Der Autozug über den Hindenburgdamm wird strenger kontrolliert. Neues Rettungskonzept soll im Ernstfall für schnelle Hilfe sorgen.

Westerland/Niebüll. Wenn die Stürme über Norddeutschland hinwegziehen, kommt es immer wieder vor, dass die Lebensader nach Sylt zeitweise gekappt wird. Seit geraumer Zeit bringt der Verkehrsfunk häufiger die Nachricht, der Autozug-Verkehr auf die Insel werde eingeschränkt oder eingestellt. Bislang zählten die Brücke nach Fehmarn und die Rader Hochbrücke, die für leere Lkw gesperrt werden, zu den Dauerbrennern.

"Bei Windstärke zwölf wird der Autozug-Verkehr total eingestellt", erklärt Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis. Im Herbst und Winter komme das gelegentlich vor. Ab Windstärke zehn würden auch keine Lkw-Anhänger, leere Lkw und Wohnwagen befördert. Während also Personenzüge so gut wie immer fahren, ist für den Lkw-Verkehr auf der Schiene irgendwann Schluss.

Nicht nur das Sicherheitskonzept wurde angepasst, auch ein neues Rettungskonzept, das ein Arbeitskreis in Nordfriesland erstellt hat, liegt jetzt vor. "Wir haben die Organisation verbessert und sind noch schneller geworden", sagt Christian Wehr, Leiter des Brand-, Katastrophenschutz- und Rettungswesens im Kreis Nordfriesland. "Bei einer großen Schadenslage sind wir mit bis zu 300 Mann ganz schnell an Ort und Stelle. Wir kommen ja von beiden Seiten, von Niebüll und von Sylt." In der Arbeitsgruppe sind neben dem Kreis Nordfriesland auch das Deutsche Rote Kreuz Sylt, die Feuerwehren der umliegenden Gemeinden, das Technische Hilfswerk (THW), die Deutsche Bahn, die Nord-Ostsee-Bahn, die Leitstellen (Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei) sowie die Bundespolizei vertreten. "Derzeit ist das Konzept noch in der Feinabstimmung, aber wenn etwas passieren sollte, greift es schon jetzt", so Christian Wehr.

Im September 2009 war ein Lastwagen auf dem Hindenburgdamm von einer Windböe vom Autozug geweht worden , weil die Ladung zu leicht war. Bei der DB Autozug GmbH hat man seither die Zügel angezogen. Die Ladezettel würden genau kontrolliert, das Gewicht der Fahrzeuge überprüft, so Bahnsprecher Meyer-Lovis: "Pro Meter muss bei einem Fahrzeug das Gewicht mindestens eine Tonne betragen." Was leichter sei, werde festgezurrt. Dazu habe man das Personal aufgestockt.

Die Sicherheitsbemühungen sind auch bei den Kunden nicht unbemerkt geblieben. "Nach dem Unfall ist die Bahn vorsichtiger geworden ist. Die Anhänger und die Lkws werden jetzt immer festgezurrt", sagt Karl Max Hellner, Vorsitzender des Vereins Sylter Unternehmer. "Seit dem tragischen Unfall wird auch das Gewicht kontrolliert, Höhe, Breite und Länge des Fahrzeugs, und die Ladung", so die Erfahrung von Oke Matthiesen, Betriebsleiter der NVAG Logistik GmbH. Die Spedition wickelt seinen Angaben zufolge einen großen Teil des Güterverkehrs nach Sylt ab. "Wer nicht selbst auf die Insel fahren will, kommt zu uns", sagt Matthiesen, dessen Unternehmen auch die Waren mehrerer großer Lebensmittelketten transportiert. Das Unternehmen nutzt den Autozug, lässt seine Waggons aber auch von der CFL cargo Deutschland GmbH transportieren. "Wir fahren immer, auch bei Sturm", sagt CFL-Disponent Stefan Wegner.

Der Hindenburgdamm ist die Hauptversorgungsader für Sylt. Mehr als 13.000 Fahrten im Jahr macht allein der Autozug von Niebüll nach Westerland. Etwa 80 bis 90 Prozent der Waren, die die Nordseeinsel bekommt, würden mit dem Autozug transportiert, so Karl Max Hellner. Kurzzeitige Sperrungen seien aber nicht problematisch. Essen und Getränke würden auf Sylt nicht so schnell knapp werden, sagt der Unternehmer.

Für den Fall, dass trotz der Sicherheitsvorkehrungen doch wieder einmal etwas passiert, hält das Rettungskonzept unterschiedlichste Notfallpläne bereit. "Wir haben spezielle Alarmpläne für unterschiedliche Szenarien", sagt Katastrophenschützer Christian Wehr. "Das geht vom Fall, dass Personen vom Zug geweht werden, weil sie während der Fahrt aus dem Auto aussteigen, bis zu einer Zugentgleisung mit vielen Verletzten."