300 Jungen und Mädchen, Erzieherinnen und Eltern machten Lärm gegen drohende Kürzungen im Kita-Bereich

Norderstedt. "Ihr macht kräftig Lärm, Lärm für Norderstedt, Lärm für eure Zukunft", rief Kathrin Schmieder, Vorsitzende des Kreiselternbeirats für Kindertagesstätten im Kreis Segeberg, den Kindern zu. 300 Kita-Kinder aus Norderstedt bliesen in Trillerpfeifen, schüttelten Tambourins, klopften auf Trommeln und brachten Schwungtücher in Bewegung. Zusammen mit Eltern und Erzieherinnen protestierten sie gegen drohende Kürzungen im Kita-Bereich.

Mit im Boot ist auch die Stadt. Norderstedt hatte sich als erste Kommune in Schleswig-Holstein dem Widerstand gegen Sparpläne aus Kiel angeschlossen. Die Landesregierung überprüft zurzeit alle Ausgaben. Ziel ist, den hoch verschuldeten Landeshaushalt zu konsolidieren. "Der aktuelle Protest wird von einer derart breiten Bewegung getragen, wie wir sie noch nie hatten", sagte Pastor Christian Stehr, der die kirchlichen Einrichtungen vertritt. Neben den Kirchen haben sich auch die Wohlfahrtsverbände, der Landeselternbeirat und weitere Städte und Gemeinden wie Kiel und Flensburg den Kürzungs-Gegnern angeschlossen.

Zur Disposition stehen unter anderem das beitragsfreie letzte Kindergartenjahr, das erst vor einem Jahr eingeführt wurde. Das Land trägt dafür die Kosten. "Keine Streichung des beitragsfreien Kita-Jahres, sondern Familien entlasten", fordert das Aktionsbündnis, das gestern nach dem Motto "es ist kurz vor zwölf" um 11.55 Uhr landesweit zu Protestaktionen aufgerufen hatte. Der Besuch einer Kita müsse für alle Kinder unabhängig vom Einkommen der Eltern von Anfang an möglich sein. Nur dann könne eine Kita ihrem Bildungsauftrag nachkommen und einen positiven Ein{fllig}uss auf die gesellschaftliche Entwicklung nehmen. Weiter fordert das Aktionsbündnis, dass die Zuschüsse des Landes zu den Personalkosten erhalten bleiben. Das Land beteiligt sich mit 20 Prozent an den Ausgaben für die Erzieherinnen.

Wird der landesweit gültige Stellenschlüssel von 1,5 Erzieherinnen pro Gruppe nur um 0,1 gesenkt, habe das für Norderstedt Mehrbelastungen von mehreren 100 000 Euro pro Jahr zur Folge, haben die Elternvertreter ausgerechnet. Die Stadt hatte mit 1,9 schon lange eine deutlich bessere Personalquote, erst kürzlich wurde der Schlüssel auf 2,1 erhöht.

Statt zu sparen, müsse das Land mehr Geld für die Kitas ausgeben. "Zurzeit gibt Schleswig-Holstein nur rund drei Prozent des Gesamthaushalts für die Kindertageseinrichtungen aus. Damit liegen wir unter dem westdeutschen Bundesdurchschnitt", sagt Schmieder. Obwohl die Zahl der Kita-Plätze und die Zahl der Fachkräfte gestiegen sei, habe das Land seine Förderung nicht erhöht.

Als Vertreter der Stadt beteiligten sich Joachim Murmann, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, sowie die Stadtvertreterinnen Sybille Hahn (SPD) und Petra Müller-Schönemann (CDU) am Protest. Die Stadt hatte sich dem Aktionsbündnis angeschlossen, weil die Kürzung von Landesmitteln unmittelbare Auswirkungen auf die Betreuung hätte.

Entweder müsse die Stadt für die fehlenden Zuschüsse aus Kiel in die Bresche springen. Oder die Elterngebühren müssten angehoben, die Gruppen größer, die Zahl der Erzieherinnen verringert werden. "Jede Sparvorgabe zusätzlich zu der ohnehin schon viel zu niedrigen Landesfinanzierung hätte katastrophale Auswirkungen für die Beteiligten", sagt Schmieder. Die Elternsprecherin hofft nun, dass der Protest Erfolg hat. Das wird sich zwischen dem 17. und 19. Mai entscheiden. An diesen Tagen wird der Landtag über Sparmaßnahmen beraten.