Christine Gohlke und Jan Daniels Poppinga wandern in 41 Tagen von Neustadt bis Salzburg. Auch der Kreis Segeberg liegt auf ihrer Route.

Sie macht es sich bequem auf der Liege, eine rote Decke fest um den Körper gewickelt. Er greift zu einem Stift und macht sich an ihren Füßen zu schaffen. "Hirschtalg", sagt Jan Daniels Poppinga. "Eine Fettschicht ist gut für die Füße." Christine Gohlke ist ganz entspannt und genießt die Prozedur. Der Mann ist gründlich und lässt sich auch durch die neugierigen Blicke Vorbeigehender nicht beeindrucken. Anschließend werden die Plätze gewechselt: Er liegt, sie schmiert. Immer schön gleichmäßig. Zwischen den Zehen und an den Seiten. Viel mehr ist nicht nötig, um den Tag zu überstehen. Und das Paar aus Ahrensbök hat noch einiges vor sich: Christine Gohlke, 46, und Jan Daniels Poppinga, 58, sind auf Wanderschaft und machen Pause in der Schön Klinik Bad Bramstedt, von wo sie weiter nach Kisdorf wandern.

Das ist allerdings nur ein kleiner Ausschnitt ihres Wanderprogramms: Die beiden durchschreiten ganz Deutschland und ein kleines Stück von Österreich. Am Mittwoch, 20. Juni, treffen sie um 14.30 Uhr in Elsbethen ganz in der Nähe von Salzburg ein. Ein paar Minuten früher oder später - das mag sein. Ansonsten aber wird dieser Wanderplan exakt so eintreffen wie geplant.

Das Abenteuer liegt also fast vor der Haustür. Zumindest müssen sie keine Pauschalreise mit Frühstück, Mittag- und Abendessen buchen, um einen ungewöhnlichen Urlaub zu verbringen. Christine Gohlke und Jan Daniels Poppinga sind Mitarbeiter der Schön-Klinik-Gruppe. Er als Leiter der Haustechnik in der Eilbeker Klinik, sie als Projektmanagerin in der Neustädter Klinik. Vom Norden bis zum Süden besuchen sie auf ihrer Wandertour alle 15 Schön-Kliniken (Neustadt eingerechnet). So viel zum äußeren Rahmen der Wandertour. Irgendwelche kommerziellen Zwecke verbinden die beiden nicht mir ihrer Tour. Sie bekommen kein Extra-Geld von ihrem Arbeitgeber und sammeln unterwegs auch nicht für irgendeinen Zweck. Sie haben für die Tour zusammen sechs Wochen Jahresurlaub genommen.

Die Schön Klinik im Bramstedter Kurgebiet ist einer der ersten Anlaufstationen, von dort geht es weiter nach Kisdorf, wo bereits ein Hotelzimmer gebucht ist. Dann direkt nach Hamburg. Immer im moderaten Wandertempo, aber nie ohne die Uhr aus den Augen zu verlieren. Mit gut eingelaufenen Wanderschuhen geht es von Ort zu Ort, von Station zu Station. Im Schnitt wandern beide 33 Kilometer am Tag, mal etwas mehr, mal etwas weniger. Die Strecke von Bockhorn bis Kisdorf über Bad Bramstedt ist die längste der Wandertour: 38,5 Kilometer müssen sie an diesem Tag schaffen. Das bedeutet: 40 000 bis 50 000 Schritte machen beide jeden Tag. Alle drei Stunden werden die Socken gewechselt, um Blasenbildung vorzubeugen. Die speziellen Wandersocken, die nicht gewaschen werden müssen, hängen dann paarweise am Rucksack zum Trocken und Auslüften. Auch die Wandershirts müssen übrigens nicht gewachsen werden. Unterwäsche wird dem Wanderpaar fünf Mal in die Hotels nachgeschickt.

Der Wanderplan ist also gut durchdacht und vorbereitet. Ein Jahr lang haben Christine Gohlke und Jan Daniels Poppinga an ihrem Plan getüftelt. Sie haben die Wanderroute zusammengestellt und die Detailpläne aus dem Internet heruntergeladen, sie haben 40 Hotelzimmer per Internet bestellt und jeweils zwei Doppelfrühstücke mitgebucht. Eins wird an Ort und Stelle verzehrt, das andere als Lunchpaket mitgenommen. So konnte das Paar schon zu Beginn der Wanderschaft sagen, dass es am Sonnabend, 2. Juni, am späten Nachmittag in Lohndorf im Landkreis Bamberg eintreffen wird, am Donnerstag, 7. Juni, in Ingolstadt Am Dienstag, 19. Juni, werden sie um 11.30 Uhr Berchtesgaden passieren und am späten Nachmittag am Hotel in Kugelmühle eintreffen. Von dort sind es dann nur noch wenige Kilometer bis Elsbethen, wo sie am Mittwoch, 20. Juni, um 14 Uhr von Dieter Schön, dem Chef der Schön Kliniken, zum Tee erwartet werden. Ende der Wanderung.

Bis dahin allerdings stehen noch harte Tage vor Christa Gohlke und Jan Daniels Poppinga, die übrigens ein Jahr lang für ihren Mammuttrip trainiert haben. 1000 Kilometer sind sie in dieser Zeit gewandert, viel im Inland, aber auch im Ausland. Zum Beispiel auf den Kapverden, wo sie in den Bergen mit Waffengewalt überfallen wurden. An derartige Vorkommnisse wollen sie jetzt nicht denken. Sie haben ihr Ziel klar vor Augen - das tägliche und das große am Ende der Tour. Bis dahin geht es Schritt für Schritt voran. Auch wenn die Füße mal schmerzen und der Rucksack - seiner ist 18 Kilo schwer, ihrer acht Kilo - immer schwerer wird. Sollte es tatsächlich so sein, wäre es nur eine Einbildung. Denn im Laufe des Tages wird der Rucksack immer leichter: Sechs Kilogramm Flüssigkeit werden mitgeschleppt und täglich verbraucht.

Der Blick für die Landschaft, wird der bei einer solchen Tour noch bewahrt? Beide nicken. Und Jan Daniels zeigt auf seinen Fotoapparat. Etwa 150 Fotos macht er pro Tag. Schon nach den ersten Tagen hat er allerhand Tiere fotografiert, die ein normaler Spaziergänger eher gar nicht oder nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Die Fotos werden dann bei den Zwischenstationen ins Intranet überspielt.

Fühlen sie sich kaputt, wenn sie eine Tagestour beendete haben. "Ja, schon", sagt Christine Gohlke. "Aber nach einer Stunde ist alles wieder vergessen." Manchmal laufen sie auch noch ein bisschen aus - eine Stunde bummeln und sie sind wieder bei Kräften. Jan Daniels Poppinga schiebt flüsternd hinterher: "Nach 35 Kilometern Wanderschaft ist es beinahe so, als würde man im Zölibat leben."

Dann fassen sich beide an die Hand und wandern weiter.