Viele wünschen sich gar keine Geschenke, sondern dass der Vater aus Afghanistan zurückkommt oder wieder Arbeit hat.

Himmelpforten/Nikolausdorf. Für den Brief an den Weihnachtsmann hat sich Laura richtig viel Mühe gegeben. Schließlich soll ihr wichtigster Wunsch schnell in Erfüllung gehen. "Ich wünsche mir, dass mein Papa gesund aus Afghanistan zurückkommt", schreibt die Zehnjährige in Schönschrift. Auch wenn die himmlische Macht der Mitarbeiter in den drei niedersächsischen Weihnachtsmann-Postfilialen dafür nicht ausreicht - für einen persönlichen Antwortbrief reicht sie auf jeden Fall.

Mehr als 100 000 Briefe an den Weihnachtsmann haben die freiwilligen Helfer in Himmelpforten bei Stade, in Nikolausdorf (Landkreis Cloppenburg) und im Hildesheimer Stadtteil Himmelsthür in diesem Jahr beantwortet. Darunter findet sich auch immer mehr Post von erwachsenen Briefeschreibern. "Alleinstehende über 40 Jahre schreiben immer häufiger an den Weihnachtsmann - meist jedoch ohne Absender", sagt Wolfgang Dipper vom Weihnachtsmannbüro in Himmelpforten. Die meisten wollten nur ein wenig seelischen Ballast loswerden und erwarteten keine Antwort, erklärte Chefweihnachtsmann Dipper. "Wir versuchen dann, sie mit ein paar netten Worten zu trösten." Wenn es einen Absender gibt.

Genauso halten sie es auch in Himmelsthür: Jeder Brief mit Absender wird beantwortet. Auch hier kommt mehr Post von Erwachsenen, und das reicht von der jungen verlassenen Ehefrau mit Kind bis hin zu Menschen, die die erste Weihnacht ohne den verstorbenen Ehepartner regelrecht fürchten. Hinzu kommen Menschen, die in schlechten Zeiten nicht mehr mit dem Geld auskommen. "Die Briefe spiegeln auch ein Stück weit die Wirtschaftslage wider", sagt Karl-Heinz Dünker vom Postamt Himmelsthür. Nach seiner Erfahrung wollen viele Erwachsene einfach einmal loswerden, was sie bedrückt. "Bitte, lesen Sie diesen Brief!", hat eine Frau groß an den Anfang gesetzt; "in tiefer Verzweiflung" beginnt eine 44-Jährige ihren Brief nach Himmelsthür. Andere haben keine konkreten Wünsche aber schildern über viele Seiten eine ganze Lebensgeschichte.

Doch der Großteil der Post, die bei den drei niedersächsischen Weihnachtsmann-Postfilialen eingeht, kommt natürlich von den Kindern - meist Grundschüler. Insgesamt sind in Himmelpforten etwa 45 000 Briefe aus Deutschland und aller Welt eingegangen. Den längsten Weg haben drei Briefe aus Neuseeland hinter sich. Die 29 Mitarbeiter um Dipper beantworten in diesem Jahr auch Post aus Brasilien, China, Australien und Japan. "Es waren diesmal etwas weniger Briefe als im vorigen Jahr. Aber das war gut für uns. So mussten wir keine Sonderschichten einlegen." In dem Antwortbrief senden die fleißigen Helfer eine weihnachtliche Geschichte und manchmal auch persönliche Zeilen an den Absender. "Täglich gehen etwa 2000 Briefe ein. Da haben wir alle Hände voll zu tun", sagt Himmelsthür-Postmann Dünker.

Insgesamt waren es rund 53 000 Briefe. Für die Beantwortung der Briefe aus Asien haben er und seine acht Mitarbeiter sogar mit dem Chinesisch-Kursus der örtlichen Hochschule zusammengearbeitet. Dünker hat festgestellt, dass die Spielekonsole "Wii" in diesem Jahr ganz oben auf der Wunschzettel-Liste steht. Auch Laptops, Lego-Bausteine, Digitalkameras und Handys erfreuen sich weiterhin größter Beliebtheit. Neu ist in diesem Jahr der Wunsch nach der Perücke der Sängerin Lady Gaga. "Aber auch die klassischen Geschenke wie die Babypuppe und die Eisenbahn sind noch zu finden."

Diese Erfahrungen hat auch Hubert Wedehage vom Weihnachtspostamt in Nikolausdorf (Kreis Cloppenburg) gemacht, der insgesamt rund 6500 Briefe gezählt hat. Seine 20 ehrenamtlichen Helfer haben einen Monat lang jeden Abend für ein bis zwei Stunden die Weihnachtspost aus aller Welt beantwortet. Deutschlandweit gibt es sieben Postämter des Weihnachtsmannes, um die sich die Post oder die Gemeinden selbst kümmern. Neben den niedersächsischen Filialen gibt es noch Zweigstellen in Himmelpfort (Brandenburg), Engelskirchen (Nordrhein-Westfalen), St. Nikolaus (Saarland) und Himmelstadt (Bayern).

Die Kinder, die den niedersächsischen Helfern schreiben, sind mit ihren Wünschen auch politisch auf der Höhe der Zeit. "Der Klimawandel spielt ein große Rolle. Sie haben Angst davor, dass der Eisbär ausstirbt oder dass das Hochwasser ihr Haus kaputt macht", sagt Wolfgang Dipper. Manche wünschen sich gar keine Geschenke - sie wollen nur, dass Mama oder Papa bald wieder Arbeit haben.