Mit ihrem Mann Karsten war die Sache schnell geklärt. "Der steht mit seinen 1,95 Metern Größe hinter mir - und damit auch hinter meiner Kandidatur", sagt Kirsten Fehrs lachend. Aber ein paar Nächte hat die 49-Jährige doch darüber schlafen müssen, bevor sie zur Kandidatin für das Bischofsamt im Sprengel Hamburg und Lübeck wurde. Sie findet gut, dass es zwei Frauen sind, die sich nun um das Amt bewerben. "Das passt zu Hamburg und zur Zeit", sagt die zierliche Theologin mit den hellen Augen und dem Kurzhaarschnitt.

Als Pröpstin und Hauptpastorin der Hauptkirche St. Jacobi kommt Kirsten Fehrs vom Innern der Nordelbischen Kirche. Sie ist gut vernetzt in der Stadt mit den Entscheidungsträgern in der Wirtschaft, Politik und sozialen Institutionen, vermittelt oft zwischen all diesen Bereichen beim runden Tisch St. Jacobi, bei dem es um die Belange der Innenstadt geht. Und diesen Dialog würde sie als Bischöfin gerne fördern. "Mein Ziel ist es, offen und sensibel auf die Menschen aller Gesellschaftsbereiche zuzugehen und Seelsorgerin für die ganze Stadt zu sein." Als leidenschaftliche Predigerin und zugewandte Seelsorgerin sieht Kirsten Fehrs sich. Eine, die sehr warmherzig rüberkommt, jedoch keinem Konflikt aus dem Weg geht, die klare Worte liebt. Und die die "Lebensfreude, die ich durch meinen Glauben empfinde", weitergeben will.

Aufgewachsen ist sie als Tochter des Bürgermeisters in Wesselburen in Dithmarschen. "Das ist richtig auf dem Dörp", sagt Fehrs, die Platt "problemlos versteht". "Die Kirche war als Jugendliche für mich ein Ort, an dem ich zu den Fragen des Lebens diskutieren konnte." Den Wunsch, Pastorin zu werden, habe sie schon ganz früh gespürt.

Wie wichtig es ist, Menschen in Grenzsituationen zu begleiten, hat sie als Theologiestudentin in der Gefängnisseelsorge in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel erlebt. Später baute sie im Kirchenkreis Rendsburg die evangelische Erwachsenenbildung auf. "Da habe ich erlebt, was Menschen alles an Begabungen in sich tragen und wie sehr sie nach Antworten auf die essenziellen Fragen des Glaubens suchen." Als Pröpstin konnte sie ihr Vermittlungstalent bei der Fusion der drei Kirchenkreise Alt-Hamburg, Stormarn und Harburg zu einem Kirchenkreis Hamburg-Ost beweisen. Ihr Bereich ist die Organisationsentwicklung. "Da ging es um viel Krisenmanagement."

Ausgleich von vielen Sitzungen findet sie im Joggen um die Alster und bei Jazz-Sessions "im Hinterzimmer von St. Jacobi". Gleich dahinter wohnt sie gemeinsam mit ihrem Mann, "der eher der Hausmann in unserer Beziehung ist". Kirsten Fehrs ist eine emanzipierte Frau - in allen Bereichen.