Im Februar fällt Entscheidung. Es geht auch um Jobs in der Region

Kopenhagen/Kiel. Die Entscheidung steht nun bevor, die Richtung ist klar. Dänemark möchte den Fehmarnbelt lieber untertunneln als überbrücken. Das bestätigte ein Sprecher des dänischen Verkehrsministers Hans Christian Schmidt dem Abendblatt. Demnach liebäugeln der rechtsliberale Minister und viele Politiker im Folketing (Parlament) mit einem Absenktunnel, der mit drei Röhren und einer Länge von 17,6 Kilometern Weltrekordmaße hätte. Eine Entscheidung will Schmidt nach einem Gespräch mit Verkehrspolitikern im Folketing in der übernächsten Woche fällen. Im Parlament stehen sechs der sieben Parteien hinter dem Jahrhundertprojekt.

"Die Vorentscheidung ist ein weiterer Schritt auf dem langen Weg zur Beltquerung", sagte die Sprecherin der dänischen Staatsgesellschaft Femern A/S, Inga Karten. Die Gesellschaft plant das Mammutbauwerk, will es ab 2014 bauen und ab 2020 als Schnellverbindung für Autos und Züge zwischen Kopenhagen und Hamburg betreiben.

Mit der Weichenstellung für einen Tunnel folgen die Politiker der Empfehlung von Femern A/S. Deren Gutachter halten die lange favorisierte Schrägseilbrücke nur für die zweitbeste Variante, weil ein Absenktunnel mit 5,087 Milliarden 81 Millionen Euro billiger ist, Schifffahrt wie Vogelwelt nicht gefährdet und schon beim Bau Arbeitsplätze in der Region schafft. Die 89 Tunnelelemente sind mit bis zu 73 000 Tonnen so schwer, dass sie nahe der Baustelle hergestellt werden müssen. Brückenteile ließen sich dagegen auch in China produzieren und in die Ostsee verschiffen.

Angesichts der Megapläne und der vielen Unwägbarkeiten stellt Femern A/S zugleich klar, dass ein Absenktunnel nicht das letzte Wort sein muss. Im Frühjahr will die Gesellschaft ein vertieftes Gutachten zu einem Bohrtunnel vorlegen. Er ist aus Sicht von Umweltschützern das kleinste Übel, aber wohl teurer als ein Tunnel in Kastenbauweise. Die Vorzugsvariante muss zudem die laufenden Umwelttests und ab 2012 die Planfeststellungsverfahren in Dänemark und Deutschland überstehen. Baubeschlüsse werden in beiden Ländern 2013 erwartet, wobei hier wie dort Klagen möglich sind.

Sperrfeuer gegen die Querung schießen nicht nur Naturschutzverbände, sondern auch Urlaubsorte an der Lübecker Bucht. Sie lehnen die Pläne der Bahn zum Ausbau der in Strandnähe verlaufenden Gleisstrecke nach Fehmarn ab und fordern die Verlegung der Trasse. Andere Städte könnten von dem Mammutprojekt profitieren. Lübeck hat sich als Bauhafen für die Querung beworben und hofft auf 1000 zusätzliche Arbeitsplätze, zumal der Konkurrent Kiel auf dem Rückzug ist. Im Rennen ist mit Rostock aber auch ein Hafen in Mecklenburg-Vorpommern.