Befürchtungen beim Traditionsstandort Kiel nach einem Blitzbesuch des Inspekteurs in der Landeshauptstadt. Es gibt keine Standortgarantie.

Kiel. Der Traditionsstandort Kiel könnte bei der geplanten Strukturreform der Marine erheblich ausgedünnt oder mittelfristig sogar geschlossen werden. Diese Befürchtung schürte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Axel Schimpf, bei einem Blitzbesuch in der Landeshauptstadt. Auf Nachfragen von Soldaten mochte er keine Standortgarantie abgeben. "Kiel ohne Marine ist für uns schlicht nicht vorstellbar", sagte Kiels CDU-Fraktionschef Stefan Kruber. Alarmiert ist auch die Landesregierung, weil die Marine in Kiel ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Ähnliche Sorgen quälen die Politiker in Warnemünde (Mecklenburg-Vorpommern) und Wilhelmshaven (Niedersachsen).

Auch für diese beiden Marinehäfen gab Schimpf keine Bestandsgarantie ab. Der Vizeadmiral verwies auf die verschiedenen Reformszenarien für die Bundeswehr. Demnach soll die Zahl der Soldaten von mehr als 250.000 auf bis zu 150.000 sinken. Betroffen ist auch die Marine. Er halte eine Reduzierung von 16.000 Soldaten im operativen Bereich auf 11.500 für machbar, sagte Schimpf.

Mit der Konzentration der Kräfte dürfte eine Verkleinerung der Flotte einhergehen. Von den 90 Schiffen und Booten könnten mehr als zwei Dutzend ausgemustert werden. Einige Kriegsschiffe sollen mit Mehrfachbesatzung gefahren werden. Für die U-Boote ist das bereits geplant. Eine mögliche Alternative, weniger Einsätze, schloss Schimpf aus. In Zukunft sei eine "kleine, feine, smarte" Marine notwendig.

Die Weichen für das Marinekonzept und damit auch die Entscheidung über die Zahl der Marinehäfen sollen in den nächsten Tagen gestellt werden. In der kommenden Woche will Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) seine Pläne den Fachleuten der Bundestagsfraktionen vorstellen. Klar ist, dass die Marine sich nicht von heute auf morgen umstrukturieren lässt. Schimpf nannte einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren.

Eine abgespeckte Marine benötigt mittelfristig weniger Liegeplätze und Reparaturdocks. Kiel ist hier bisher gut aufgestellt, hat neben dem Marinearsenal die Tirpitzmole, ist Heimathafen der " Gorch Fock ", von Minensuchgeschwadern und anderen Kriegsschiffen. Hauptkonkurrent dürfte Warnemünde sein. Wilhelmshaven, einst wie Kiel Kriegshafen des Kaiserreichs, könnte als Nordseehafen punkten.