Auf Rügen eröffnet am Montag die längste Jugendherberge der Welt. 26 Millionen Euro kostet die neue Promenade in Scharbeutz.

Scharbeutz. Ralf Casagrande war 36 Jahre lang in Timmendorfer Strand glücklich. Denn so lange führt er dort schon sein Engels-Eck alias Café Wichtig. Dann bekam er mit, dass sich der Nachbarort Scharbeutz mächtig aufhübscht. Der Ort, an dessen Promenade sich Waschbeton mit Beton abwechselte, hat sich herausgeputzt. Und deshalb hat auch der Gastronom dort ein zweites Café Wichtig eröffnet - direkt an der Dünenmeile, die am Freitag mit einem großen Fest eingeweiht wurde. "Scharbeutz ist sehr schick geworden", sagt Casagrande, "trotzdem ist es nicht schickimicki, die Atmosphäre ist entspannt." Und der Standort seines neuen Cafés mit 200 Terrassenplätzen und Ostseeblick sei "ideal".

Joachim Nitz, Tourismusdirektor von Scharbeutz und Haffkrug, hatte bereits vor Jahren angefangen, den Strandbereich völlig umzugestalten. 26 Millionen Euro kostete das Projekt. Statt einer Betonpiste schlängelt sich nun die neue Promenade - aus Pflastersteinen in warmen Tönen - durch die Dünen. Diese künstlich angelegten Dünen, die dem Küstenschutz dienen, sollen für eine "nordische Atmosphäre" sorgen, die es vorher nicht gegeben habe. Die Schönheitskur hatte Nitz umfassend angelegt - sogar die Buden der Strandkorbvermieter und die Klohäuschen bekamen einen weißen Anstrich und Reetdächer. Der Strand ist unterteilt in unterschiedliche Abschnitte, auf denen die Urlauber Fußball spielen, in Ruhe sonnenbaden oder feiern können.

Wie Ralf Casagrande ergeht es vielen Besuchern, die zum ersten Mal nach langer Zeit wieder nach Scharbeutz fahren. Es hat sich viel getan: Neben dem Café Wichtig hat auch die bekannte Sylter Fischbratküche in einem der hölzernen Dünenhäuser eine Filiale eröffnet. Und wer mit den Füßen im Sand einen Cocktail schlürfen will, ist in der Beachlounge bestens aufgehoben.

Auch das Ostseeheilbad Heiligenhafen rüstet seit Jahren auf. Die Hafenpromenade wurde im 2010 Jahr für 4,3 Millionen Euro umgebaut, die Binnenseepromenade, die sich über zwei Kilometer erstreckt, wurde in diesem Jahr gerade für 4,2 Millionen Euro neu gestaltet. Sechs Plattformen und vier Themenspielplätze gibt es dort jetzt. "Wir haben viel Geld in die Infrastruktur gesteckt", sagt Oliver Behncke, Leiter des Tourismus-Service Heiligenhafen. Offenbar mit Erfolg: "Unsere Besucherzahlen gehen seit fünf Jahren nach oben." Derzeit bereitet das Ostseebad den Bau einer Seebrücke vor: "Sie soll im Zickzackkurs errichtet werden und 450 Meter lang sein." Auf dem Vorplatz sollen zwei neue Hotels entstehen. Grömitz arbeitet ebenfalls erfolgreich daran, sein Image aufzupolieren. Das Ostseebad hat wie Scharbeutz Dünen angelegt und die Promenade erneuert. In diesem Jahr finden die Segler im Yachthafen unter anderem neue Sanitärräume und eine neue Hafenmeisterei vor. "Pro Jahr kommen 7000 Schiffe nach Grömitz", sagt Olaf Dose-Miekley, Tourismuschef von Grömitz. Auch für den Strandbesucher, der es sich gut gehen lassen will, gibt es ein neues Angebot. Die Grömitzerin Sabine Weiß bietet in ihrem mobilen Strandpavillon Wellness-Massagen an. Einfach auf das Zelt mit der Aufschrift "Meer-Harmonie" achten.

Lensterstrand im Norden von Grömitz, mit seinen Campingplätzen, Jugendcamps und der Ferienhaussiedlung, wird derzeit modernisiert und soll nach sieben Monaten Bauzeit im Spätsommer in neuer Pracht erstrahlen. "Derzeit hat das noch den Charme der 60er- und 70er-Jahre", sagt Dose-Miekley, "aber das wird sich ändern." An der neuen Promenade und an neuen Deichübergängen wird derzeit noch gebaut, ein Hochseilgarten und ein Minigolfplatz in den Dünen haben bereits neu eröffnet.

In Schleswig-Holstein war die Ostseeküste auch 2010 wieder das beliebteste Urlaubsgebiet - mit 10,79 Millionen Übernachtungen. Gefragter ist aber nach wie vor die Küste in Mecklenburg-Vorpommern. Mit 27,7 Millionen Übernachtungen im Vorjahr war die Zahl 2010 zwar leicht rückläufig - 2009 waren es sogar 28,4 Millionen Übernachtungen gewesen. "Es war aber unser zweitbestes Ergebnis", sagt Tobias Woitendorf, Sprecher des Tourismusverbands Mecklenburg-Vorpommern. Auch im Nordosten werde in diesem Jahr in den Seebädern wieder kräftig Geld ausgegeben. "In Hotels und Herbergen an der Ostseeküste werden weit mehr als 220 Millionen Euro investiert", so Woitendorf.

Ein viel beachtetes Projekt ist die "längste Jugendherberge der Welt", die heute in Prora auf Rügen eröffnet wird. 400 Gäste können dort in den knapp 100 Zimmern unterkommen. Auch 16 rollstuhlgerechte Zimmer gehören dazu. Der denkmalgeschützte "Koloss von Prora" zwischen Sassnitz und Binz war von 1936 bis 1939 als NS-Ferienbau errichtet worden. Das Jugendherbergswerk nutzt von dem 4,5 Kilometer langen Bau nur einen 152 Meter langen sanierten Gebäudeteil. Ein Zeltplatz bietet zusätzlich Platz für 1000 Camper.

Kühlungsborn, das größte Ostseebad, hat in diesem Sommer erstmals zwei Sportstrände eingerichtet - für alle, denen das Faulenzen schnell zu langweilig wird. An zwei Strandabschnitten werden verschiedene Fitnesskurse angeboten, Ballturniere werden veranstaltet und als zusätzliche Attraktion bietet der Fußballverein FC Hansa Rostock ein Sommercamp an.

An der Stelle des ehemaligen Kur- und späteren Krankenhauses Kühlungsborn wurde kürzlich ein Vier-Sterne-Superior-Hotel mit 170 Zimmern und Suiten eröffnet. 38 Millionen Euro wurden in die Upstalsboom Hotelresidenz & Spa investiert, deren Architektur an jene des historischen Gebäudes angelehnt ist.

Auch auf der Insel Usedom gibt es ein neues Hotel. Das Steigenberger Grandhotel Heringsdorf mit 120 Zimmern und 40 Suiten fügt sich in die Bäderarchitektur ein. Mehr als 50 Millionen Euro wurden in die neue Nobelherbere investiert.

Nicht zuletzt mit diesen Angeboten hofft Tourismusverband-Sprecher Woitendorf auf eine erfolgreiche Sommersaison und ein gutes Jahr: "Wir wollen in diesem Jahr wieder mehr als 28 Millionen Übernachtungen verbuchen."