Bürgermeister Frank Botter sieht in dem Projekt eine “Riesenchance“. Die Wartung der Anlagen werde ein entscheidender Wirtschaftsfaktor.

Helgoland. Der Weg ist frei für den Bau eines milliardenschweren Windparks bei Helgoland. Das kann für die hoch verschuldete Inselkommune nicht nur frischen Wind, sondern vor allem frisches Geld, sprich Gewerbesteuer, und mehr Arbeit, sprich Einkommen, bringen, hofft Bürgermeister Frank Botter. Denn die Anlagen müssen nicht nur gebaut, sondern auch langfristig gewartet werden.

Auch der Geschäftsführer des Projekts, Jens Assheuer von WindMW, ist guter Dinge, da man endlich mit dem Bau beginnen kann. Nach langem Rechtsstreit hat ein Mitbewerber, die Oldenburger Windpark-Firma "Sandbank", eine Klage gegen die Baugenehmigung für WindMW zurückgezogen. Das Unternehmen darf nun rund 20 Kilometer nordwestlich von Helgoland 80 Windanlagen bauen, die rund 400 Megawatt Strom erzeugen sollen. Damit könnten, so wirbt die hauptsächlich vom amerikanischen Investmentunternehmen Blackstone finanzierte WindMW aus Bremerhaven, eine halbe Million Menschen mit Strom versorgt werden.

Wann genau mit dem Bau gestartet wird, ist noch offen. Manager Assheuer geht aber davon aus, dass nach jetziger Planung Ende 2013 alle 80 Anlagen am Netz sind. Zurzeit laufen die Gespräche mit den Anlagenbauern von Repower und Siemens, je nach Anlagentyp wird dann eine Investition in Höhe von einer oder 1,4 Milliarden Euro fällig.

Der WindMW-Geschäftsführer verhandelt derweil intensiv mit dem Inselbürgermeister, dem Pinneberger Landrat, dessen Landkreis Helgoland mitverwaltet, und dem Kieler Wirtschaftsminister über Details des Projekts. Das Windenergie-Unternehmen benötigt auf der Insel Flächen für einen Reparatur- und Servicebetrieb.

Insel-Bürgermeister Botter sieht in dem Windpark eine "Riesenchance für Helgoland". Vor allem die regelmäßige Wartung der Windanlagen werde ein entscheidender Wirtschaftsfaktor sein. Für jede der 80 Windanlagen seien fünf Wartungstage veranschlagt, so Botter, "macht 400 im Jahr". Im Schnitt wird also mehr als ein Schiffstransport mit Material und Wartungspersonal täglich im 23 Kilometer entfernt liegenden Windpark eintreffen. "Das ist eine Zukunftsperspektive für unsere Seeleute." Bei den Schiffsführern der Börteboote, deren Bedeutung angesichts des zurückgehenden Tagestourismus immer geringer wird, handele es sich ausnahmslos um ausgebildete Kapitäne, so Botter. "Die werden gebraucht." Ebenso qualifizierte Handwerker. Bei seinen Verhandlungen mit Firmen, darunter national und international tätige Großunternehmen, sei die Bereitschaft da, qualifizierte Personen, etwa Energieanlagen-Elektroniker, einzubeziehen. Auch Weiterbildungen von Insulanern für das benötigte berufliche Spektrum sind angedacht.

Dazu kommen die Niederlassungen der Wartungs- und Betreiberfirmen des Windparks, die Areale dafür sollen am Südhafen bereitgestellt werden. Das Problem: Das von den Windmüllern begehrte Gelände im Süden Helgolands ist noch im Besitz des Bundes. Botter verhandelt derzeit mit dem Bund über die Konditionen. "Wir wollen das noch vor Ostern schaffen", sagt er. Spätestens 2011 sollen alle Anlagen am Hafen stehen.

Der Handel und das soziale Leben würden ebenfalls profitieren, prophezeit Insulaner Botter. Immerhin stellt die Gemeinde ein Baugebiet auf dem Oberland bereit, besonders im Fokus sind junge Leute. Die braucht Helgoland dringend, denn mangels beruflicher Perspektiven haben viele junge Helgoländer in der Vergangenheit die Insel verlassen.