Es geht um den Vorsitz im Land: Ex-Minister Uwe Döring fordert Parteichef Ralf Stegner auf dem Parteitag am 9. April in Husum heraus.

Kiel. Schleswig-Holsteins SPD-Chef Ralf Stegner, 51, bekommt Paroli. Der frühere Justizminister Uwe Döring, 64, kündigte gestern an, dass er sich auf dem Parteitag am 9. April in Husum um den Landesvorsitz bewirbt und gemeinsam mit dem Spitzenkandidaten Torsten Albig, 47, die Landtagswahl in gut einem Jahr gewinnen möchte. Stegner bekräftigte flugs, dass er den Stuhl des Parteichefs nicht freiwillig räumt. Im Fall einer Niederlage bliebe dem einst mächtigen Obergenossen lediglich der Vorsitz der SPD-Landtagsfraktion - und das auch nur bis auf Weiteres.

"Ich rechne mir eine Chance aus", sagte Döring. Seine Kandidatur begründete er mit dem schnellen Schulterschluss zwischen Albig und Stegner nach der Kür des Spitzenkandidaten. "Das hat nicht nur mich geärgert." Döring will die Gräben in der SPD schließen, für einen Wahlkampf "aus einem Guss" sorgen. Rechts und links gleichzeitig gehe nicht. "Das entscheidende Wort beim Wahlprogramm muss der Spitzenkandidat haben", ergänzte Döring und sprach damit vielen Stegner-Kritikern aus der Seele. Sie fürchten, dass die SPD den gemäßigten Politiker Albig nur plakatiert, im Hintergrund aber Stegner seinen alten Linkskurs durchsetzt.

Döring, wie Albig ein Realpolitiker, versuchte, den linken Flügel der Nord-SPD nicht zu verschrecken. "Meine Kandidatur ist keine Richtungsentscheidung." Er habe zudem ein gutes Verhältnis zu den Gewerkschaften. Döring schloss zugleich eine Regierung mit Unterstützung der Linkspartei aus. Albig sieht das genauso, Stegner bisher anders. Schmutzige Wäsche will Döring nicht waschen. "Es geht nicht um eine Ralf-Stegner-Verfolgung." Stegner versprach ebenfalls, sachlich zu bleiben, und erinnerte mehrfach an die Zusage Albigs, ihn bei der Wiederwahl zum Landesvorsitzenden zu unterstützen.

Albig machte zeitgleich einen Rückzieher. Er begrüßte, dass Stegner und Döring antreten. "Die Delegierten können jetzt zwischen mindestens zwei hervorragenden Kandidaten mit ganz unterschiedlichen Stärken und Profilen wählen." Wichtig sei, dass der auf dem Parteitag gewählte Landesvorsitzende "geschlossen von der ganzen Partei getragen und unterstützt wird".

In der SPD wurden unterdessen die Messer gewetzt. "Ich wähle Döring", sagte Dithmarschens SPD-Vorsitzende Angelika Hansen dem Abendblatt. Stegner polarisiere, habe die SPD gespalten. "Ich werde Stegner wählen", konterte Lübecks SPD-Chef Peter Thieß. Stegner stehe inhaltlich für die richtige Politik. Das Tandem mit Albig sei ein Erfolgsmodell. Eine klare Mehrheit zeichnet sich bisher weder für Ex-Finanzminister Stegner noch für seinen damaligen Staatssekretär Döring ab. Mehrheitsfähig dürfte ein Bekenntnis von Döring sein. Der PC-Experte stellte klar, dass er Stegners in einigen Fällen schon verhängnisvolle Leidenschaft für politische Kurzbotschaften im Internet nicht teilt: "Ich finde Twitter blöd."