Sie ist eine fröhliche Person. Eine Mischung aus skeptischem Verstand und empathischer Kreativität, eine Frau, die Nachdenklichkeit mit Sprachfähigkeit zu verbinden weiß. "Der christliche Glaube gehört nicht in dunkle, stickige Gebäude. Er lebt von der engagierten Zeitgenossenschaft an der frischen Luft, auch wenn es mal etwas zugig werden kann." Sagt Petra Bahr. Sie ist 44 Jahre alt, promovierte Theologin, Pfarrerin in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Kulturbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Und seit gestern neue Kandidatin für das Bischofsamt.

Eine Frau, die nach eigenen Aussagen zur Nordelbischen Kirche passt, weil diese als weltoffene Institution jemanden von außen gebrauchen kann. "Frischer Wind ist ein im Norden übliches Wetter", bringt sie es auf den Punkt. Die Nordelbische Kirche sei mit freiem Geist, liberaler Tradition und großer Verbindlichkeit in der Welt zu Hause. Und passt deshalb so gut zu der ambitionierten Kandidatin, die derzeit am dem Portal steht, wo Kirche und Kultur zusammentreffen. "Nicht als Hüterin einer Grenze", wie sie sagt, "sondern als Türöffnerin, die Kulturschaffenden und Kirchenleuten dann und wann die Angst vor der Schwelle in ungewisse Räume nimmt."

Schon als Kind in Lüdenscheid erlebt Petra Bahr die Kirche als einen Ort, an dem man sich selbstverständlich bewegt und gleichzeitig kritisch hinterfragt. Das Christentum äußert sich in ihrer Familie dadurch, dass man es im Alltag lebt. Indem man auf die Schwächeren achtet, das Elend, den Schmerz sichtbar hält. Und Rückgrat beweist, auch wenn es mal schwierig wird. Das hat sie von ihrer Großmutter Elisabeth gelernt, in deren Andenken sie das Buch "Haltung zeigen. Ein Knigge nicht nur für Christen" veröffentlicht hat.

Auch als mögliche Bischöfin möchte sie sich klar positionieren. Aber mit möglichst vielen. "Es liegt mir sehr an Konsensen." Dazu gehört auch die Fusion dreier Landeskirchen zu einer Nordkirche. "Ich wünsche mir die Lust an Erneuerung, aber auch die Gelassenheit, die Traditionen des jeweiligen Kircheseins zu respektieren und davon zu lernen." Als Kirchenvertreterin will sie eine enge Verzahnung von Kirche, Kunst und Wissenschaft, wenn es um die Frage geht, die ihr besonders am Herzen liegt: Wie wollen wir leben? Unterstützung bei ihren Plänen hat die Theologin gleich von zwei Männern. Von Ehemann Hans-Michael Heinig, der ihr "bester Freund und schärfster Kritiker" ist. Und Söhnchen Matthäus, drei Jahre alt. Mit dem Kleinen könne man wunderbar über den Glauben sprechen, weil nur Kinder das Alltägliche so wichtig nehmen, dass sie Gott damit behelligen.