Nach Auszug aus Pinneberger Moschee behaupten Radikale, neue Räume zu haben

Pinneberg. Nach der überraschenden Auflösung der Al-Sunnah-Moschee in der Pinneberger Innenstadt hat Schleswig-Holsteins Verfassungsschutz-Chef Horst Eger angekündigt, die Aktivitäten des Betreibervereins genau beobachten zu wollen. Geklärt werden müsse, wo die Gruppe wieder aktiv werde. "Sie müssen irgendwo andocken." Nicht nur in Schleswig-Holstein seien auch muslimische Vereine dazu aufgerufen aufzupassen, ob in ihren Reihen Islamisten aus Pinneberg Zuflucht suchten. Die gemäßigten muslimischen Vereine seien Leidtragende eines einzelnen Ereignisses, das Misstrauen geschürt habe.

Die in die Schlagzeilen geratene Muslimische Vereinigung Pinneberg hatte ihre Vereinsräume in der Innenstadt überraschend geräumt. Ihre Moschee war vor knapp einem Monat als Treffpunkt von Islamisten bekannt geworden. Nach Angaben des Verfassungsschutzes hatten sich in der Moschee Islamisten aus der im August verbotenen Hamburger Al-Kuds-Moschee getroffen. Die Glaubensrichtung der Salafiyya, der sich die Gruppe zugehörig fühlt, gilt als extremistisch. In der Gemeinde war zudem ein ehemaliger Rapper aufgetreten, der Gewalt verherrlicht haben soll. "Wir haben neue Räume gefunden", sagte Slim Kliti, 26, Vorsitzender des Vereins, gestern auf Anfrage am Telefon. Wo jetzt gebetet werde, "sage ich nicht". Der gebürtige Tunesier hatte mit einem Freund die Räume an der Straße Dingstätte vor knapp einem Jahr angemietet.

"Sie wollten eine Begegnungsstätte für Jugendliche einrichten, die vom rechten Weg abgekommen sind", erinnert sich der Vermieter, der anonym bleiben will. Er hatte die Kündigung der Vereinsräume ausgesprochen, nachdem in der Öffentlichkeit immer mehr Hinweise auf Verbindungen zur inzwischen geschlossenen Hamburger Taiba-Moschee bekannt geworden waren. Die Moschee war ein Sammelpunkt für die Attentäter des 11. September 2001. Die Pinneberger Moschee-Betreiber verließen die Räume noch vor dem Ende der Kündigungsfrist.

Die beiden jungen Männer hätten "fließend Deutsch gesprochen", sich "europäisch gekleidet" und einen "guten Eindruck" auf ihn gemacht, sagt der Kaufmann. "Ich kann nichts Negatives über die jungen Männer sagen." Die Übergabe sei "freundschaftlich und friedlich über die Bühne gegangen".

In einer Pressemitteilung hatte die Vereinigung versucht, die Vorwürfe zu entkräften: "Dieser Verein stellt keine Gefahr für unsere Mitbürger dar und verfolgt keine feindseligen oder gewalttätigen Ziele", hieß es darin.

Pinnebergs Bürgermeisterin Kristin Alheit (SPD), die nach einem persönlichen Gespräch mit dem Vereinsvorstand zu einem runden Tisch der Religionen einladen wollte, hatte sich dann aber von der Vereinigung distanziert. Zu einem Gespräch im Rathaus mit Verfassungsschutz-Chef Eger war die Vereinigung dann schon nicht mehr eingeladen, im Gegensatz zu den beiden anderen muslimischen Gemeinden.

Alheit äußerte sich gestern zurückhaltend über das Ende der umstrittenen Moschee. "Das gesellschaftliche Problem, dass sich junge Menschen zu möglicherweise radikalen Gruppen hingezogen fühlen, ist durch die Schließung eines Standorts nicht aus der Welt geschafft", sagte sie. "Für Pinneberg ist ein Problem gelöst", sagte Eger, dessen Behörde islamistische Tendenzen in ganz Schleswig-Holstein beobachtet. "Diese Entwicklung hat uns nicht überrascht." Nachdem der Verein in eine radikale Ecke gerückt sei, seien auch immer weniger Gläubige zum Beten gekommen. Ungeachtet der Kündigung durch den Vermieter habe das Innenministerium nicht gegen die Vereinigung vorgehen können, sagte Eger. Für ein Vereinsverbot gebe es sehr hohe Hürden. "Von einer solchen Situation waren wir weit entfernt."