Die Christdemokraten halten es für falsch, an der künftigen Gemeinschaftsschule den gymnasialen Abschluss zu ermöglichen.

Norderstedt

Der Streit um die Zukunft der Norderstedter Schulen geht in die nächste Runde. Diesmal trifft die politische Auseinandersetzung eine Schule, die sich bisher in Ruhe auf ihre weitere Arbeit konzentrieren konnte: die Realschule Harksheide. Sie wird in jedem Fall zur Gemeinschaftsschule und nimmt im neuen Gewand zum nächsten Schuljahr den Betrieb auf. Strittig ist, ob sie auch eine gymnasiale Oberstufe bekommt. Die CDU ist dagegen und hat das in ihrem Antrag für die nächste Sitzung der Stadtvertreter am Dienstag, 9. Juni (ab 19 Uhr im Rathaus), entsprechend formuliert. Nachdem Naime Basarici die SPD-Fraktion verlassen und zur CDU gewechselt war, hat die CDU zusammen mit der FDP eine Ein-Stimmen-Mehrheit, um das Nein zu einer eigenen Oberstufe an der künftigen Gemeinschaftsschule Harksheide durchzusetzen. Das wiederum kritisiert die SPD, die im noch gültigen Beschluss zusammen mit GALiN und Die Linke für die Oberstufe gestimmt hatte. "Damit folgt die CDU zwar ihrer ursprünglichen Linie. Der Antrag zeigt aber zugleich deutlich, wie ernst es die Partei mit dem Willen der Eltern und den Beschlüssen der Schulgemeinschaft nimmt", sagt SPD-Stadtvertreterin Katrin Fedrowitz.

Die CDU hatten in den bisherigen Debatten SPD, GALiN und der Linken immer wieder vorgeworfen, den Elternwillen zu missachten. Wenn die CDU beim Veto zur Oberstufe bleibt, werde das vermutlich Kritik und Protest bei den Eltern hervorrufen, die ihre Kinder an der künftigen Gemeinschaftsschule Harksheide angemeldet haben. Die hohen Anmeldezahlen, die deutlich über den bisher üblichen Zahlen liegen, zeigten zum einen das Interesse am Lernmodell Gemeinschaftsschule. "Bei der Schulwahl sind die Eltern aber sicher auch davon ausgegangen, dass ihre Kinder an der Schule Abitur machen können und nicht nach der zehnten Klasse an eine andere Schule wechseln müssen", sagt die SPD-Sprecherin.

Sie verweist auf den Beschluss der Schulkonferenz. Die Realschule Harksheide habe in der Anhörung am 23. Januar 2008 erklärt, eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe werden zu wollen. Dem widerspricht CDU-Fraktionschef Günther Nicolai: "Es mag sein, dass die SPD der Schule dieses Modell nahe gelegt hat. Als wir unsere Beschlüsse vorbereitet und mit den schulischen Gremien gesprochen haben, war von einer eigenen Oberstufe noch nicht die Rede."

Die CDU hält es nach wie vor für falsch, an der künftigen Gemeinschaftsschule den gymnasialen Abschluss zu ermöglichen. Es gebe nicht ausreichend Schüler für eine eigenständige Oberstufe. Wenn Schüler an der Gemeinschaftsschule Abitur machen könnten, gehe das zu Lasten der vier Norderstedter Gymnasien, besonders des nahen Gymnasiums Harksheide. "Und die Gymnasien wollen wir doch auf keinen Fall ausbluten lassen", sagt Nicolai.

Schulleiterin Barbara Schirrmacher teilt diese Auffassung nicht: "Unsere Schulen und auch die anderen Realschulen schicken 30 bis 50 Prozent ihrer Schüler nach der zehnten Klasse auf ein Gymnasium. Daher dürften wir die 50 Schüler für die Oberstufe durchaus zusammenbekommen." Und die könnten ihr Abitur wie bisher in neun Jahren machen. Die Pädagogin plädiert für einen Kompromiss: Die Stadtvertreter sollten die Möglichkeit für eine schuleigene Oberstufe schaffen. "Und dann wird die Praxis zeigen, ob wir in den achten Klassen genügend Schüler dafür haben." Sie habe die Eltern in Gesprächen immer darauf hingewiesen, dass die Oberstufe nur bei ausreichend großer Schülerzahl eingerichtet wird.