Die neue Spielstraße in Henstedt-Ulzburg ist eine Gefahr für die Kinder. Es gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 7 km/h, aber viele rasen.

Henstedt-Ulzburg. Das war schon immer so: Die Gartenstraße im Ortsteil Ulzburg ist eine nette Abkürzungsstrecke, wenn die Hamburger Straße verstopft ist. Und das passiert täglich mehrmals. Sie ist beliebt als Parkstraße, wenn im benachbarten Bürgerhaus gefeiert, getagt oder aufgeführt wird - und sie ist beliebt bei Müttern und Vätern, die ihre Kinder auf möglichst kürzestem Wege in den Kindergarten und -hort im Bürgerhaus bringen wollen. Inzwischen haben sich die Fakten geändert: Die Gartenstraße ist eine verkehrsberuhigte Zone geworden - aber alles bleibt wie gehabt: Viel Verkehr, hohe Geschwindigkeit - viel Ärger also in der Straße.

Die Anwohner hatten sich das eigentlich anders vorgestellt. Sie wollten den Ausbau ihrer Gartenstraße zu einem verkehrsberuhigten Bereich. Dafür müssen sie auch eine Menge Geld bezahlen: Die Gemeinde erhebt Ausbaubeiträge von den Anliegern, die pro Grundstück im fünfstelligen Bereich liegen dürften. Ende vergangenen Jahres wurde diese neu gestaltete Straße nicht nur dem Verkehr, sondern auch den Fußgängern und den Kindern übergeben. Denn in einer verkehrsberuhigten Zone dürfen Fußgänger die Straße in ihrer ganzen Breite benutzen - und Kinderspiele sind überall erlaubt. Das bedeutet umgekehrt: Die Fahrzeugführer dürfen die Fußgänger weder gefährden noch behindern; wenn nötig, müssen sie warten. Gefahren werden muss im Schritttempo. Andererseits aber dürfen die Fußgänger den Autoverkehr auch nicht unnötig oder mutwillig behindern. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen soll hier alles zwanglos regeln.

Aber soweit ist es noch längst nicht. Denn eigentlich hat sich nur das Erscheinungsbild der Straße geändert, das Verhalten vieler Autofahrer indessen ist gleich geblieben. "Hier wird nach wie vor rücksichtslos gefahren", sagt Ines Meyer, Anliegerin der Gartenstraße. "Die Passanten werden mit der Lichthupe von der Straße gejagt und oft hat man das Gefühl, dass es einigen viel Spaß macht, mit hoher Geschwindigkeit Slalom durch die Straße zu fahren." Denn die vielen Fahrbahnunterbrechungen und geparkten Autos machen die Gartenstraße tatsächlich zu einem Hindernisparcours. Das ist natürlich gewollt. In den vergangenen Wochen ist es zu etlichen verbalen und kürzlich auch fast zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung gekommen: Autofahrer und Fußgänger haben sich in dieser Straße noch längst nicht lieb gewonnen. Vorwürfe machen Ines Meyer und andere Bewohner der Straße den Eltern, die ihre Kinder zur Tageseinrichtung im Bürgerhaus bringen: "Die fahren oft sehr rücksichtslos durch diese Straße."

Überhaupt erfreut sich die Gartenstraße, in der bis zum Ausbau und anschließender Umwidmung zum verkehrsberuhigten Bereich auch nur 30 Stundenkilometer gefahren werden durfte, bei vielen Henstedt-Ulzburgern großer Beliebtheit: Die Fahrt zu den Geschäften im Gewerbepark kann durch diese Strecke abgekürzt und beschleunigt werden. Denn auf der parallel verlaufenden Beckersbergstraße wird das zügige Fahren durch viele geparkte Autos stark behindert.

Henstedt-Ulzburgs Polizeichef Jens Rossow hat sich in der Gartenstraße selbst ein Bild der Lage gemacht. Als örtlichen Brennpunkt sieht er die Straße nicht, aber er hat Verständnis für die Anlieger. Und er weiß aus Erfahrung: "Viele Autofahrer kennen das Schild für den verkehrsberuhigten Bereich überhaupt nicht." Die Polizei kann von sich aus keine Veränderungen vornehmen, aber sie kann die Anlieger in ihren Bemühungen, den Verkehr tatsächlich zu beruhigen, unterstützen. So stellt Jens Rossow eine Geschwindigkeitsmessung in Aussicht. Die kann für Autofahrer übrigens brenzlig werden: Wer in der Gartenstraße mit wenig mehr als Tempo 30 geblitzt wird, muss den Führerschein wahrscheinlich für einige Zeit abgegeben. Fachleute geben diesen Rat: Im ersten Gang fahren und nicht Gas geben. So kann eine Geschwindigkeit zwischen vier und sieben Stundenkilometern erreicht und gehalten werden.

Polizeichef Jens Rossow kann sich auch vorstellen, dass die Abbiegesituation auf der Hamburger Straße geändert wird. Das allerdings müssten die Anlieger bei der Gemeindeverwaltung einfordern. Auf die Empfehlung von Jens Rossow können sie sich stützen.