Gemeindepolitiker beschäftigen sich mit den Bebauungsplänen auf dem Gelände des Betonwerkes Wagenhuber. Über 100 Häuser sind geplant.

Henstedt-Ulzburg. Wenn die Brüder Manfred, 71, und Walter Wagenhuber, 49, über ihr Firmengelände gehen, begegnen ihnen nur noch wenige Menschen: Einst waren in ihrem florierenden Betonwerk an der Norderstedter Straße/Schleswig-Holstein-Straße bis zu 23 Mitarbeiter tätig, heute sind es nur noch drei. Das einst einträgliche Unternehmen wird abgewickelt, die Produktion wurde schon im März eingestellt. Wenn es nach dem Willen der beiden Brüder geht, entsteht auf ihrem Gelände ein Wohngebiet, in dem mehrere Hundert Menschen eine neue Heimat finden sollen. Über 100 Häuser, darunter auch ein 14-stöckiges, sind, wie bereits berichtet, geplant. Ein Vorhaben, das für Diskussionen im Ort sorgt. Die Kommunalpolitiker befassen sich erstmals am Montag, 4. Juni, während der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses mit diesem Thema. Sie beginnt im 18.30 Uhr im Ratssaal.

+++Viel Mut zu Kompromissen+++

Trotz guter Auftragslage sanken die Umsätze in den vergangenen Jahren. Für die Brüder Wagenhuber, die je zur Hälfte Gesellschafter des Unternehmens sind, war das ein Anlass, die Aktivitäten zu verlagern und das Betonwerk zu schließen. 1923 war es von Walter Wagenhuber senior in Barmbek gegründet worden, seit 1964 wurde in Henstedt-Rhen produziert. Die Abwicklung des Unternehmens verläuft unaufgeregt. "Wir haben unsere Rechnungen immer bezahlt, und so halten wir es auch jetzt", sagt Walter Wagenhuber. Er hat sich auf die Produktion von Mobil-Deichen zum Hochwasserschutz verlegt. Sie werden zurzeit noch auf dem Werksgelände an der Schleswig-Holstein-Straße angefertigt und gelagert. Die Anfangserfolge machen dem Geschäftsmann Mut: Fünf Kilometer des mit Wasser zu füllenden Schlauch-Deiches wurden bereits verkauft, darunter auch an drei Orte, die vom Elbe-Hochwasser bedroht sind. Derzeit wird in die Schweiz geliefert. Angesichts der drohenden Klimaveränderungen mit zunehmenden Sturmfluten offenbar ein Geschäft mit Zukunft.

Wenn das 4,42 Hektar große Wagenhuber-Areal eines Tages einer anderen Nutzung zugeführt wird, verlagert Walter Wagenhuber seine Schlauchdeich-Produktion, aber irgendwo in der Nähe will er bleiben.

+++Hochhaus-Plan verschreckt die Ortspolitiker+++

Die Politiker in Henstedt-Ulzburg sehen die anstehenden und von den Wagenhubers gewünschten Veränderungen in Henstedt-Rhen mit gemischten Gefühlen. Einerseits sehen sie, dass die Bevölkerung in diesem Ortsteil überaltert ist und eine Auffrischung gut täte, andererseits können sich viele mit den gewaltigen Plänen, ausgearbeitet von der Architektin Beate Trzcinski, nicht anfreunden. Acht Doppelhaushälften, 91 Reihenhäuser in 17 Reihen, fünf Mehrfamilienhäuser mit je sechs Geschossen, ein Bürokomplex mit zehn Geschossen sowie ein Mischgebäude mit drei bis vier Gewerbegeschossen und zehn Wohngeschossen sollen entstehen. Unter dem Strich würde auf einer Fläche von rund fünf Fußballfeldern fast ein neuer Ortsteil wachsen.

Problematisch könnte die Verkehrsanbindung werden: Die Norderstedter Straße ist ohnehin schlecht ausgebaut und sehr eng, eine Zufahrt über die Schleswig-Holstein-Straße wird von der Landesplanung vermutlich kaum genehmigt, eine Zufahrt über Anliegerstraßen wird für Proteste sorgen. In der Diskussion sind auch die gewünschten Hochhäuser. Für die Wagenhubers und Architektin Trzcinski machen Hochhäuser direkt an der Schleswig-Holstein-Straße Sinn - als Schallschutz für die dahinter liegenden Gebäude. "Wir können den Straßenlärm mit dieser Bauweise minimieren", sagt Beate Trzcinski, die mit ihrem Planungsbüro PSB seit 18 Jahren in Henstedt-Ulzburg tätig ist. Die Planer können sich vorstellen, dass Wohnungen in den höheren Stockwerken gut zu vermieten sind.

Natürlich wissen die Architekten und die Grundeigentümer, dass ihr Plan heftig diskutiert wird. "Er ist verhandelbar", sagt Beate Trzcinski. Mit Unterstützung aller Fraktionen sollte der Bebauungsplan - der erste für dieses Gebiet - nach einem Jahr stehen. Davon gehen sie aus. Die SPD möchte wissen, wie die Rhener dieses Projekt sehen. Sie laden für Montag, 11. Juni, 19 Uhr, zu einem Meinungsaustausch, an der auch die Architektin teilnimmt, in den SVR-Treff am Schäferkampsweg ein.