Er arbeitete früher auf der “MS Deutschland“. Jetzt soll der Rentner etliche Boote im Kieler Yachthafen ausgeraubt haben.

Kiel/Hamburg. Beruf Traumschiff-Kapitän - da denkt man an weiße Uniformen, souveränes Auftreten und tägliche Captain's Diner. Doch ein früherer Kreuzfahrtschiff-Kapitän aus Norddeutschland hat jetzt offenbar einige Jahre nach seiner Pensionierung noch eine ganz andere Seite seiner Fähigkeiten gezeigt. Und die passen so gar nicht in das noble Bild: Der 67 Jahre alte Seemann steht nach einem Bericht der "Kieler Nachrichten" unter einem schweren Verdacht: Er soll im Kieler Yachthafen Schilksee etliche Boote ausgeraubt haben.

Nautische Geräte, teure elektronische Ausrüstung, Segelbekleidung und sogar Bettwäsche und Gardinen im Wert von mehreren Zehntausend Euro soll er im vergangenen Sommer aus verschiedenen Yachten gestohlen haben - ohne dass es zunächst einen Verdacht gab. Der ins Visier der Ermittler geratene frühere Kapitän der "Berlin" und des ZDF-Traumschiffs "Deutschland" der Deilmann-Reederei hatte während der Sommersaison 2009 selbst eine Segelyacht in Kiel liegen. "Der Mann ist hier immer recht forsch aufgetreten", sagt Michael Braun, Betriebsleiter der Kieler Sporthäfen. Die Häfen würden allerdings nachts von einem Wachdienst regelmäßig überprüft. Dabei sei der Mann dann eines Tages aufgegriffen und die Polizei benachrichtigt worden.

Die Wasserschutzpolizei in Kiel selbst wollte die Identität und das Alter des Verdächtigen allerdings nicht bestätigen und verwies auf das aktuelle Ermittlungsverfahren. Danach habe es im Spätsommer 2009 im Bereich der Strander Bucht bei Kiel etliche Einbruchsdiebstähle auf Sportbooten gegeben. Die Ermittlungen des Zentralen Fachdienstes Kiel hätten schnell zu dem Verdacht geführt, dass es der Täter bei seinen Beutezügen auf Zubehör eines ganz bestimmten Yachttyps abgesehen hatte. "Beispielsweise stellte ein Geschädigter nach einem Einbruch fest, dass der Täter ein zweites Mal an Bord gewesen war", so Frank Otte, Sprecher des Wasserschutzpolizeireviers Kiel.

Im Großraum Wilhelmshaven sei dann bald ein Tatverdächtiger ermittelt worden. Bei Durchsuchungen in seinem Wohnhaus und in seiner Yacht seien schließlich etliche Gegenstände gefunden worden, die aus den Diebstählen von Kiel stammen. Insgesamt acht Taten konnten dem Yachtdieb dabei bisher nachgewiesen werden.

Den "Kieler Nachrichten" zufolge bleibt der Mann jedoch zunächst auf freiem Fuß. Zudem untersuche die Wasserschutzpolizei jetzt einen Zusammenhang mit weiteren Yacht-Diebstählen. Der Verdächtigte selbst soll gegenüber Staatsanwaltschaft und Polizei bislang keine Aussage gemacht haben.

Sollte er nun eine Vorladung nach Kiel bekommen, dürfte er den Wasserschutzbeamten vor Ort jedoch gut bekannt sein. Allerdings in einer ganz anderen Erinnerung: Als Traumschiff-Kapitän soll er mit seinen großen Kreuzfahrtschiffen regelmäßig gern gesehener Gast in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt gewesen sein.