Ein Gutachter untersucht das denkmalgeschützte Monument vor der Bramstedter Kirche. Auch die Finanzierung der Sanierung ist offenbar gesichert.

Bad Bramstedt. Ob der alte Meyer tatsächlich unter seinem Grabmal liegt, weiß niemand so genau. Schwarz und verwittert reckt sich die ungewöhnliche Gusseinsenkonstruktion links neben der Bramstedter Kirche zwei Meter in die Höhe. Das Metall zeigt Risse, die einst goldbelegten Buchstaben sind kaum noch lesbar. Dieses Denkmal, das als schützenswert eingestuft wird, hat schon bessere Tage gesehen. Doch möglicherweise ist das lokalhistorische Monument noch zu retten.

"Die Denkmalschützer der Kirche waren sehr angetan von dem Grabmal", berichtet Jan-Uwe Schadendorf von der Bramstedter Gildenstiftung. Jetzt prüft ein Gutachter im Auftrag der Kirche, ob und wie das Grabmal von Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer saniert werden kann. Das schwarze Monument dürfte mit seiner Kombination von Symbolen des Christentums und der Freimaurerei in Norddeutschland einmalig sein.

Auch die Finanzierung ist offenbar gesichert: Jeweils 2000 Euro wollen die Bramstedter Gildenstiftung, die evangelischen Kirchengemeinde und die Emanuel-Loge bereitstellen. Bis zu 25 000 Euro hat der Bramstedter FDP-Bundestagsabgeordnete Jürgen Koppelin bei Kulturstaatsminister Bernd Neumann locker gemacht. Die ungewöhnliche Höhe der Summe sorgte selbst bei den Bramstedtern für Erstaunen, denen die Historie des Ortes besonders am Herzen liegt.

Der Gutachter soll auch klären, wie viel es tatsächlich kosten wird, den von schwarzen Eisenketten umgrenzten Monolithen wieder in alter Pracht erstrahlen zu lassen. Für die Bramstedter gehört das Grabmal zum Stadtbild: Wer an der Begrenzungsmauer der Kirche vorbeigeht, kommt zwangsläufig daran vorbei.

Meyer gehört zu den einstigen Besitzern des Bramstedter Gutes, von dem heute nur noch das Torhaus erhalten ist, das im Volksmund Schloss genannt wird. Meyer, der in St. Petersburg studiert hatte, kaufte das Gut im Jahr 1796 für 40 000 Taler. Der studierte Jurist begegnete als junger Mann bei seinen Reisen nach Weimer Friedrich Schiller und arbeitete als Schriftsteller, Journalist, Bühnenautor und Bibliothekar. Großen Ruhm erwarb er sich bei seinen Zeitgenossen als Übersetzer literarischer Werke aus England, Frankreich und Italien.

Lokalhistoriker Jan-Uwe Schadendorf von der Gildenstiftung hat in einem Antiquariat eine Biografie über Meyer entdeckt, die kurz nach seinem Tod im Jahr 1840 entstanden war. Autorin war Elisabeth Campe, geborene Hoffman. Sie war mit dem Buchhändler August Campe verheiratet. Beide gründeten den Verlag Hoffmann und Campe.

Meyer pflegte mit fast allen Größen der Literatur und des Theaters Kontakte, schreibt Schadendorf auf seiner Webseite www.alt-bramstedt.de . Außerdem gehörte der Bramstedter Gutsbesitzer den Freimaurern an.

Schadendorf geht davon aus, dass das Gutachten Ende des Monats vorliegt. "Dann folgt vermutlich eine Ausschreibung." Er hofft, dass die Sanierung im Herbst beginnt.

Die im Jahr 2004 gegründete Gildenstiftung hat sich zum Ziel gesetzt Kunst und Kultur in Bad Bramstedt zu fördern.