Kontrollen der Polizei, Aufklärungskampagnen für junge Fahrer und sichere Autos machen sich bemerkbar. Aber: Zahl der Unfälle steigt.

Hannover. 542 Menschen sind 2009 auf den niedersächsischen Straßen tödlich verunglückt, 53 oder umgerechnet 8,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Und dies, obwohl die Zahl der Unfälle insgesamt weiter zugenommen hat auf 201 000, eine Steigerung um 6,6 Prozent. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Toten von damals 918 kontinuierlich um 41 Prozent gesunken.

Innenminister Uwe Schünemann (CDU) führte dies gestern bei Vorstellung der Unfallstatistik in Hannover vor allem auf gezielte Aktionen für junge Fahrer sowie die gestiegene Kontrolldichte zurück. Tatsächlich ist der wichtigste Grund für den bundesweit positiven Trend nach Einschätzung der Unfallforscher in immer besserer Technik und geänderter Fahrweise zu finden. Prof. Dietmar Otte, Projektleiter Unfallforschung an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): "Die Sicherheitssysteme im Auto greifen, und die Autofahrer sind inzwischen langsamer und defensiver unterwegs." (Siehe auch Text rechts).

Zum deutlichen Rückgang der tödlichen Unfälle im vergangenen Jahr hat am stärksten die Gruppe der jungen Fahrer beigetragen. Zwar kommen die meisten Todesopfer mit 111 immer noch aus der Altersklasse der 18- bis 24-Jährigen, gegenüber dem Vorjahr aber sank die Zahl um 26 oder umgerechnet knapp 20 Prozent. Besonders erfreulich aus der Sicht des Ministers: Die Zahl der getöteten Kinder hat sich noch einmal um drei auf zwölf reduziert. Auch die Zahl der getöteten Senioren (älter als 65 Jahre) sank um rund vier Prozent auf 116.

Dass die Autofahrer über die Jahre eine veränderte Einstellung zu den Gefahren im Straßenverkehr und hier auch zu Alkohol, Drogen und Medikamenten entwickelt haben, lässt sich ebenfalls belegen. Gegenüber dem Vorjahr ging die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss um vier Prozent auf knapp 4000 zurück, verglichen mit dem Jahr 2000 mit knapp 17 500 Trunkenheitsfahrten wird die langfristige positive Entwicklung noch deutlicher.

Nach einem rasanten Anstieg der Fahrten unter Drogen- oder Medikamenteneinfluss von knapp 700 im Jahr 2000 auf mehr als 7000 im Jahr 2008 ist hier im vergangenen Jahr ein deutlicher Rückgang eingetreten - auf 5850. Schünemann verwies zu dieser Entwicklung auf die deutliche Verstärkung der Kontrollaktivitäten: "Damit ist die Abschreckung deutlich erhöht worden." In einem Flächenland wie Niedersachsen ist die Zahl der sogenannten Baumtoten besonders hoch, im Jahr 2009 sank sie gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent auf 156. Hier setzt die Polizei inzwischen verstärkt nicht nur auf Geschwindigkeitsmessungen vor allem auf Landstraßen, sondern auch auf neue Fahrbahnmarkierungen, die ähnlich wie auf Autobahnen eine Vibration auslösen, wenn der Fahrer von der Straße abkommt.

Gegen den Trend entwickelten sich die Zahlen auf Autobahnen. Hier gab es zwar auch einen Rückgang der Toten um zwei auf 54, aber zugleich stieg die Zahl der Schwerverletzten um mehr als 18 Prozent auf 505 Menschen.

Den Anstieg der Unfälle insgesamt führen die Statistiker vor allem auf widrige Straßenverhältnisse im Winter 2008/2009 zurück.

Über die Entwicklung der Verkehrssicherheit sagen die Gesamtunfallzahlen nach Einschätzung der Experten ohnehin nur wenig aus: Nur etwa die Hälfte der Unfälle wird der Polizei gemeldet.