "Ich finde es wirklich schlimm, wie die Anwohner gegen das Soziale Zentrum vorgehen." Wenn die Häuser nun für eine Kreisel-Lösung geopfert werden sollen, dann habe "die Stadtvertretung den Kauf der Häuser unter Vorspiegelung falscher Tatsachen" abgesegnet. "Der mit einem Kreisel verbundene, erheblich größere Flächenverbrauch am Rande der Garstedter Feldmark verbietet doch die Realisierung dieser Variante", sagt GALiN-Stadtvertreterin Maren Plaschnick, die auch den geplanten Standort für das Soziale Zentrum begrüßt hätte. Plaschnick weist darauf hin, dass ein Kreisel schon vor Jahren zugunsten der Ampellösung zu den Akten gelegt worden sei. SPD und Linke hatten sich für das Soziale Zentrum dort ausgesprochen.

Bei den Machern des Sozialen Zentrums herrscht Katerstimmung. "Wir haben uns seit Monaten auf das neue Haus gefreut und sind nun schon enttäuscht", sagt Kai Liesch, einer der Initiatoren des Zentrums. Da sich der Standort offenbar rechtlich nicht halten lasse, wolle er niemandem einen Vorwurf machen. "Wir müssen nach vorne gucken und hoffen, dass die Suche damit nicht zu Ende ist", sagt Liesch. Laut der Stadt wird zurzeit ein Grundstück im Bereich Niewisch/In de Tarpen als Alternative geprüft.