Überraschung bei Präsentation der Pläne in Eutin. Neben einem abgesenkten ist auch ein gebohrter Tunnel im Gespräch

Fehmarn. Die Dänen bauen bei der Fehmarnbeltquerung auf eine breite Bürgerbeteiligung. Auf Beltveranstaltungen am Freitag auf Fehmarn und am Vortag in Eutin erläuterte die dänische Staatsgesellschaft Femern A/S den Planungsstand und sorgte dabei für eine Überraschung. Trotz der Vorfestlegung auf einen Absenksenktunnel zwischen Fehmarn und Lolland sollen drei weitere Varianten nochmals geprüft werden: die lange favorisierte Schrägkabelbrücke, eine Hängebrücke und ein Bohrtunnel, den Naturschützer für das "kleinste Übel" halten.

"Für den Bohrtunnel gibt es damit eine zweite Chance", sagte der Sprecher der Anti-Querungs-Initiativen, Malte Siegert, dem Abendblatt. Naturverträglicher ist ein gebohrter Tunnel, weil nur elf Millionen Tonnen Aushub anfallen (Absenktunnel 15 Millionen) und anders als bei einem Ausbaggern des Ostseegrunds kein Schlamm an die Strände in der Urlaubsregion verdriften kann. Ein Bohrtunnel birgt aber auch Nachteile. Die Öko-Variante wäre breiter, aufwendiger und teurer.

Mit welcher Querung geplant wird, will Dänemarks rechtsliberaler Verkehrsminister Hans Christian Schmidt (Venstre) spätestens im März bekannt geben. In den folgenden Monaten werden die Umweltuntersuchungen abgeschlossen. Das Planfeststellungsverfahren soll in Deutschland und Dänemark 2012 anlaufen und 2013 abgeschlossen werden, in Deutschland mit einem Planfeststellungsbeschluss, in Dänemark mit der Verabschiedung eines Baugesetzes im Folketing, dem Parlament. Hier wie dort sind Klagen gegen eines der größten Bauprojekte in Europa möglich. Eröffnet werden soll die Querung 2020.

Ein dickes Lob bekommt die dänische Planungsgesellschaft selbst von den größten Kritikern der Querung. Femern A/S versuche, die Bürger zu beteiligen, berichtete Siegert. "Die Dänen bemühen sich, die Deutschen nicht so." Die Schelte gilt dem Bund, der mit Dänemark den Staatsvertrag zur Beltquerung abschloss, seitdem auf Fehmarn aber kaum Flagge zeigt.

Gesprächsbedarf gibt es auch entlang der Lübecker Bucht. Die Badeorte protestieren gegen den Ausbau der Bahnstrecke nach Fehmarn, weil die Trasse in Strandnähe verläuft (siehe Karte). Eine Alternativtrasse lehnt die Bahn bisher aus Kostengründen ab. Berlin kümmere sich nicht um die Sorgen der Bürger, klagte Siegert.

Ganz anders der dänische Verkehrsminister Schmidt. Er fährt demnächst nach Lolland, um mit den Insulanern über die Querung nach Fehmarn zu diskutieren.