Fleißige Kinder nähen in Norderstedt für kranke Kinder, die auf der Krebsstation des UKE in Hamburg liegen. Ideengeber war Ulrice Borcic.

Norderstedt. Franziska, 9, kämpft gegen den Krebs in ihrem kleinen Körper. Sie ist eine der Patientinnen auf der Kinderkrebsstation des UKE in Hamburg. Ihr ständiger Begleiter ist ein Rollständer mit Infusionsbeuteln und Dosiersystemen, die Chemie gegen die Krankheit in ihren Körper abgeben. "Franziska und den anderen Kindern auf unserer Station ist es manchmal nicht ganz geheuer, was da alles in sie hineinläuft", sagt Ulrike Borcic. Die Norderstedterin ist die pflegerische Stationsleitung in der Kinderonkologie des UKE. "Die Flüssigkeiten sind milchig, die für die Chemo rot, blau oder grün. Das ist kein schönes Gefühl", sagt Borcic.

Die bunten Beutel nehmen den Apparaturen das Bedrohliche

Nichts lag also näher, die Beutel schlichtweg abzudecken, damit die Kinder bei der Prozedur wenigstens um eine Sorge erleichtert werden. Ulrike Borcic begann, bunte freundliche Überzüge für Infusionsbeutel, Katheter oder Schlauchzugänge zu nähen. "Mit einem Sichtschutz wirken diese ganzen Infusionsbeutel und Katheter nicht mehr so bedrohlich. Und kleine Abdeckungen mit Klettverschluss für die Zugänge an Schläuchen verhindern, dass diese Stellen die Kinder am Körper ständig kratzen", sagt Borcic.

Doch ihre Station hat 17 Betten und bis zu 100 Neuzugänge im Jahr. Irgendwann wurde die ganze Näherei einfach zu viel für eine Näherin. Aber die Beutelchen kamen großartig an bei den Kindern.

Ulrike Borcic suchte sich Helfer für die Arbeit. Beim Norderstedter Handarbeitsladen "Der Stoff" an der Ulzburger Straße wurde sie fündig. "Wir entschieden, dass wir daraus gleich eine karitative Aktion machen", sagt Katy Kühnle vom Team des Geschäftes. Die Handarbeits-Profis entwarfen gleich die sehr einfachen Schnittbögen für die Beutel und verteilten sie unter den Kunden. Und die ließen sich nicht lange bitten. Über 50 hübsche Modelle sind schon zusammengekommen. Die Resonanz war überwältigend. Weil es nicht besonders schwer ist, so einen Überzug für einen Infusionsbeutel zu fertigen, eignet sich die Aktion auch besonders gut für Kinder.

Am Tag der Handarbeit kann jeder sich an einem eigenen Modell versuchen

In der kleinen Nähschule im hinteren Teil des Ladens an der Ulzburger Straße sitzen an diesem Tag drei Mädchen. Franziska, 8, aus Quickborn, Jamie, 9, aus Hamburg und Maya, 8, aus Norderstedt haben sich aus dem großen Stoffangebot ihre Lieblings-Dessins gewählt. Maya einen hellblauen Stoff mit bunten Kreisen, durchsetzt mit Strass, Franziska weiße Sternchen auf rotem Grund und Jamie lustige Fliegenpilze. Jetzt sitzen die drei Mädchen an den Nähmaschinen und lassen die Nadeln rattern, immer unter der fachkundigen Aufsicht von Katy Kühnle. Die einfachen, geraden Linien verzeihen es, wenn die Mädchen vor lauter Quatscherei mal ein wenig schief liegen. "Eigentlich müssen wir aber sofort aufhören mit dem Nähen, wenn wir reden oder nicht genau auf unsere Nadel achten", sagt Franziska und kichert.

Ulrike Borcic findet es besonders schön, dass sich Kinder an der Aktion beteiligen. Das schafft eine Verbindung zwischen den kranken Kindern und denen, die mehr Glück im Leben hatten. "Ich finde es schön, dass wir den armen Kindern im Krankenhaus ein wenig helfen können", sagt Franziska.

Auf der Kinderkrebsstation gibt es eine Schublade. Und dort werden die ganzen Beutel gesammelt, die in Norderstedt entstehen. "Wenn Kinder bei uns neu eingeliefert werden, dürfen sie sich als erstes ihren Satz aus der Schublade aussuchen", sagt Ulrike Borcic. Für jeden Geschmack ist was dabei. Kleine Sonnen, natürlich Bärchen oder auch Äffchen. "Wir hatten auch einen ganz niedlichen Satz mit Rüschen dran, so richtig Prinzessinnen-mäßig. Ich war richtig gespannt, wer sich den aussucht.", sagt Ulrike Borcic. Es fand sich schnell ein Mädchen, das sofort zuschlug.

Seit dem 30. April wird in dem Handarbeitsladen genäht. Und noch bis zum 1. August darf genäht werden. Wer sich ganz kurz entschlossen beteiligen möchte, kann am Sonnabend den Tag der Handarbeit nutzen. Die Nähschule bei "Der Stoff" ist zwischen 10 und 14 Uhr für alle geöffnet, die einen Beutel für die Kinder der Krebsstation nähen wollen. Das ganze ist für die Teilnehmer völlig kostenlos. "Wir freuen uns auf viele Mitnäher und Spender. Schon der kleinste Stoffrest kann mehr Freude ins Leben der Kinder bringen", sagt Katy Kühnle.

Wer mitmachen will, sollte sich vorher kurz telefonisch anmelden. "Der Stoff" an der Ulzburger Straße 186 ist unter Telefon 040/525 10 85 zu erreichen.