Die Rinderrasse bekommt ein neues Zuhause am Autobahnzubringer. Ein Verein soll die Pflege der Naturflächen übernehmen, Sponsoren werden gesucht.

Henstedt-Ulzburg. Das "Projekt Auerochse" nimmt Gestalt an. Und das ist wörtlich zu nehmen: Schon seit einiger Zeit wird nördlich des Autobahnzubringers die Landschaft modelliert, um ungewöhnlichen Rinderrassen ein neues Zuhause zu bieten. Überhaupt geht das Projekt jetzt in eine konkrete Phase: Die Gemeinde sucht Interessierte, die einen Betreuungsverein gründen wollen und Sponsoren, die das Projekt finanziell und tatkräftig unterstützen.

Der Naturraum Siebenstücken ist eingebunden in klein strukturierte landwirtschaftliche Flächen, in Teiche, Wald. Dieses rund 35 Hektar große Gelände soll nicht nur Heimat von Auerochsen - oder anderen, hier eher seltenen Rinderrassen - werden, sondern auch Heimat von Kiebitzen. Die nämlich werden von der anderen Straßenseite verdrängt, weil dort Gewerbe angesiedelt wird. Zwölf Brutpaare gibt es südlich des Autobahnzubringers - das ist eine vergleichsweise große Anzahl und ein "bemerkenswerter" Bestand des Vogels, der eigentlich als gefährdet gilt und deshalb auf der "Roten Liste" gefährdeter Arten in Schleswig-Holstein steht. Der Naturraum Siebenstücken bietet nach Ansicht von Fachleuten ein "einmaliges Potenzial", um genau den Ansprüchen der verdrängten Vögel gerecht zu werden. Kiebitze brauchen neben den weiten Fluchtdistanzen vorzugsweise Wiesenflächen, die im Bewuchs kurz gehalten sind. Ihre Nester bauen sie zum Beispiel dort, wo Maulwürfe offenen Boden hinterlassen haben.

Ob die Kiebitze tatsächlich den für sie angelegten Lebensraum annehmen, weiß heute natürlich noch niemand. Klar ist jedoch, dass die Rinder ihren neuen Lebensraum annehmen, weil sie dort auf der Weide grasen werden und als natürliche Landschaftspfleger fungieren sollen.

Fest steht auch, dass Robustrinder dort weiden sollen. Sie bleiben das ganze Jahr über auf der Fläche, halten das Gras kurz. Ähnliche Beweidungsprojekte haben sich in Schleswig-Holstein bereits mehrfach mit Erfolg durchgesetzt.

Am 23. August informiert die Gemeinde offiziell über das Projekt: Um 19 Uhr beginnt im Ratssaal eine öffentliche Veranstaltung, in deren Verlauf auch möglichst viele Vereinsmitglieder geworben werden sollen. Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg wird selbst Mitglied in dem Verein sein und stellt die Fläche zur Verfügung. Das Projekt wird von der Europäischen Union gefördert, die Vereinsmitglieder sollen aber auch einen Anteil zahlen. Geplant ist zunächst der Kauf von zehn Rindern, die in etwa einem Jahr auf die Weide kommen sollen. Pro Tier wird mit Anschaffungskosten von rund 1200 Euro gerechnet.

Ursprünglich war von rückgezüchteten Auerochsen (Heckrind) die Rede, inzwischen ist aber alles möglich. "Es sollen besondere Rinder auf die Weide, um eine hohe Identifikationsmöglichkeit zu erreichen", sagt Petra Hafemeister, Leiterin der Grünplan- und Umweltabteilung im Henstedt-Ulzburger Rathaus. Hausrinder werden es also nicht sein, Galloways auch nicht, weil es die schon recht häufig zu sehen sind. Neben Heckrindern kommen also auch Highland Cattle, Dexter oder Aubrac infrage. Das Fleisch von den geschlachteten Rindern wird später verkauft.