Torsten Albig reicht seinem Kontrahenten Ralf Stegner die Hand. Doch dessen Zukunft ist ungewiss

Kiel. Der neue Hoffnungsträger der Nord-SPD, Torsten Albig, hat keine 24 Stunden nach seinem Triumph beim Mitgliederentscheid das erste große Zugeständnis gemacht. In der Kieler Parteizentrale reichte der frisch gekürte Spitzenkandidat gestern Abend seinem Kontrahenten Ralf Stegner die Hand und sicherte dem umstrittenen Partei- und Fraktionschef zu, mit und nicht ohne ihn in den Wahlkampf zu ziehen. "Wir bekommen es gemeinsam hin oder gar nicht." Ein Sturz Stegners ist damit vorerst abgewendet.

Sicher sind Stegner seine beiden Spitzenjobs gleichwohl nicht. Bereits am Dienstag tagt die Landtagsfraktion. "Wir werden die neue Situation nach dem Mitgliedervotum offen und ehrlich diskutieren und auch Wege für die Zukunft suchen", sagte Vizefraktionschef Peter Eichstädt. Ein anderer Abgeordneter berichtete, dass die mögliche Revolte gegen den Fraktionschef lediglich verschoben sei. "Wenn Stegner so weitermacht wie bisher, ist er fällig." Eine erste Bilanz dürfte die Fraktion auf einer Klausurtagung im Mai ziehen.

Bereits im April wählt die SPD auf einem Parteitag einen neuen Landesvorstand. Stegner, seit 2007 Parteichef, will sich mit Rückendeckung Albigs erneut für den Schlüsseljob bewerben. Der Landesvorsitzende stellt personell und programmatisch die Weichen für den Wahlkampf. Stegner wolle Albig "einmauern", hieß es in der Fraktion. Klar ist, dass Albig derzeit ein Spitzenkandidat ohne eigene Truppen ist. Seinen Kantersieg verdankt er der SPD-Basis. Die Funktionäre und Mandatsträger, vom Ortsverein bis zum Kreistag, stehen mehrheitlich zu Stegner und dem Linkskurs. Im Landeshaus gilt es als ausgemacht, dass Albig und Stegner über kurz oder lang aneinandergeraten.

Vorerst zufrieden ist Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU). Er bescheinigte seinem Intimfeind Stegner "eine ganz schwere Schlappe". Beim Mitgliederentscheid der SPD machten 13 281 der 19 171 Genossen (69,28 Prozent) ihr Kreuz. Albig erhielt 7394 Stimmen (57,22 Prozent), Stegner 4154 (32,15). Elmshorns Bürgermeisterin Brigitte Fronzek (1174/ 9,09) und der Kieler Personalrat Mathias Stein (165/1,28) blieben chancenlos. 34 Mitglieder (0,26 Prozent) enthielten sich. 360 Stimmzettel waren ungültig.