Journalist Günther Döscher hat einen Verlag gegründet und veröffentlicht auch Bücher, die er selbst schreibt - am liebsten über seine Heimat.

Norderstedt. Er ist ein alter Medienhase. Mit allen Wasser gewaschen, immer ein lustiger Spruch in der Feder, immer ein Gedanke voraus. So ist Günther Döscher in Norderstedt bekannt geworden. Wer ihn nicht persönlich kennt, hat wahrscheinlich irgendwann schon mal etwas von ihm gelesen. Oder über ihn. Denn einerseits war er Gründer des einstigen Norderstedter Anzeigers, andererseits war er in der vorletzten Legislaturperiode Stadtvertreter in Norderstedt und machte in dieser Eigenschaft Schlagzeilen, als er wegen eines strittigen Verkehrsprojektes die FDP-Fraktion verließ und sich der CDU anschloss, ohne allerdings Parteimitglied zu werden. Das ist Vergangenheit. Aktuell ist, dass der 70 Jahre alte Ex-Journalist einen Verlag gegründet hat, in dem er Heimatbücher im weitesten Sinne herausgibt.

Döscher veröffentlicht seine Bücher unter dem Pseudonym Gundolf Hansen

Heimat ist für Günther Döscher natürlich Norderstedt und Schleswig-Holstein. Also hat er unter dem Pseudonym Gundolf Hansen ein Buch mit Beziehungsgeschichten aus Schleswig-Holstein geschrieben. Wer die Geschichten liest und Norderstedt und seine Menschen kennt, findet vermutlich einige Parallelen. Um es deutlich zu sagen: Einige Personen gibt oder gab es wirklich. "Der zündende Funke mancher Geschichten liegt in der Wirklichkeit", sagt Günther Döscher. "Aber ich habe die Personen natürlich verfremdet." In der Norderstedter Politik und im näheren Umfeld gibt es schließlich eine Menge kauziger Typen, über die vielleicht schon mancher mal einen Roman oder eine Kurzgeschichte schreiben wollte. Günther Döscher hat es angepackt. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind beabsichtigt!

Eingeschlagene Pfade hat der gelernte Schriftsetzer immer wieder gerne verlassen. Seine berufliche Vergangenheit ist bunt und vielfältig: Anzeigenblätter, Schleswig-Holstein-Seite für die "Welt", Glossen für viele Zeitungen in ganz Deutschland, Verfasser von Internetauftritten. "In der Medienwelt war ich auf allen Feldern aktiv", sagt Günther Döscher, der heute immer noch den Eindruck macht, als ob ihm der Schalk im Nacken sitzt und er gerne um die Ecke denkt, um seinen Gesprächspartner zu verblüffen.

Um die Ecke hat er tatsächlich mit Eintritt in das Rentenalter gedacht: "Ich wollte nur noch machen, was mir Spaß macht." Schreiben ist für ihn Spaß. Also nahm er Kontakt zu einem Autorenclub in Hamburg auf, lernte interessante Leute kennen und hatte die Idee, einen eigenen Verlag zu gründen. Zunächst ein Buch mit Märchen aus Uganda. Das Land ist nicht Schleswig-Holstein, trotzdem Heimat: Autorin Luisa Natiwi stammt aus diesem Land und hat die Märchen mitgebracht. "Es war einmal in Afrika..." mit Farbillustrationen von Kay Treysse ist ein hübsches kleines Buch mit vielen guten Ideen.

Im zweiten Buch verwirklicht sich ein Hamburger Autorenkollektiv, das unter dem beziehungsreichen Namen "Blut & Feder" aktiv ist. Ein Heimatbuch voller Tücken und schrägen Kanten: In "Hamburg hat + zart" stecken 35 Geschichten von neun Autoren, die alle in Hamburg spielen und einem bisweilen den Atem stocken lassen. Die Autoren verstehen ihr Handwerk, sind teilweise auch Schreibprofis und hoffen natürlich auf einen Durchbruch.

Der Verlag soll zum Sprungbrett für Nachwuchs-Autoren werden

Der Verlag Kadera produziert vermutlich keine Bestseller, aber eine Hilfe auf dem Weg nach oben kann er sein. "Der Kadera-Verlag wird nie zu den Großen gehören - vielleicht aber sind wir der Sprungbrett-Verlag für Autoren, die einmal in bekannteren Verlagen die vorderen Plätze erreichen. Entdecken Sie bei uns Autorinnen und Autoren, die ihre Bestseller noch vor sich haben." So heißt es in der Verlagswerbung mit frischem Understatement.

Das dritte Buch ist "Manchmal musst du springen..." von Gundolf Hansen alias Günther Döscher. Außerdem kommt in diesen Tagen ein Geschichtenkalender für das Jahr 2013 heraus. Weiter Bücher sind in Planung. Noch kein großes Programm, aber für einen Ein-Mann-Betrieb schon eine ordentliche Ausbeute, findet Günther Döscher, der es vom Wohnzimmer zum Verlag nicht weit hat: Er steigt die Treppe hoch und steht in seinem Büro.

Gedruckt werden die Bücher in China oder Litauen

Mit Blick auf den Norderstedter Stadtpark entstehen Geschichten und Bücher. Am PC werden die Bücher druckreif gemacht, tatsächlich gedruckt werden sie in China oder Litauen. Mit Prospekten, die an die Buchhändler gehen und die eigene Webside ( www.kadera.de ) versucht Günther Döscher, für die Produkte zu werben. In dem Verlagsprojekt steckt nicht nur eine Menge Engagement, Enthusiasmus und Herzblut, sondern auch Geld. Keine Unsummen, aber immerhin so viel, dass der Kleinunternehmer Döscher dieses vorgestreckte Geld gerne wieder einnehmen möchte. Denn einen Druckkostenzuschuss verlangt er nicht.

Dabei helfen zum Beispiel auch Lesungen. Die Gruppe "Blut & Feder" zum Beispiel tritt regelmäßig in der Öffentlichkeit auf, und Günther Döscher selbst liest in Norderstedt. Am Freitag, 20. Juni, in der Buchhandlung am Ochsenzoll, Am Tarpenufer, heißt es "Günther Döscher liest Gundolf Hansen"; um 20 Uhr geht es los.