Hans-Heinrich Sander forderte gestern die schwarz-gelbe Bundesregierung auf, für den Klimaschutz umgehend den Atomausstieg umzukehren.

Hannover. Knapp die Hälfte des in Niedersachsen erzeugten Stromes kommt aus Kernenergie. Und mindestens nach dem Willen von Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) soll es dabei auch noch lange bleiben. Er forderte gestern in Hannover die schwarz-gelbe Bundesregierung auf, für den Klimaschutz umgehend den Atomausstieg umzukehren, die Restlaufzeiten zu kippen. Auch das Moratorium für die Erkundung des Gorlebener Salzstocks als Endlager für hoch radioaktiven Müll solle schnell aufgehoben werden.

Weltweit rechnet Sander sogar mit einem Ausbau der Kernenergie: "Anders sind die Klimaschutzziele nicht zu erreichen." In Deutschland wird es nach seiner Einschätzung zwar keinen Neubau geben, aber er verlangt von der Bundesregierung, mit Entscheidungen nicht bis nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2010 zu warten.

Konkret will er, dass alle Atommeiler bis Mitte kommenden Jahres genau gleichen "Sicherheitschecks" unterworfen werden und bei Gewährleistung dieser Sicherheit künftig ohne Begrenzung am Netz bleiben können. Ausdrücklich verlangt er schnelles Handeln auch für die seit fast zehn Jahren ausgesetzte Erkundung von Gorleben. Werde die Arbeit dort nicht umgehend wieder aufgenommen, drohe der gültige Rahmenbetriebsplan Ende März 2010 auszulaufen.

Ohne Änderung des von der rot-grünen Bundesregierung 2000 mit der Energiewirtschaft ausgehandelten Atomausstiegs würde in Niedersachsen mit dem AKW Unterweser 2011 der erste von drei Reaktoren abgeschaltet. Grohnde würde 2017 und Emsland 2020 folgen. Längere Laufzeiten sollen helfen, dass Niedersachsen das Klimaziel erreicht, gemessen am Jahr 1990 bis 2020 den Ausstoß an CO2 um 40 Prozent zu senken.

Neben der Kernenergie und dem Ausbau der Windkraft vor allem in der Nordsee sieht Minister Sander die größten Potenziale für Klimaschutz in der Gebäudedämmung. Derzeit seien die privaten Haushalte mit 25 Prozent nach Gewerbe und Industrie der zweitgrößte Erzeuger von CO2 vor allem wegen der Heizung: "In unseren Gebäuden schlummert das größte Potenzial zur Energieeinsparung."