Weder die betroffenen Kulturvereine noch die politischen Gremien hat die Stadtverwaltung über die Schließungspläne informiert. Die sind empört.

Norderstedt. Den fünf Norderstedter Kulturvereinen Kunstkreis, Kulturverein Malimu, Fotoclub, Neues Theater Norderstedt und Theater Pur droht die Kündigung ihrer seit 17 Jahren genutzten Ateliers und Theaterräume im Kunsthaus Norderstedt am Glashütter Damm. Die Stadtverwaltung plant, das Kunsthaus zu schließen und das Gebäude als Offene Ganztagsschule für die Grundschule Glashütte zu nutzen. Über diesen Plan hat die Verwaltung die politischen Gremien gar nicht und die Vereine nur kurzfristig informiert. Die Politik ist empört, die Vereine fürchten ums Bestehen.

"Im November besichtigte Sozialdezernentin Annette Reinders mit Gabriele Richter vom Kulturbüro und der Schulleitung der Glashütter Grundschule das Kunsthaus, sagten uns aber nicht, warum", sagt Manfred Thiel, Vorsitzender von Malimu. Die Vereine waren auf Vermutungen angewiesen. Seitdem habe er nichts mehr gehört und ging davon aus, dass die Räume als ungeeignet angesehen wurden. Das Gebäude ist beispielsweise für Behinderte nicht zugänglich.

Als er die Sozialdezernentin Mitte März auf den drohenden Rauswurf ansprach, kam Mitte April aus dem Kulturbüro die telefonische Nachricht, die Vereine müssten das Kunsthaus Ende 2012 verlassen, als Alternative stünden Klassenräume in der Grundschule Friedrichsgabe zur Debatte. Die aber wären kein Ersatz, so die Vereine.

Sofort teilten sie Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote schriftlich ihre Befürchtungen mit: "Eine solche Neuorientierung würde für einige von uns zu Mitgliederschwund und Auseinanderbrechen des Vereins führen." Als Antwort bot Gabriele Richter den Vereinen für heute, 17.30 Uhr, im Rathaus, Raum 130/131, ein Gespräch mit anschließender Besichtigung der Ersatzräume in der Grundschule Friedrichsgabe an.

"Wir erhalten heute die erste Information durch die Stadt, alles andere vor dem 19. April waren uns gegenüber nur Gerüchte", sagt Thiel. Auch Gabriele Richter sei davon ausgegangen, dass das Haus nur von der Kunst genutzt werden könne, so Thiel. Der Malimu-Vorsitzende fürchtet 30 bis 50 Prozent Mitglieder-Kündigungen durch den Umzug.

"Klassenzimmer in einer Schule, in der noch unterrichtet wird, sind für unsere Arbeit ungeeignet", sagt Jolind Kaczmarz, Vorsitzende des Kunstkreises. Beim Kunsthaus hätten die Mitglieder und ihre Kursusteilnehmer beispielsweise draußen Platz für Bildhauerarbeiten, die zudem oft laut seien. "Von uns wurde sogar verlangt, weder der Politik noch der Presse etwas von den Plänen zu verraten", sagt Kaczmarz. "Das Kunsthaus ist der Mittelpunkt unserer Arbeit", sagt Michael Scharbert, Vorsitzender des Theaters Pur. "Das Kunsthaus ist eine Institution in Norderstedt", sagt Heidi Kuhlmann, Vorsitzende des Neuen Theaters Norderstedt (NTN). Wenn sie in Zukunft auf einen Hausmeister angewiesen seien, um in ihre Räume zu kommen, wäre vieles nicht mehr machbar. Auch die Kinder- und Jugendarbeit wäre gefährdet. Alle Vereine hätten viel Geld und Zeit ins Kunsthaus investiert. Jetzt stünden sie vor dem Aus.

Maren Plaschnick, Kulturausschuss-Vorsitzende (GALiN), findet es "befremdlich, dass die Verwaltung sich nicht im Kulturausschuss vergewissert habe, ob die Räumung des Kunsthauses auch politisch gewollt sei. "Im Kunsthaus werden wichtige Kultur-Projekte für die Stadt vorbereitet", sagt Plaschnick.

"Die Verwaltung muss uns Zahlen auf den Tisch legen", fordert Friedhelm Voß (CDU). "Die Schließung ohne die Politik entscheiden zu wollen, ist völlig daneben", sagt Gabriele Heyer (FDP). "Seit einem Jahr versucht die Verwaltung, Entscheidungen an der Politik vorbei zu schieben. Besonders im Schuldezernat fehlt die Sensibilität", sagt Miro Berbig. Den fünf Kulturträgern könne nicht einfach das Kunsthaus gekündigt werden. "Das ist alles abenteuerlich, was die Verwaltung zurzeit anschiebt, um die Ganztagsschulen einzurichten, da müssen wir gefragt werden", sagt Thomas Jäger von der SPD.

Die Kulturausschuss-Mitglieder erwarten, dass Richter über die Pläne der Verwaltung am Donnerstag, 24. Mai, im Kulturausschuss berichtet. Die öffentliche Sitzung beginnt um 18.15 Uhr im Sitzungsraum 3 im Rathaus.