Angela Merkel wirbt in Norderstedt kurz vor der Landtagswahl für die CDU - und gratuliert Oberbürgermeister Grote zum Geburtstag.

Norderstedt. Sie kam pünktlich, und sie bewies Ortskenntnis: Angela Merkel gratulierte Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote erst mal zum Geburtstag, bevor sie politisch wurde. "Man muss auch mal für etwas sein. Was es bringt, wenn man ein Ziel hat und es gemeinsam konsequent verfolgt, hat die Landesgartenschau gezeigt, die Norderstedt und Schleswig-Holstein viel Anerkennung gebracht hat", sagte die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende - sie war nach Norderstedt gekommen, um Spitzenkandidat Jost de Jager und die Norderstedter Kandidatin Katja Rathje-Hoffmann im Endspurt vor der Landtagswahl am kommenden Sonntag zu unterstützen. Der Wunsch, die Regierungschefin mal live zu erleben und das sommerliche Wetter hatten die Reihen vor der Waldbühne reichlich gefüllt. 3000 Menschen waren in den Stadtpark gekommen, nicht nur eingefleischte CDU-Fans. Da kommt sie, riefen die Zuschauer, als ein Helikopter über den Norderstedter Stadtpark hinwegflog. Er brachte die Kanzlerin von ihrem Wahlkampfauftritt in Heide zum Flughafen Hamburg. Von dort fuhr sie per Limousine zum Stadtpark. Jost de Jager, Katja Rathje-Hoffmann und der CDU-Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann holten sie am Eingang zum Stadtpark ab und führten sie zur Waldbühne.

Dort hatten "Vossi" und seine beiden Background-Sängerinnen die Zuschauer schon eine Stunde vorher in Schwung gebracht. CDU-Kreisgeschäftsführer Uwe Voss, über Jahrzehnte gestählter Entertainer, sang vom Bermuda-Dreieck, das große Schiffe verschlingt, bot eine rockige Version vom nicht zu erschütternden Seemann, forderte das Publikum auf, die roten Sitzkissen mit dem Aufdruck "Katja wählen!" zu schwenken und mitzuklatschen, ehe er "Weltstars" ankündigte.

Doch so richtig wollte der Funke nicht überspringen, als die Goombay Dance Band ihre Hits sang, mit denen die Gruppe vor gut 30 Jahren international Erfolge feierte. Oliver Bendt, Sänger und Gründer der Band, deren "Sun of Jamaica" sich immerhin elf Millionen Mal verkaufte, spulte in seiner Heimatstadt sein Kurzprogramm ab. Obwohl seine beiden Sängerinnen aus der Karibik stammen, wollte sich karibische Fröhlichkeit bei den CDU-Anhängern nicht einstellen. Mit artigem Applaus verabschiedeten sie das Trio.

Schließlich waren sie ja wegen der Politik gekommen. Und die gab es dann geballt. "Sie entscheiden darüber, ob wir zurückkehren in Zeiten der Rekordverschuldung, oder ob es in Schleswig-Holstein mit solider Finanzpolitik und Schuldenabbau weitergeht", rief de Jager den Zuhörern entgegen. Bei der Stimmabgabe am nächsten Sonntag gehe es auch darum, dass im Norden endlich der versprochene Schulfrieden einkehrt. Es dürfe keinen Rückfall in die rot-grüne Bildungs-Ideologie geben, in eine Schulsystem-Debatte, "die wir lange hatten und die uns allen zum Hals raushängt". Die CDU jedenfalls werde an den Schularten und -formen festhalten, die es jetzt gibt. "Rot-Grün darf es in Schleswig-Holstein nicht geben - und eine Dänen-Ampel mit dem SSW schon gar nicht", sagte der Spitzenkandidat. Dieses Dreierbündnis sei schon einmal gescheitert.

"Wir müssen uns anstrengen, wenn wir auch künftig da sein wollen, wo der Wohlstand ist", lautete die Botschaft der Kanzlerin. Diskutieren ja, aber dann auch machen. Und dafür stehe die CDU, die die A 20 in jedem Fall weiterbauen werde. "Das ist ein existenzielles Projekt, nicht nur für Schleswig-Holstein, sondern für den ganzen Norden", sagte Merkel. Unter der jetzigen CDU/FDP Koalition sei wieder Excellenz in die Bildung eingezogen. Die Rednerin zeigte sich unbeeindruckt, als Anhänger der Occupy-Bewegung ihre antikapitalistischen Botschaften verkündeten, dann aber von Polizisten und Ordnern zum Ausgang gedrängt wurden. Wenn Deutschland weiter oben mitspielen soll, bleibe keine Zeit für schulische Experimente. "Deswegen geben sie ihre Stimme der CDU, damit wir ein starkes Schleswig-Holstein bekommen", sagte die Kanzlerin, winkte in die Menge und genoss den lang anhaltenden Applaus.