John Langley, der unheimlich sympathische Fernsehgärtner mit Bart und Hut, der mit ansteckender Leidenschaft und hochgekrempelten Hemdsärmeln jedes Beet zwischen Flensburg und Norderstedt schon zweimal umgegraben hat, dem Heerscharen von Hobbygärtnern ob seiner praxisnahen Expertise blind folgen, jener Mensch gewordene grüne Daumen also, wäre in Wirklichkeit lieber ein Giftzwerg. Zumindest bekundet er in einer Pause zwischen den Live-Schaltungen der Sendung "mein Nachmittag" auf NDR, die Langley jeden Dienstag aus dem NDR-Fernsehgarten auf der Landesgartenschau produziert, dass er gerne ein Maiglöckchen wäre. Das sei klein und schön und giftig und stünde im Schatten.

Langley ist aber eher groß statt klein, eher interessant als schön und vor allem deutlich mehr im Licht als im Schatten. Vor allem aber steckt er gerne mit mehreren Körperteilen gleichzeitig und tief in der Muttererde, immer seinem Credo folgend: "Pflanzen tun gut!" Seine Mission: Lust machen auf das Gärtnern!

Und das beherrscht er mindestens so gut wie das Umtopfen. Am Dienstag demonstriert er in seinem kleinen Fernsehgarten, wie spontan er sich im Korsett einer straffen TV-Live-Übertragung bewegen kann und wie er mit seiner Schlagfertigkeit und Plauderlust die Zaungäste der Landesgartenschau im Handumdrehen zu Jüngern macht.

Bevor John Langley gemeinsam mit Moderator Sven Tietzer der Welt da draußen am Fernsehschirm mitteilt, wie rückenschonend und hübsch Hochbeete sind, muss er sich warm machen, will meinen, rhetorisch und stimmungsmäßig auf Touren bringen. "Haben Sie irgendwelche Probleme im Garten? Also jetzt keine zwischenmenschlichen?", fragt er die Zuschauer. Worauf die nur gewartet zu haben scheinen, denn schon nestelt ein Herr gelb gewordene Buchsbaumblätter aus seinem Portemonnaie und will wissen, wie das angehen könne. "Steht der an einem schattigen Ort? Nah an einer Hauswand?", fragt Langley. "Ja!", sagt der Herr freudig verblüfft, so als habe Langley gerade die Lottozahlen vorhergesagt. Dabei ist es nur so, dass Langley nicht das erste Mal gelbe Buchbaumblätter deuten soll, weil letztlich alle Hobbygärtner die immer gleichen Fehler machen. Doch Langley lässt seine Fans das nicht spüren, gibt nicht den neunmalklugen Experten, sondern den guten Freund mit dem guten Tipp und den "Blumenflüsterer": "Pflanzen sind nonverbal. Sie geben uns Zeichen, wenn es ihnen nicht gut geht", sagt er über den Buchsbaum, dessen Blätter austrocknen, weil sie von den Wärme strapaziert werden, die von der Hauswand abstrahlt.

Während die Aufnahmeleiterin laufend die Minuten ansagt, die noch bis zur Live-Schalte bleiben ("Noch drei!"), löst Langley charmant und mit Witz ein Gartenproblem nach dem anderen. "Können Sie mir jetzt mal eine Frage stellen, die mich in Verlegenheit bringt?", konstatiert er schließlich. Worauf sich lediglich eine Dame meldet, die fragt, ob er wisse, wie sie es verhindern könne, dass laufend die Nachbarskatzen "in ihre Beete kacken". Und John Langley lediglich auf Schäferhunde verweisen kann, weil es gegen Katzen wie auch gegen Läuse nun mal keine probaten Mittel gebe. Verlegenheit sieht anders aus.

Während der reibungslosen Live-Sendung bekommt Langley eine große Marzipan-Torte vor laufenden Kameras überreicht - weil er heute seinen 62. Geburtstag hat. Nach der Sendung grummelt er, dass über eine Minute Sendezeit für die Torte draufgegangen wäre, die er lieber für Hochbeete und das Verbreiten der Lust am Gärtnern verwendet hätte. Für die Torte sei doch so eine öffentlich-rechtlich live produzierte Minute viel zu teuer. Einen kurzen Moment lang wirkt John Langley so giftig wie ein Maiglöckchen.