150 Arbeitsplätze und ein wichtiger Kunden-Magnet für das Herold-Center stehen in Norderstedt auf dem Spiel.

Norderstedt

Finanzkrise zum Anfassen in der Norderstedter De-Gasperi-Passage. Karstadt-Mitarbeiter fordern mit Protestplakaten den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Und ein Filial-Chef Karl Peter Knoll in einer für ihn ungewohnten Rolle als Bittsteller: "Kämpfen Sie mit uns für den Erhalt des Karstadt-Hauses Norderstedt!" Die "Karstädter" buhlten um die Gunst ihrer Kunden, um eine Unterschrift auf ausgelegten Listen mit der Überschrift: "Meine Stimme für Karstadt!"

Dem Karstadt-Konzern Arcandor geht das Geld aus. Die Royal Bank of Scottland will Kredite in Höhe von 900 Millionen Euro nicht verlängern, sie zweifelt an der Bonität des Unternehmens. Nur wenn der deutsche Staat bürgt für Karstadt, kann die Insolvenz verhindert werden. Für Karl Peter Knoll und seine 150 Mitarbeiter werden die schlechten Nachrichten im Fernsehen plötzlich persönlich.

Seit 37 Jahren gibt es Karstadt in Norderstedt. Laut Karl Peter Knoll zählt das Haus bei der Rendite zu den fünf stärksten der insgesamt 91 Filialen in Deutschland. "Wir sind der Magnet des Herold-Centers. Wir machen gute Umsätze in einem sehr kaufkräftigen Umfeld", sagt Knoll. Nutzt alles nichts, allein die Konzernsituation ist jetzt entscheidend für die Existenz der Norderstedter. Wirtschafts-Experten sagen, Karstadt habe Trends verschlafen und Managementfehler begangen, solle fusionieren mit Kaufhof oder abgewickelt werden. Knoll macht das wütend: "Hinterher sind immer alle schlauer. Die sogenannten Experten sagen immer nur, was falsch gelaufen ist. Es gab ja auch Management-Fehler. Aber es soll doch auch mal gesagt werden, was wir gut machen." Dafür stünden 1,4 Millionen Besucher, die pro Jahr durch über die 8200 Quadratmeter Verkaufsfläche des Norderstedter Karstadt-Hauses laufen würden. Über die Unterstützung der Kunden, der Politik und der Norderstedter Verwaltung kann sich Karstadt nicht beschweren. Die fünf Parteien der Stadtvertretung haben eine Resolution zum Erhalt des Hauses verabschiedet, die Filialchef Knoll bei einer Demonstration der "Karstädter" in Berlin beim Wirtschaftsministerium abgegeben hat. Dort lag auch schon ein Brief des Oberbürgermeisters Hans-Joachim Grote, der darin die Wichtigkeit des Karstadt-Hauses für Norderstedt unterstrich. Jetzt standen der CDU-Landtagsabgeordnete Manfred Ritzek, Martin Lange, Sybille Hahn und Heiner Köncke (SPD), Harald Köll (Linke) und Marlies Krogmann (FDP) vor dem Karstadt-Haupteingang. Sie alle betonten, wie wichtig der Erhalt der Arbeitsplätze sei.

Die Norderstedter Stadtvertretung habe bisher aus standortpolitischen Gründen alles unternommen, Karstadt vor weiteren Einkaufszentren schützen.