Gräben, Bastionen, Kasematten: Die gut erhaltene Festung wird das erste militärgeschichtliche Museum Mecklenburg-Vorpommerns.

Dömitz. Die Festung Dömitz an der Elbe, unmittelbar an der Grenze zu Niedersachsen, soll Mecklenburg-Vorpommerns erstes militärgeschichtliches Museum werden. Die vor rund 450 Jahren erbaute Renaissancefestung zählt in Europa zu den am besten erhaltenen ihrer Art, berichtet Jürgen Scharnweber, der das Regionalmuseum in dem Denkmal leitet.

"Die Festung besteht noch in ihrer ursprünglichen Form, als einzige im norddeutschen Flachland." Unter den vergleichbaren Anlagen von Holland bis Schweden - von Naarden bei Amsterdam über Berlin-Spandau und Kopenhagen bis Göteborg - liege die fünfeckige Festung Dömitz von der Größe her in der Mitte. Zu den "befreundeten Festungen" im Ausland, wie Scharnweber sagt, bestehen gute Kontakte. Alle diese Festungen seien Museen und "touristisch wunderbar erschlossen". "Nur wir in Deutschland tun uns schwer mit Militärgeschichte. Aber das Thema gehört in die Gesellschaft." In Mecklenburg-Vorpommern gibt es Scharnweber zufolge in unterschiedlichen Häusern militärgeschichtliche Sammlungsstücke, aber kein Museum hat die Militärgeschichte als Hauptprofil gewählt. Die Dömitzer Festung, die im Besitz der 3000-Einwohner-Stadt ist, zählt jährlich rund 45 000 Besucher. Das sind nicht wenige, doch sie kommen nicht nur wegen der regionalgeschichtlichen Sammlung, für die Scharnwebers Vater 1953 den Grundstein legte.

Der schier unüberschaubare Bestand umfasst 12 000 Exponate - Hausrat, Möbel, Werkzeug für ländliche Gewerke, Fischerei und Elbschifffahrt, Waffen, Gemälde, Fotos und Dokumente bis über den Mauerfall hinaus. Die Lage an der Westgrenze, Wachtürme und Stacheldraht in Sichtweite, auch das ist Dömitzer Militärgeschichte. Doch die Präsentation in dem maroden Kommandantenhaus erfüllt die Erwartungen nicht. Anziehend sind vielmehr die Festungsmauern, der Graben, die Bastionen, Kasematten, Kanonen hinterm Elbdeich. Die Vorstellung, dass während der Befreiungskriege Anfang des 19. Jahrhunderts einige Tausend Soldaten hier lagen, dass Gefangene hier schmachteten - als berühmtester "Politischer" 1839/40 der niederdeutsche Autor Fritz Reuter (1810-1874). Zu dessen 200. Geburtstag im November öffnete in der sanierten Hauptwache, wo sein Haftraum lag, eine Gedenkstätte. Sie gibt einen Vorgeschmack auf das neue Museum über vier Etagen im Kommandantenhaus. Dafür hat Scharnweber ein Raumnutzungskonzept erarbeitet, zwei Museologen schrieben das Ausstellungsdrehbuch. Zwei große Ankäufe der vergangenen Jahre seien zusammen mit der eigenen Sammlung und Leihgaben ein solider Grundstock für eine Ausstellung, die Militärgeschichte vom 13. bis 21. Jahrhundert darstellt, sagt Scharnweber. Von einem Militaria-Sammler aus Bremen seien Waffen, Bücher, Bilder, Orden, Ehrenzeichen und Schriftdokumente übernommen worden. Eine kleinere Sammlung komme aus Grabow.

Das Museum wird barrierefrei sein, einen Fahrstuhl sowie Hilfen für Hör- und Sehgeschädigte haben und moderne Technik nutzen. "Das ist eine schöne Ergänzung, Multimediatechnik bietet viel mehr an Informationen als Zweidimensionales", sagt Scharnweber. "Aber sie darf den Charakter der eigentlichen Museumsgegenstände nicht überlagern." Der größte Vorteil sei, "Dokumente zu schonen, Urkunden lesbar zu machen, ohne sie in die Ausstellung zu bringen". Unklar ist aber noch, wann das Museum neu eröffnet werden kann. Noch steht die Finanzierung nicht komplett. Für die Erneuerung des Kommandantenhauses sind sieben Millionen Euro veranschlagt. Bislang flossen in die Bauarbeiten, die 2002 begannen, mehr als fünf Millionen Euro. Sie stammen aus der Städtebauförderung des Landes, der Arbeitsförderung, aus kommunalen und europäischen Töpfen.

Unterstützung gibt auch der Förderkreis Festung Dömitz mit knapp 40 Mitgliedern, wie Vorsitzender Hubert Maus berichtet. Sie organisieren ein großes Militärmusikkonzert pro Jahr, werben um Spenden und nutzen ihre Kontakte, um auch mit Sachleistungen zu helfen. "Das größte Projekt im neuen Jahr ist der Nachbau der historischen Zugbrücke", sagt Maus. Wandernde Handwerksgesellen aus mehreren Ländern werden sie errichten. Auch dafür sammelte der Förderverein Geld und fand einen Sponsor für den Transport der Eichenstämme. Den Hauptanteil trage aber das Land. 700 000 Euro kostet laut Ulrich die Zugbrücke.