Mehrheit für Gegner im Bürgerentscheid. Jetzt ist Aufspülung der Hauptinsel geplant

Helgoland. Eine gigantische Landaufspülung zwischen Hauptinsel und der vorgelagerten Badedüne sollte Helgolands Zukunft sichern. Doch die Pläne einer Unternehmergruppe von der Insel sind jetzt vom Tisch: Bei einem Bürgerentscheid stimmte gestern eine klare Mehrheit der 1312 wahlberechtigten Helgoländer gegen eine solche Landverbindung. 54,7 Prozent der Insulaner (583 Stimmberechtigte) votierten mit Nein, 45,3 Prozent (482) stimmten mit Ja. "Man muss dieses Ergebnis jetzt akzeptieren", sagte Helgolands Tourismusdirektor Klaus Furtmeier dem Abendblatt. Insel-Bürgermeister Jörg Singer (parteilos), ein Anhänger des Großprojekts, sagte: "Ich glaube, viele Bürger haben heute emotional entschieden."

Das Ergebnis der Abstimmung bedeutet jedoch kein generelles Nein zu Aufspülungen, sondern lediglich einen Verzicht auf die Landverbindung zwischen den beiden Inselteilen. Furtmeier: "Wir müssen jetzt schauen, dass wir an anderer Stelle zusätzlichen Platz bekommen - denn Neuland brauchen wir, um lebensfähig zu bleiben."

Erleichtert zeigten sich die Gegner der Landverbindung, die bis zu einer Sturmflut im Jahr 1720 bestanden hatte. "Die Kosten sowie die langen Planungszeiten hätten die Entwicklung hier auf Jahre blockiert", sagte Uwe Menke, der für den Südschleswigschen Wählerverband im Insel-Gemeinderat sitzt. Für geschätzt 100 Millionen Euro sollte Land für neue Hotels und Wohnungen entstehen, in geschützten Buchten sollten Touristen Wassersport treiben können. Der Helgoländer Hotelier Detlev Rickmers bedauerte, dass es dazu nun nicht kommen wird. "Das war unsere letzte Chance, um als Gemeinde lebensfähig zu bleiben", sagte er.

Erste Pläne für eine Landverbindung zwischen Insel und Düne hatte 2008 der Hamburger Bauunternehmer Arne Weber vorgelegt. Die Gremien der Insel entschieden sich 2010 aber für eine deutlich kleinere Landgewinnung direkt an der Hauptinsel und für eine Bewahrung des "Zwei-Insel-Charakters". Doch eine Gruppe junger Helgoländer Unternehmer um den Hotelier Rickmers setzte mit ihrem Projekt "Hochseewelten" noch im selben Jahr die Diskussion um die große Lösung wieder in Gang. Denn seit Jahren leidet die Insel unter Besucherschwund. Die Zahl der Tagesgäste sank dramatisch, Jobs gingen verloren. Nur noch etwa 1400 Helgoländer gibt es, 2500 müssten es für ein funktionierendes Gemeinwesen sein.

Trotz des langen Streits um eine Wiedervereinigung gab es daher auf Helgoland große Einigkeit darin, dass die Hochsee-Insel einen neuen Kurs einschlagen muss, um zukunftsfähig zu werden. Das soll jetzt mit einem ganzen Paket von kleineren Maßnahmen geschehen: So planen die Helgoländer Landaufspülungen an der Hauptinsel, die Anlandemole soll so verlängert werden, dass dort auch Passagierschiffe festmachen können, und auch die Uferpromenade soll neu gestaltet werden.