Nach dem Fährunglück sind an der Ostseeküste Fettklumpen angespült worden. Behörden ermitteln, ob das tierische Fett von der Fähre stammt.

Kiel. Mehr als 1000 Tonnen Schweinefleisch lagerten in Kühltrailern auf der verunglückten Ostseefähre "Lisco Gloria". Das, was nach dem verheerenden Brand davon noch übrig ist, scheint knapp eine Woche nach der Havarie an der schleswig-holsteinischen und dänischen Ostseeküste anzuschwemmen. An den Stränden zwischen Damp und Falshöft sowie von Lindhöft bis Noer in der Eckernförder Bucht entdeckten Anwohner verhärtete Fettreste im Spülsaum.

Die murmel- bis faustgroßen Fettklumpen sollen verbrannt riechen und sind für Vögel lebensgefährlich, da das Fett deren Gefieder verkleben könnte, sagte ein Sprecher der dänischen Wasserschutzpolizei. Bislang seien aber keine verendeten Tiere entdeckt worden. Seine Kollegen aus Kiel sammelten derweil am Montag die klebrigen Klumpen in mühsamer Kleinstarbeit ein. Etwa am Leuchtturm von Falshöft waren sie mit Schaufeln unterwegs, an diesem Strandabschnitt waren die ersten Fettreste bereits zwei Tage nach der Schiffskatastrophe angespült worden.

Dennoch scheint die deutsche Küste noch glimpflich davongekommen sein, an den Stränden Dänemarks sollen die Verunreinigungen ungleich stärker sein. Proben der gelben Substanz werden derzeit in einem Labor untersucht, gab die Polizei in Kiel bekannt. Geklärt werden soll, ob es sich wirklich um tierisches Fett handelt, das von der Fähre stammt. Bereits am Mittwoch vergangener Woche waren in der Flensburger Förde große Fettschlieren auf der Wasseroberfläche entdeckt worden.

Die Unglücksfähre, die noch immer mit einer Schräglage von sieben Grad etwa vier Kilometer vor der dänischen Insel Langeland vor Anker liegt, soll schnellstmöglich ins dänische Odense geschleppt werden, sagte der Sprecher der Reederei DFDS, Gert Jakobsen.

Er geht nicht davon aus, dass die "Lisco Gloria" die Verschmutzung der Küste während ihrer Liegezeit vor der Insel Langeland verursachte. "Dort wurde sie rund um die Uhr überwacht durch Umweltbehörden und Schiffe der Marine", sagte Jakobsen. "Was in den ersten Stunden nach dem Brand geschah, wissen wir jedoch nicht." Jakobsen betonte, am Kai oder auf einer Werft könnten die eine Woche nach der Explosion noch immer bestehenden Feuer besser bekämpft werden, die insbesondere noch auf Deck vier der "Lisco Gloria" lodern.

Mehrere Lastwagen-Ladungen mit Reifen und Baumwolle erschwerten die Löscharbeiten, weil sie sehr lange glühten und die Flammen immer wieder entfachten, sagte Jakobsen. An Bord herrschten noch immer sehr hohe Temperaturen, die das Betreten des Wracks etwa durch Ermittler unmöglich machten. Derzeit wird noch immer verschmutztes Löschwasser aus dem Rumpf gepumpt, das die Stabilität des knapp 200 Meter langen Schiffes enorm beeinträchtigt. Allein in den vergangenen Tagen waren bereits 200 Tonnen Löschwasser geborgen worden. Der Sprecher der dänischen Seenotleitstelle SOK, Kenneth Nielsen, sagte auf Nachfrage, die Fähre könne frühestens heute oder morgen nach Odense geschleppt werden. Die Bergung sei insbesondere von den Wetterbedingungen abhängig, die notwendige Zustimmung der litauischen Behörden sei hingegen nur Formsache.

Die Ostseefähre "Lisco Gloria" geriet in der Nacht zum 9. Oktober nördlich von Fehmarn nach einer Explosion in Brand. Das Schiff war auf dem Weg von Kiel nach Klaipeda (Memel) in Litauen. Alle 236 Passagiere und Crewmitglieder konnten in einer dramatischen Rettungsaktion von der Fähre gerettet werden, 28 Menschen erlitten bei der Havarie Rauchgasvergiftungen. Die Ursache kann erst untersucht werden, wenn die Löscharbeiten beendet sind. Als wahrscheinlich gilt, dass ein defektes Aggregat an einem der Lkws explodiert ist.