Das Opfer soll lange vor der Tat Angst vor dem Schüler gehabt haben. Der Schuldirektor habe aber nicht eingreifen wollen, so der Vater.

Bremen. Lange Zeit lebte die junge Lehrerin aus Bremen in Angst, weil ein Schüler ihr nachstellte. Kurz vor Weihnachten eskalierte die Situation. Der 21-Jährige erstach die Frau auf der Straße. Der Direktor des Gymnasiums habe die ganze Zeit von den Problemen der 35 Jahre alten Lehrerin gewusst, sagte ihr Vater vor dem Landgericht Bremen, wo der 21-Jährige wegen Mordes angeklagt ist. Geholfen habe der Schulleiter seiner Tochter jedoch nicht. Er habe sie sogar daran gehindert, den Schüler wegen Stalkings anzuzeigen.

"Der Direktor hat ihr zu verstehen gegeben, dass das überhaupt nicht in seinem Sinne sei", sagte der 68-Jährige. Seine Tochter hatte im Oktober 2006 nach ihrem Referendariat eine Stelle an dem Gymnasium im niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck angenommen. Kurze Zeit später habe sie ihren Eltern von einem Schüler erzählt, der Schwierigkeiten mache.

"Sie hat gesagt, der Schüler lauere ihr immer wieder auf und wolle Gespräche führen." In den Gesprächen habe der Jugendliche erzählt, dass er sich umbringen wolle. "In der Anfangszeit wollte sie einem Schüler, der Probleme hatte, helfen", erläuterte der Vater. Doch dann wurde der Schüler immer zudringlicher, fing sie regelmäßig vor dem Lehrerzimmer ab und schrieb ihr E-Mails - all das geht aus einem Protokoll hervor, das die Frau auf Anraten ihres Vaters angefertigt hatte und das die Ermittler nach ihrem Tod auf ihrem Computer fanden.

Seine Tochter habe den Direktor gebeten, den Oberstufenschüler in einen anderen Kurs zu versetzen, sagte der 68-Jährige. Doch stattdessen habe er angeordnet, dass sie ihm Einzelunterricht gebe. Monatelang sei sie dem Schüler ausgeliefert gewesen. Der Schulleiter soll am 5. August als Zeuge vor Gericht aussagen.